# Men too und Peter Pilz

17.12.2017

# Men too und Peter Pilz

 

Weil Peter Pilz das Opfer einer politischen Intrige darstellt und die sexuelle Belästigung locker mit politischer Inkorrektheit gleichsetzt. Weil das Antreten von Pilz entscheidend zum Hinauswurf der Grünen aus dem Parlament beigetragen hat und das Ganze jetzt für nix, für einen makabren politischen Scherz, der letztlich nur dazu führt, das rechte Lager im Land zu stärken und zu befestigen. Weil sich die Wählerinnen und Wähler der Liste Pilz dadurch ein schönes Eigentor geschossen haben. Weil für die Grünen erleichternd sein mag, dass sich die Konkurrenz durch Pilz damit erledigt hat. Weil wer auch immer die Unterlagen zu den Vorwürfen der sexuellen Belästigung gezielt an die Medien hinausgespielt hat, hatte nicht das Interesse der Betroffenen, die das ausdrücklich nicht wollte, im Auge, sondern nur die Abrechnung mit Pilz, die dazu führen müsste, dass seine Karriere beendet würde. Weil es übrigens gut in das Gefüge dieser Debatte passt, dass sich nun in eitler Manier Medienmänner wie von Profil und Falter stolz auf die Brust klopfen. Weil dies die doppelbödige männliche und medienpolitische Schizophrenie wiederspiegelt, um den Abschuss dieses doch recht stattlichen Exemplars eines Silberrückens für sich in Anspruch zu nehmen. Auch hier wird mit männlichem Imponiergehabe gezeigt, gemessen und verglichen. Weil es sich auch um die Handlungsmotivation der Frauen gegen Peter Pilz handelt, wenn er sagt, dass man eben auch als (alter) Mann klüger werden könne und müsse und dass es nicht um die eigene Wahrnehmung, sondern nur um jene der betroffenen Frauen gehe.

Dann ist es zweckmäßig einmal tiefer tauchen zu dürfen, um dann in der dünnen Luft des Abstraktionsvermögens über Sex und die Belästigung der Frauen argumentativ zu landen.

Wir sind in Österreich. Jeder Mensch kennt die Schönheit dieses Landes, dieser Landschaft, die Alpen, Berge, Seen und die schöpferische Kraft seiner Menschen. Woher kommt das? Gott? Nein, im Kern der Identität dieses Landes Österreich sind die klimatischen und atmosphärischen Einflüsse, die dieses österreichische Spezifikum auch im kulturellen Bereich prägen. So gesehen ist jeder Mensch ein Produkt seiner Umgebung. Im Sein, im Sprechen, im Essen und auch im Lieben.

In anderen Gebieten ernährt die Sexualenergie die Steuerung des Handelns, sympathisch oder parasympathisch mit sich selbst oder dem anderen zu sein. Den Menschen, so sagen Psychologen, interessieren im Grunde nur zwei Dinge auf dieser Erde: Der Tod und der Sex. Die Angst vor dem Ende und der Geschlechtstrieb sind demnach die stärksten Kräfte überhaupt. Alle anderen menschlichen Regungen- der Glaube oder die Liebe, der Drang zu Geld oder Macht- folgen mit weitem Abstand.

Diese Erkenntnis beflügelt Autoren und Buchverlage zu immer neuen Kombinationen dieser beiden Grundmuster des irdischen Seins. Die Verbindung von Tod und Sex lässt auf viele Leser- und entsprechend hohe Auflagen- hoffen.

Aus dem Schoss der Immigration, aus dem ich stamme, habe ich mir hinsichtlich der P.P.-Causa erlaubt, auf das was diese Woche Prof. Dr. Gerti Senger zum Sexualverhalten der ÖsterreicherInnen feststellt, einen Blick zu werfen. Im Hintergrund meiner Frage: Warum sind nur Männer mit Sexualaggression von der Natur ausgestattet, dass man nur sie blamiert. Man blamiert sie in ihrem Handeln und dereguliert sie gleichzeitig, als ob sie Menschen ohne Willen, ohne Lust wären und ohne Perspektiven zu haben, wie sie subtil ihre Ziele erreichen können. Was ist inzwischen passiert? Sind alle auf dem Conchita-Wurst-Kurs unterwegs? Oder hat uns unsere Ernährungsgewohnheit durch Konservierungsmittel bis es nicht mehr geht neutralisiert? Selbst P.P. sagt: „ Aus. Schluss. Ich will nimmer – und das ist das erste Mal seit einunddreißig Jahren. Es gilt. Punkt.“ Conquered in peace-time.

Die Sexualexpertin Gerti Senger schreibt zum Thema „Das verlorene sexuelle Ich“: „ Für manche Menschen ist Sex weder anstrengend noch widerlich, sondern er ist ihnen schlichtweg gleichgültig. Wäre eine erfüllte Sexualität wirklich etwas Selbstverständliches, gäbe nicht so viele Beziehungsprobleme, Trennungen, Berater und Therapeutinnen. Jeder von uns kennt die sexuellen Störungen, an denen Frauen und Männer laborieren. Vorzeitiger Samenerguss, Orgasmusschwierigkeiten, Erregungsprobleme, verzögerte Ejakulation, Lustlosigkeit, Vaginismus und…. Häufiger als alle diese Störungen ist ein grundsätzlich mangelndes Interesse am Geschlechtlichen.“ Frau Senger bringt ein Beispiel einer ihrer Patientinnen. Marion könnte mit ihrem Leben zufrieden sein, gäbe es nicht einen wunden Punkt: Sie hat weder Angst, noch spürt sie Abscheu vor allem Sexuellen- es ist ihr schlichtweg egal. Sie möchte Thomas, der zwei Jahre wartete, dass Marion einmal, nur ein einziges Mal, sexuelle Lust zeigen würde. Anton möchte sie auch, Bernhard sowieso, aber null Erregung auch bei ihnen. „Ob ich ihren Handrücken streichle oder ihren Kitzler, ist ihr egal, sagt Anton. „Wenn ich wollte war sie zwar zu Sex bereit, aber ohne jede Beteiligung“ meint Bernhard. Anton versuchte ihren sexuellen Appetit mit Pornografie zu wecken. Für Marion war das etwa so interessant wie die Demographie eines Büroviertels…

Die Frage in diesem Zusammenhang lautet: „ Wie kompensiert eine Menschfrau mit einem verlorenen sexuellen „Ich“ diese Leere?“ Weil inzwischen so viele # Me too geworden sind, ist eine neue Zeit angebrochen, auch im Politischen. P.P. ist ein Symbol geworden, das zeigt, dass eine alte Ära zu Ende geht und eine neue angebrochen ist. Da wir eine blau-schwarze Regierung im Hause Österreich haben, die ein Spannungsfeld zwischen einem unschuldigen „Milchgesichtfeschist“ und einem Rechtsextremisten repräsentiert, sollen wir nicht glauben, dass wir uns in einem Des-Kaisers-Neues-Kleid-Stück befinden. Die Gefahr ist groß, weil dies in Europa zum Trend geworden ist. In Anspielung auf das verlorene sexuelle „Ich“ Hitlers und angesichts der vielen widersprüchlichen gesellschaftspolitischen Probleme der damaligen Zeit war Hitler selbst als Spitze des Eisbergs und Katalysator zu bezeichnen. Was das verlorene sexuelle „Ich“ anbelangt, waren aber unzählige kleine Hitlers, die in ihn wie jetzt in Trump in den USA die Vaterfigur, die tut und sagt, was die „Kleinen“ selbst nicht sagen können, projizieren:  Der „Fremde-morden-Trieb“ ist nicht nur transgenerationell, sondern auch wie im Burschenschaftsmillieu ganz gegenwärtig eine Kategorie der Schreibtischtäter in Form des Fremdenhasses. Dass es bei Hitler einen Zusammenhang zwischen Sexualität und Gewalt gegeben hat, präzisiert noch genauer Alice Pilgrim, indem„Hitler Gewalt an Männern und deren Tötung Lust verschaffte“. Da die Lust am Töten jedoch das entscheidende Merkmal von Serienkillern sei, stelle sich zwangsläufig die Frage: War Hitler also ein Serienkiller, der zum Zwecke seiner Befriedigung morden ließ, um seine „aberative Sexualität“ zu kompensieren? „Ist also Holocaust als millionenfacher Serienmord eines Triebtäters  einzuordnen“, so fragt Pilgrim in „Das sexuelle Niemandsland“. Den Immigrationsdruck und die Indiffernz jener Politiker, die nicht wahrhaben wollen, dass es anonymen Lampedusa-Genozid gibt und die Tatsache, dass in unser österreichisches Parlament die Burschenschaftspartie „Deutsch-Nationale“ eingezogen ist und tobt, mit dem Ziel alles umzukrempeln, relativieren wir mit der Biografie Hitlers: Hitler 1 sei unauffällig und harmlos gewesen und habe bis 1918 existiert. Dann, nach seiner Verwundung im Gaskrieg, habe sich im Lazarett ein „medizinischer Super-Gau“ ereignet. Durch einen Kunstfehler der Militärpsychiater sei „Hitlers bisher verdrängtes Serienkiller-Potential aus Versehen gezündet worden“. Damit war nun, angeblich, „Hitler 2“ geboren.

Heute ist durch die allgemeine Kompensation der „aberativen Sexualität“ eine ideologisch geprägte Fremdenfeindlichkeit- wegen der Demokratie in geschwächter Form- namens „Heimattreue“ entstanden. Allerdings ist die Natur heutiger Vergesellschaftung sehr komplex geworden. Man weiß nicht, wohin die Geschichte uns führt. Zumindest in Deutschland wird künftig neben männlich und weiblich ein dritter Geschlechtseintrag im Geburtenregister möglich sein. Alternativ zu dieser Problematik, könnte der Gesetzgeber ganz auf einen Geschlechtseintrag verzichten. Zu dieser Causa möchte die Person bzw. Klägerin als „Inter/Divers“ in das Geburtenregister eingetragen werden.

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