Mareike Fallwickl: Die Wut, die bleibt
„Es wird schmerzhaft sein und fies, es wird mir wehtun und euch auch, es wird fiktiv sein und trotzdem wahr.“ Und schmerzhaft beginnt auch die Geschichte: Helene, dreifache Mutter, begeht völlig überraschend Suizid. Sie lässt eine Familie zurück und ihre beste Freundin Sarah, selbst kinderlos und unabhängig. Sarah übernimmt mehr oder weniger zufällig bzw. ungeplant in diesem Notfall die Mutterrolle in Helenes Familie – und damit auch alle Last, die auf den Frauen abgeladen wird. Mittendrin steckt noch Helenes älteste Tochter, Lola, 15-jährig, aufbegehrend, ihren Platz suchend.
Aus den Perspektiven dieser beiden Frauen wird abwechselnd erzählt und schließlich begreiflich, welche Lücke Helenes Tod hinterlässt: Nicht nur als Mensch fehlt sie, sondern auch in ihrer Rolle als Mutter, als „Care“-Beauftragte.
„Die Wut, die bleibt“ erzählt von Ungerechtigkeit und Unterdrückung, von Mental Load und vom Alleingelassenwerden in einer Gesellschaft, die unsichtbare und unbezahlte Arbeit immer noch hauptsächlich einem Geschlecht zuordnet. Aber Mareike Fallwickl lässt darin auch die schwesterliche Liebe spürbar werden, die Frauen miteinander verbinden kann. Und schließlich hinterlässt uns der Roman mit der unbequemen Frage: Was, wenn die Wut in Gewalt mündet?