Nein zu Tempo 140 oder noch mehr auf Autobahnen! Kommentar (7:49min)

22.12.2017

In einem Artikel in der Kleinen Zeitung vom 21. Dezember 2017 spricht der neue Verkehrsminister Norbert Hofer davon 140 km/h (oder noch mehr) auf Autobahnen zulassen zu wollen.  

Jutta Matysek hat nachrecherchiert wie sich so eine Maßnahme auswirken würde und diesen Kommentar verfasst:

Wie will der neue Infrastrukturminister dann irgendwelche Grenzwerte für Luftschadstoffe oder Lärm einhalten? Oder will er die gar nicht einhalten? Will er die Gesundheit der Bevölkerung auf dem Altar der Geschwindigkeit opfern? Mit dem Tempo steigt Lärm und Schadstoffausstoß (natürlich auch der Treibstoffverbrauch) überproportional an, wie seit langem bekannt ist:

Welche Vorteile haben Tempolimits auf Autobahnen?

„Weniger Schadstoffe, weniger Treibstoffverbrauch, weniger Lärm und mehr Verkehrs­sicherheit: Pro gefahrenem Kilometer emittiert ein PKW bei Tempo 100 statt Tempo 130 im Schnitt um 25% weniger Stickoxide und um 20% weniger Feinstaub. Zusätzlich reduziert man durch die niedrigere Geschwindigkeit die CO2-Emissionen um rund 16% und spart damit ebenso viel Treibstoff.“ brisante Fakten von der Seite des Umweltbundesamtes.

„Gegenüber 130 km/h bedeuten 100 km/h bei Pkw eine Abnahme des Pegels um 3 dB. Die gleiche Lärmreduktion würde bei einer Reduktion des Verkehrsaufkommens auf die Hälfte erzielt werden.“ eine Grafik die zeigt, dass Lärm nicht linear ansteigt findet sich ebenso auf der Seite des Umweltministeriums.

„Experten wissen, dass durch höhere Geschwindigkeitsunterschiede (Lkw dürfen weiterhin nicht schneller fahren) mehr Staus entstehen. Je schneller manche Lenker fahren, desto mehr und heftigere Bremsmanöver gibt es. Und desto mehr Stau bildet sich. Damit sinkt die Durchschnittsgeschwindigkeit. Denn die ideale Durchflussmenge kann mit Tempo 80 erreicht werden. Das ist auch der Grund, warum dieses Limit auf vielen Stadtautobahnen und bei den meisten Baustellen vorgeschrieben ist.“(..)

Treibstoff Verbrauch steigt bei 120 km/h extrem an

„Bei der deutschen Führerscheinprüfung gibt es die Frage, um wie viel der Treibstoffverbrauch bei Tempo 160 verglichen mit 130 steigt. Die möglichen Antworten sind fünf, zehn oder 35 Prozent. Wobei hier nur berechnet wird, dass diese Geschwindigkeit konstant gefahren wird und es zu keiner Beschleunigung kommt. Die richtige Antwort ist 35 Prozent. Auf solche Ergebnisse kamen auch zahlreiche Auto-Fachmagazine bei Tests. Das Problem ist, dass bei 120 km/h der Verbrauch extrem zu steigen beginnt. Deshalb wurde die Höchstgeschwindigkeit in Österreich in den 70er-Jahren wegen der Ölkrise auf 130 festgesetzt. Sie wurde beibehalten, weil es eben weniger Tote gab,

Die Folgen eines höheren Tempolimits auf Autobahnen wären somit mehr Spritverbrauch, mehr Opfer und mehr Staus – bei (darüber kann man streiten) wenig oder vermutlich gar sogar keiner Zeitersparnis für den einzelnen. Auch deshalb wurde der 160er-Test des FPÖ-Verkehrsministers Hubert Gorbach rasch wieder zu Grabe getragen.“

aus: “ Tempo 160: Teurer, gefährlicher und mehr Stau“  Kurier 21.12.2017

Die Zukunft hat andere Bedürfnisse: Die Entschleunigung der Beschleunigung

„In Zukunft werden wir unseren Zugang zum Beschleunigungsmantra der modernen Gesellschaft hinterfragen müssen. Es wird darum gehen, nicht das Höchsttempo als den bestimmenden Faktor der mobilen Gesellschaft von morgen zu betrachten, sondern vielmehr die Art der Fortbewegung. Entscheidend wird sein, wie wir – qualitativ gesehen – am besten ans Ziel kommen.

Hohe Flexibilität und permanentes Unterwegssein, die Verdichtung des Alltags und der Arbeitswoche werden von nicht wenigen Menschen als Belastung empfunden. Deshalb sucht gerade die hypermobile Gesellschaft nach Möglichkeiten der Entschleunigung. Die zentrale Lebensknappheit ist nicht mehr der Mangel an Waren, sondern der Mangel an Zeit. Zeitwohlstand wird zur Luxuserfahrung, wertvoller als teure Produkte. Die Steigerung der Lebensqualität wird immer mehr mit der Devise verbunden sein: besser statt schneller. Wir werden ein steigendes Bewusstsein für die Sinnhaftigkeit und den Nutzen umfassender Mobilität erleben. Die Notwendigkeit permanenten Unterwegsseins wird häufiger hinterfragt, Menschen setzen wieder stärker auf temporäre mobile Entschleunigung setzen. Radfahren und Zufußgehen rücken als entschleunigende Mobilitätsformen zurück in den Fokus. “ aus: „Zukunft der Mobilität: Besser nicht schneller“ Zeit online

Ein Grund mehr: Stopp Autobahnplanung und -bau!

Je weniger Infrastruktur zum Schnellfahren gebaut wird desto besser.

Siehe A5: Bereits am Tag der Eröffnung gab es Beschwerden wegen der großflächigen Verlärmung bisher ruhiger Landschaft. Wie würde das erst sein, wenn die TEN Nr. 25 als Trans european Network, als internationale Schwerverkehrsachse durchgängig von Danzig an der Ostsee bis nach Wien befahrbar ist?
Und A5 und eine S1 Lobauautobahn ein Teil davon sind?
Lieber heute Autobahnplanung und -bau stoppen und (Güter)Verkehr auf die Schiene!

Em.O.Univ.Prof. Dr.phil. Helga Kromp-Kolb, die führenden Klimaforscherin von Österreich hat schon vor einigen Jahren bei einer Veranstaltung gegen die geplante Lobau-Autobahn gesagt, dass wir im Bewußtsein des fortschreitenden Klimawandels nicht nur

„..keine neuen Autobahnen mehr bauen, sondern sogar über den Abriss bestehender nachdenken sollten.“

Hier ein sehr sehenswertes Video von ihr zum Klimawandel. 

 

Infos dazu finden sich auf der Homepage der BürgerInitiative Rettet die Lobau – Natur statt Beton

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Thema:Politics Radiomacher_in:Jutta Matysek Jutta.Matysek (at) gmx.at
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