„Nicht mehr“ von Evelina Jecker Lambreva
Das Buch, dass ich Ihnen heute vorstellen möchte heißt, wie schon erwähnt, „Nicht mehr“ und stammt von Evelina Jecker-Lambreva. Bleiben wir kurz bei der Autorin. Jecker-Lambreva wurde 1963 in Stara Zagora, Bulgarien geboren. und arbeitet als niedergelassene Psychiaterin in Luzern und als Klinische Dozentin an der Universität Zürich. Einem größeren deutschsprachigen Publikum wurde sie durch ihren ersten auf Deutsch geschriebenen Roman „Vaters Land“ bekannt, der 2014 im Wiener Braumüller Verlag erschienen ist. Ebenfalls im Braumüller-Verlag ist nun auch „Nicht mehr“ erschienen. Auch dieser Roman von Jecker-Lamberva auf deutsch verfasst. Eine Bulgarin die in der Schweiz wohnt, Psychiaterin ist und Bücher auf Deutsch schreibt. Alleine diese Kombinationen sind schon sehr interessant. Ich unterstreiche das, weil der Roman auch aus all diesen Ressourcen schöpft. Jecker-Lambreva beschreibt darin fünf Menschen die an einem Scheidepunkt ihres Lebens angekommen sind und mit dem was ist, bewusst brechen oder brechen müssen. Jede Geschichte wird einzeln erzählt, aus dem Blickwinkel der jeweiligen Person. Die Autorin verknüpft diese Biographien im Laufe des Buches miteinander und spinnt ein sozial-emotionales Netz zwischen ihnen. Der Leserin, dem Leser tritt das natürlich anders gegenüber. Sie erkennen immer mehr, dass die Leben dieser Menschen verbunden sind. Man taucht also in eine Beziehungswelt ein die man mit jeder Buchseite klarer erkennt. Das ist ein sehr klug gesetztes Spannungselement das die Lesenden – wenn sie schon einmal die Fährte dieser Menschen aufgenommen haben – fast zwingt ihr weiter zu folgen. Denn sonst passiert nichts wirklich außergewöhnliches. Leben eben. Aber so spannend und gleichzeitig behutsam erzählt, dass es einen nicht mehr loslässt.
Allen Figuren ist gemeinsam, dass sie auf irgendeine Weise scheitern und durch eine mehr oder minder tiefe Krise gehen. Und fast alle schaffen es auch aus dieser wieder heraus treten zu können. Manche sogar gestärkt. Andere geläutert. Das die Autorin Psychiaterin ist ist hier nicht unbedingt erkennbar, aber wenn man es weiß und beim Lesen mitdenkt, so bekommen die Charaktere noch mehr tiefe.
Diese Qualität der Menschenzeichnung ist aber nicht gleich verteilt. Bei einigen gelingt es sehr gut, bei anderen Figuren schimmert ihre Konstruiertheit aber bis zum Schluss durch. Alles in allem ist es aber ein Buch das man gerne liest und dass man – so ist es zumindest mir ergangen – auch mit Gewinn liest.
Die Musik der Sendung stammt von Sinvonia de Cernaval. Anna Lang: cello, piano // Alois Eberl: trombone, accordion
Die Textpassagen wurden von Angelika Miesberger gelesen.
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