[O-Ton] Neues zum Thema Leerstand, Präsentation des Buches „Wer geht leer aus?“ – PK der IG Kultur Wien (15.12.2014)
Aufzeichnung der Einstiegsreferate der Pressekonferenz.
Aussendungstext der IG Kultur Wien dazu:
Leerstands-Petitionen erfolgreich
„Das Ziel wurde erreicht! Beide Petitionen haben mehr als die erforderlichen Unterschriften“, leitete Willi Hejda von der IG Kultur Wien die Pressekonferenz am 15.12. im Future Lab ein. Damit wird die Petition auf der Bundesebene in Kürze offiziell zum Unterzeichnen freigeschaltet und Anfang 2015 der Wiener Gemeinderat Stellung zu dem Thema beziehen müssen. „Wir erwarten uns dadurch konkrete Aussagen von Seiten der stadtverantwortlichen PolitikerInnen. Denn obwohl 2010 im Regierungsübereinkommen eine Agentur für Zwischennutzung festgeschrieben worden ist, ist noch nichts davon zu sehen.“ Verhandelt werde hinter verschlossenen Türen, kritisiert Hejda. „Es passiert keine wirkliche Einbindung von denen, die sich auskennen.“ So fordert er einen NutzerInnenbeirat, der mitbestimmt, wie die Schnittstelle ausschauen soll. Allgemein kritisiert er fehlende Kommunikationsstrukturen und Kooperationsbereitschaft innerhalb der Stadt. Es gibt kaum Kooperation zwischen einzelnen Geschäftsgruppen, Wissen, vor allem kritisches, wird nicht mit einbezogen. Auch gehe der Fokus auf Zwischennutzung an den Interessen der meisten NutzerInnen vorbei. „Es braucht einen Fokus auf Leerstandsnutzung, nicht auf Zwischennutzung“, so Hejda, denn Nachbarschaftsbegegnung und viele soziale, künstlerisch, kulturelle und kreative Projekte brauchen langfristige Perspektiven. „Die Stadt kann politischen Willen zeigen, indem sie das Thema mutig anpackt, den eigenen, städtischen Leerstand transparent macht und zur Nutzung freigibt“, so Hejda. Sonst sei der Diskurs nur heiße Luft. „Anstatt Leerstand zu belohnen, müssen die Verantwortlichen endlich durchdachte und konkrete Schritte setzen, um Leerstandsöffnung zu ermöglichen“, fordert Hejda vehement.
Buch: Wer geht leer aus ?
„Leerstand als solches ist nicht das Problem. Es geht um den ungedeckten Bedarf nach leistbarem Wohn- und Arbeitsraum. Das Problem ist die soziale
Ungleichverteilung an Raum in Wien – Leerstand ist dafür ein deutliches Symptom“, so erläutert im Anschluss Mara Verlic, Mitherausgeberin des neu erschienenen Buches „Wer geht leer aus? Plädoyer für eine andere Leerstandspolitik.“ Das Buch schreckt nicht davor zurück, grundsätzliche Fragen zu stellen und das Thema Leerstand mit anderen städtischen Feldern in Verbindung zu bringen.
Welche Rolle spielt spekulativer Leerstand am Wiener Wohnungsmarkt? Das ist eine der Fragen, die untersucht wird.
Leerstand ist die Kehrseite von steigenden Mietpreisen – Zwangsräumungen stellen dabei die Spitze eines Leistbarkeitsproblems dar. Erst kürzlich fand eine Zwangsräumung in Ottakring breite mediale Beachtung und stellt damit deutlich die zentrale Frage des Buches: Wer geht leer aus?
Durch ein Interview mit dem Architekten von vinzirast mittendrin werden Leerstand und Obdachlosigkeit in Verbindung gebracht. Ein Interview mit den VeranstalterInnen des Kulturfestivals SOHO in Ottakring beleuchtet die ambivalente Position, die Kunst in der temporären Benutzungen von Räumen einnehmen kann: Ein wichtiger Beitrag zur Leerstandsdebatte, da die Stadt Wien die Nutzung von Leerstand ausschließlich auf die Etablierung „kreativer Räume“ verengt, anstatt unterschiedliche Nutzungskonzepte zu ermöglichen.
In anderen Beiträgen des Buches werden Möglichkeiten einer tatsächlich partizipativen Stadtgestaltung behandelt. „Kann der Umgang mit Leerstand Einstiegspunkt für eine andere Stadtpolitik sein, in der Nutzung von Raum Priorität gegenüber dem Eigentum an Raum hat?“, fragte Verlic abschließend. „Wer geht leer aus?“ findet darauf vielfältige Antworten und setzt damit ein klares Plädoyer für eine andere Leerstandspolitik!
Erschienen ist das Buch im Verlag edition mono/monochrom unter einer Creative-Commons-Lizenz und kann auch als Online-Version gratis downgeloadet werden auf http://wergehtleeraus.igkulturwien.net.
Per Mail an leerstand@igkulturwien.net kann es für 15 Euro (inkl. Versandkosten österreichweit) bestellt werden.
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