Kometen und Schicksale
Kühn, unerschrocken, keine Genregrenze scheuend: unkonventionelles Musical nach Malloy, von ihm ist schon Préludes am Haus inszeniert worden.
Russland zu Beginn des 19. Jahrhunderts sah sich vielen Krisen gegenüber. Unter der Regentschaft Alexanders I. hatte sich ein zunächst durch Bewunderung geprägtes Verhältnis zu Napoleon (Frieden von Tilsit 1807) so verschlechtert, dass es 1812 zum Krieg kam. Das mächtige französische Heer geriet nach Anfangserfolgen (bis hin zur Eroberung Moskaus) vor allem durch den harten Winter in die Defensive und wurde schließlich fast vollständig vernichtet. Die politischen und militärischen Ereignisse zwischen 1805 und 1812 analysiert Tolstoi in Krieg und Frieden ausführlich und verquickt sie mit der „Mikrogeschichte“ mehrerer adeliger Familien. Das Musical basiert im Wesentlichen auf einer etwa 100-seitigen Episode des Romans – so beschreibt es Arne Beeker im Blog.
NATASCHA, PIERRE UND DER GROSSE KOMET
2017 eroberte Dave Malloys auf Tolstois Krieg und Frieden basierende „Electropop-Oper“ den Broadway im Sturm. Das riesige Imperial Theater wurde für die Show komplett umgebaut, sodass sich das Publikum mitten im musizierenden Ensemble und schauspielenden Orchester wiederfand. Der um 1810 angesiedelte Stoff wird respektlos und virtuos erzählt und mit so unwiderstehlicher Energie auf die Bühne gebracht, dass Tolstois Klassiker in New York bald vergriffen war:
Die junge und impulsive Natascha kommt nach Moskau, um dort die Rückkehr ihres Verlobten von der Front abzuwarten. Als sie in den Bann des skrupellosen Verführers Anatol gerät, ist es an Pierre, einem Freund der Familie, die Scherben ihres Rufs aufzusammeln. Und das, obwohl Pierre selbst in einer existenziellen Krise steckt.
Die nächste Vorstellung ist am 21. Februar im Musiktheater. Radio FRO war bei der Pressekonferenz und bringt Mitschnitte on Air. Fotocredit: Reinhard Winkler für das Landestheater Linz | Joel Parnis, Ensemble