Mehrheimisch – Bereicherung für die Gesellschaft
Mein Studiogast am 17. September 2020 war Mümtaz Karakurt, der Geschäftsführer des Vereins migrare. Migrares oberstes Ziel ist es, die Chancengerechtigkeit von MigrantInnen und ein faires Miteinander zu fördern. Migrare – das Zentrum für MigrantInnen – hat seinen Sitz in Linz und etwa zehn Außenstellen in OÖ und Salzburg. Es besteht seit 35 Jahren. Die MitarbeiterInnen können in etwa 15 Sprachen Beratung leisten.
Einer „Multikulti“-Gesellschaft stehen viele ÖsterreicherInnen skeptisch gegenüber. Statt des kulturellen Reichtums wird eine Bedrohung gesehen. Mümtaz Karakurts Antwort auf solche Skepsis ist: Menschen nicht nach ihrer Herkunft „einkasteln“, sondern danach beurteilen, was sie tun, welchen Beitrag sie für das gemeinsame Österreich leisten (können) und wie bereichernd ein Zusammenleben der Kulturen sein kann. Eine solidarische, demokratische Gesellschaft profitiert von der Vielfalt und dass sie deren Wert erkennt.
Wir sprachen über die Situation von Zugewanderten, auch die der zweiten und dritten Generation. Wie unterscheidet sich die Lebensrealität von zugewanderten Frauen und Männern? Mit welchen Hoffnungen/welchen Zusagen sind die Menschen zu uns gekommen („Arbeitskräfte haben wir gerufen, Menschen sind gekommen!“)? Wie leben die Menschen heute, wie ist ihre soziale Situation? Wie hindernisreich ist Integration? – Integration ist keine Aufgabe der einen, zu deren Einforderung die anderen berechtigt wären. Integration ist eine beidseitige Angelegenheit. – Was bedeutet Heimat? – Heimat sei dort, wo man sich wohl fühlt, sagt Mümtaz Karakurt und weist darauf hin, dass es nicht um Einheimische und Zugewanderte geht. Zugewanderte sind oft „zweiheimisch“ oder „mehrheimisch“. – Wir sprachen auch über den politischen Islam, die Gefahren von Rechtsradikalismus und über die gemeinsame Pflicht, sich an Regeln zu halten. – Eine Stunde Plädoyer für mehr Respekt und gegenseitige Achtung, für ein Ende von Ausgrenzung!
Foto: Artmann
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