Nachtfahrt: Les Coeurs des Vampires (Perlentaucher VII)
In dieser Spezialausgabe wollen wir die vielfältigen Aspekte und Assoziationen der Vampir-Metapher aufsuchen – und versuchen, einige davon ihrer stereotypen Klischees zu entkleiden. Wir wollen nämlich endlich wieder einen klaren Mythos, der unseren eigenen Phantasien Raum bietet zum Eintauchen, Nachtschwärmen und Verspieltsein…
Ausgehend vom amerikanoid aufgekochten Gruselgenre unzählbarer Filme und Fernsehserien, die einen auf Mode und Pose abzielenden Pseudovampirismus verbreiten, einigen wir uns zunächst auf die immerhin etwas interessantere Literaturvorlage von “Interview mit einem Vampir” – “Gespräch mit einem Vampir” von Anne Rice, um dergestalt dialogisch mit unserer eigene Seelenreise zu beginnen. Es gibt nämlich durchaus künstlerische Arbeiten am Archetyp des Vampirs, die nicht zur Erstarrung und Verblödung des Konsumtrottels gereichen, sondern sogar zur schöpferischen Weiterentwicklung und Selbstgestaltung des Lebenshungrigen einladen.
Wie zum Beispiel auch die von erwähnter Vampirchronik ausgehende Verfilmung “Queen of the Damned”, in welcher Lestat aus seiner lebensüberdrüssigern Lust an Provokation und Auflehung beschließt, Frontman einer Rockband zu werden, welche justament neben seinem Sarg-Schlafgemach zu proben beginnt. Oder andererseits die jüngste schwedische Themenerweiterung “So finster die Nacht” (Låt den rätte komma in) von John Ajvide Lindqvist, 2008 kongenial verfilmt durch Tomas Alfredson – die treffliche FM4 Kritik dazu. Hier findet auch die gesamte Vampir-Metaphorik ihren vorläufigen Höhepunkt an Abstraktion und Verdichtung: der Archetyp taucht als 12jähriges Mädchen in einer Stockholmer Vorstadtsiedlung auf und durchlebt sämtliche Metaebenen vampirischer Seinszustände in einer zaghaft aufkeimenden Liebesbeziehung mit einem schüchtern-introvertierten gleichaltrigen Jungen. Und das ist purer Sex. Unmöglich? Ätsch!
Zu den Gesprächen über diese Filme und ihre jeweiligen Eindrücke gibt es wieder vertrackt ausgewählte Kongenial-Musik, welche die Thematik zum einen atmosphärisch unterstreicht, zum anderen jedoch ironisierend bricht und querassoziativ erweitert. Eigene Texte rund um Lebensgier und Verzweiflung werden dazu ebenfalls live veranstaltet, ein durchgängiger roter Faden dabei die “Mark will Leben” Performance vom November 2007 – sozusagen revisited und in den Kontext einer ignoranten Gesellschaft von untoten Dämmer- und Kümmerlingen gestellt, dass es ebenso scheppert, wie es täglich weh tut. Mit den besten Empfehlungen: “Wir sind ein geiles Institut!”
Aus dem auch darüber hinaus durchaus besuchens- weil lesenswerten Artarium Blog
Ähnliche Beiträge
- Zu Gast: Bernhard Berl aus der Sendereihe „Frühstück ohne Illusionen“ 21.03.2015 | Radio Helsinki
- Am Anfang war das Wort – Margot Forster aus der Sendereihe „Zeit für mich – vitale Harmonie“ 13.03.2015 | Freies Radio B138
- „Unsere Kultur ist weltoffen“ – Kundgebung in Groß Enzersdorf aus der Sendereihe „OpenUp“ 12.01.2015 | Orange 94.0
- Silvesterstress mit Haustieren überwinden aus der Sendereihe „Tierrechtsradio“ 26.12.2014 | Orange 94.0
- Operation Menschlichkeit aus der Sendereihe „FROzine“ 18.12.2014 | Radio FRO 105,0
- Spitz die Ohren, Mini Andrä im November 2014: Kennst du das Gespenst, das um... aus der Sendereihe „Spitz die Ohren, Mini Andrä!“ 04.11.2014 | Radiofabrik
- ZERPUPPUNGen 023 290714 aus der Sendereihe „ZERPUPPungEN.“ 15.10.2014 | Orange 94.0
- Über die Macht – Klaus Werner-Lobo aus der Sendereihe „in Graz verstrickt“ 25.09.2014 | Radio Helsinki
- Internetsucht aus der Sendereihe „Lebenshilfe und Gesundheitsthemen“ 11.08.2014 | Freies Radio Freistadt
- Bettelt für den Landtag! aus der Sendereihe „FROzine“ 24.06.2014 | Radio FRO 105,0