Lisa-Viktoria Niederberger: Dunkelheit
Über die Bedeutung der Dunkelheit – Warum wir sie verloren haben und doch nicht ohne sie leben können.
Lisa-Viktoria Niederberger ist schon länger fasziniert von der Ambivalenz dieses lichtarmen Zustands, den wir in einer ersten Reaktion erst mal negativ konnotieren. Wir fühlen uns unsicher, bekommen es mit der Angst zu tun, bezeichnen gefährliche und schwere Zeiten gerne als dunkle und schreiben alles Böse und Negative der dunklen Seite zu. All das ist nicht von der Hand zu weisen und dennoch brauchen wir die Dunkelheit. Sie ist essentiell für das Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen. Doch nach und nach haben wir die Dunkelheit aus unseren Lebenswelten verdrängt. Die Autorin macht in ihrem Essay jedoch deutlich, dass ein wachsendes Mehr an Licht, was wir gerne als Zeichen für Fortschritt und Zivilisation erachten, verheerende Auswirkungen auf uns hat.
Sie verweist aber auch auf die politischen und sozialen Implikationen der Dunkelheit, zeigt auf, was diese mit Machtverhältnissen, verborgenen Klassenunterschieden, feministischer Patriarchatskritik und Fragen der Kultur zu tun hat. Sie erklärt Luftverschmutzung und ihre Folgen, erzählt über die historische Genese von Beleuchtungskonzepten, wie sich Schlaf verändert bei fehlender Dunkelheit und kommt am Ende auch auf des Schlafes großen Bruder, den Tod als die ultimative Dunkelheit zu sprechen.
Ein „erhellendes“ Plädoyer für eine Sinnesempfindung, die zwar für unsere menschlichen Augen recht reizarm, aber im Großen betrachtet reich an einzigartigen Besonderheiten, Qualitäten und Potentialen ist.
Lisa-Viktoria Niederberger ist Journalistin, und Autorin von Romanen, Essays und Kinderbüchern. Dunkelheit erscheint im Haymon Verlag.