LIFE Northern Bald Ibis: Tierschutzprogramm für den Waldrapp
Menschengeführte Migration mit dem Waldrapp ist ein echtes Abenteuer: so soll dem sanften Punk unter den Ibissen das Überleben gesichert werden. Der Biologe Johannes Fritz erzählt vom LIFE Projekt und von der wissenschaftlichen Arbeit im Hintergrund.
Porträt Waldrapp
(Geronticus eremita)
Wie für Ibisvögel typisch, trägt der Waldrapp einen langen, nach unten gebogenen Schnabel. Charakteristisch sind sein schwarzes, grün irisierendes Gefieder und der kahle Kopf von roter Farbe mit einer individuellen schwarzen Zeichnung. Dieser wird umrahmt von langen Schopffedern, die die Vögel bei Erregung abspreizen und die so als Stimmungsanzeiger dienen können. Jungvögel lassen sich an ihrem grau befiederten Kopf und dem fehlenden Schopf gut unterscheiden. Auch einwickelt sich der Glanz ihres Federkleides erst mit Erreichen der Geschlechtsreife. Der rote Schnabel und die kräftigen roten Beine der Ibisse bieten einen klaren Kontrast zu ihrem dunklen Federkleid. Männchen und Weibchen zeigen keine deutlichen Geschlechtsunterschiede, es besteht also kein Geschlechtsdimorphismus.
Waldrapp spazierend in Schönbrunn
Fotocredit: Manfred Werner
Als stark gefährdeter Wildvogel, kommt der Waldrapp heute nur noch in einem Bruchteil seines einstigen Verbreitungsgebiets vor. Historische Nachweise stammen insbesondere vom Schweizer Naturforscher Conrad Gessner und finden sich in der Schweiz, Österreich und Süddeutschland. Es gibt aber auch zunehmend Hinweise für erloschene Vorkommen in Norditalien, Spanien, Ungarn und dem Balkan bis nach Griechenland. Erste Hinweise auf die Verfolgung von Waldrappen in Europa stammen aus Aufzeichnungen aus dem 16. Jahrhundert. Den als Delikatessen begehrten Vögeln wurde gezielt nachgestellt und dabei wurde auch vor der Aushorstung von Jungvögeln nicht haltgemacht. So waren die Waldrappe bereits Anfang des 17. Jahrhunderts aus Europa verschwunden und viele Jahrhunderte lang hielt man die Erzählungen über den schwarzen „Schopfibis“ in Europa nur noch für Fabelgeschichten.
Der Waldrapp war ursprünglich in seinem gesamten Verbreitungsgebietein Zugvogel, der im Herbst sein Brutgebiet verließ, um in geeigneten Lebensräumen zu überwintern. Zwar verträgt der Waldrapp auch tiefere Wintertemperaturen, Nahrung ist jedoch zu dieser Jahreszeit oftmals nicht ausreichend vorhanden. Bekannte historische Wintergebiete befanden sich entlang der afrikanischen Westküste und Ostküste. Doch heute zeigt die Mehrzahl wildlebender Waldrappe nicht mehr das für sie einst typische Zugverhalten. Die wenigen, verbliebenen Populationen haben in Folge menschlicher Einflüsse ihre Zugtradition verloren und werden als sedentär bezeichnet.
Außerhalb Europas wird von historischen Populationen im nördlichen Afrika und auf der arabischen Halbinsel bis in die Türkei berichtet. In Ägypten sind Waldrappe vermutlich schon vor 4000 Jahren ausgestorben, wohingegen sie im übrigen außereuropäischen Verbreitungsgebiet erst im Laufe des letzten Jahrhunderts verschwanden. Heute ist nur mehr eine sedentäre Population an der marokkanischen Atlantikküste verblieben, die unterdessen dank internationaler Schutzbemühungen auf rund 600 Tiere angewachsen ist.
Waldrapp-Kolonie in Andalusien
Fotocredit: skar, Wikipedia
Der Biologe Johannes Fritz hat das Waldrappteam 2002 gegründet und ist seither federführend in den Bemühungen um die Wiederansiedlung des Waldrapps in Europa. Bereits im ersten LIFE Projekt war er als Projektmanager eingesetzt und auch im neuen LIFE Projekt laufen die Fäden des Projektteams bei ihm zusammen. Als Projektmanager ist er hauptverantwortlich für die Umsetzung der Projektziele und repräsentiert das Projekt in der Öffentlichkeit. Johannes ist studierter Biologe und hat im Jahr 2000 an der Universität Wien promoviert. Anschließend arbeitete er unter anderem am Konrad-Lorenz-Institut in Altenberg und der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau, wo schon damals eine Waldrappkolonie zuhause war.
Radio FRO berichtet in einem Kultur- und Bildung-Spezial über die menschengeführte Migration von Waldrappen und die wissenschaftlcihe Forschung vor dem Hintergrund von Klimawandel und Aussterben.
Ikarus Erdbeobachtung mit Tieren: Anmial Tracker App
Patenschaft für den Waldrapp
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