Mikroplastik – Gefahr für Boden und Mensch
Umweltbiotechnologin Ines Fritz und Gerlinde Larndorfer vom Klimabündnis OÖ zu Mikroplastik im Boden. Das Problem ist riesig. Was bedeutet das für Mensch und Umwelt? Wie kommen wir da raus?
Die weltweite Produktion von Kunststoff steigt seit den 1960er Jahren laufend an. Der Weg von der Produktion bis zum Entsorgen ist ein sehr kurzer, denn Plastik steht für Einweg. Unvorstellbare Mengen landen täglich in unserer Umwelt – 700 kg Plastikmüll in jeder einzelnen Sekunde sollen es zum Beispiel im Meer sein. Plastikmüll schwimmt in kleinste Teichen, aber genauso in unseren heimischen Flüssen. Mikroplastik meint winzige Teilchen, die kleiner als 5 mm sind und aus ganz unterschiedlichen Kunststoffarten bestehen können.
Noch eher unbekannt ist, dass dasselbe für Luft und Boden gilt. Wir sind in der Zwischenzeit umgeben davon. Und so findet es logischer Weise auch seinen Weg in den menschlichen Körper. Fünf Gramm Mikroplastik nimmt jede*r pro Woche über die Nahrung zu sich, das entspricht dem Gewicht einer Kreditkarte.
Wo steht die Forschung zu Mikroplastik im Boden? Worin genau ergeben sich Probleme? Was bedeutet das für den menschlichen Körper und wie müssen wir all dem begegnen?
Dazu hören sie Ines Fritz, Professorin für Umweltbiotechnologie am IFA Tulln, einer Außenstelle der Universität für Bodenkultur Wien im Online-Interview.
Sie forscht seit 28 Jahren an den Folgewirkungen von biologischem Abbau und in Folge an biologisch abbaubaren Kunststoffen. Da geht es um Kreisläufe, um Verwesung und Verrottung und wie sich diese Prozesse darstellen und wozu sie gut sind. Sie sagt:
“Alles Plastik, das wir jemals hergestellt und in die Umwelt entlassen haben, befindet sich nach wie vor in der Umwelt.”
Das Plastik zerfällt also schon auch in immer kleinere Teilchen, aber die Natur weiß damit nichts anzufangen. Sind Plastikpartikel erst einmal im Boden, werden sie Teil einer komplexen Mischung aus organischem und mineralischem Material, das auch in die Nahrungskette von Tier und Mensch gelangen kann.
Der Wissenschaft ist das schon zwanzig und mehr Jahre bekannt. Eine gewisse Öffentlichkeit hat das Schlagwort durch die Verunrinigung der Weltmeere in den letzten Jahren bekommen. In der Mitte der Gesellschaft ist die Dimension der Verunreinigung von Wasser, Luft und Boden jedoch noch längst nicht angekommen.
Das Problem ist also riesig und die Folgen für Boden und Mensch auch. Aber wie kommt es denn überhaupt in den Boden?
Dazu weiß auch Gerlinde Larndorfer vom Klimabündnis OÖ einiges zu sagen. Sie ist dort zuständig für die Koordinierung Boden und Biodiversität, Bodenbündnis in OÖ und Bienenfreundliche Gemeinde.
Infos zum erwähnten Vortrag zum Thema gibt es hier.
Infos rund um den Tätigkeitsbereich Boden und Biodiversität vom Klimabündnis OÖ gibt es hier.
Alleine schon das erheben der Menge stellt Wissenschaft und Politik vor große Herausforderungen.
Auf Initiative des Landes Oberösterreich wurde daher das Bund-Länder Projekt „PLASBo“ gestartet, das Daten über die Ansammlung von Kunststoffen im Boden erheben soll. Nun wird ein österreichweit harmonisiertes Konzept zur Bestimmung von Plastik und Mikroplastik in Böden erarbeitet und getestet, sowie Daten dazu erhoben.
Klar ist jedoch, das Verbot des Plastiksackerl, das 2020 beschlossen wurde, wird nicht reichen.
Zusammenfassend sei und allen ans Herz gelegt: Achtsam mit Plastik umgehen. Nichts einfach auf den Straßenrand werfen, denn das landet geschreddert wieder auf unseren Tellern. In Kreisläufen denken und handeln heißt Einwegverpackungen verweigern und meiden. Druck machen ist wichtig. Wo es Plastik braucht ausschließlich biologisch abbaubares Plastik verwenden und das dann fachgerecht entsorgen, damit es recycelt werden kann. Mit all dem heute beginnen. Auch mit den dazu nötigen Verordnungen.
Moderation und Gestaltung: Sigrid Ecker
CC-Musik: libeccio – christo4us
Grund und Boden – Von Eigentumsfragen und Lebensgrundlagen
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