Kollektive Symbionten, singuläre Monaden | Rolf-Maria Krückels | Nina Annabelle Märkl
Kollektive Symbionten, singuläre Monaden
Artist talk mit Nina Annabelle Märkl und Rolf-Maria Krückels
Künstlerische Kollaboration? Geht das denn? Und wenn ja, wie? Die aktuelle Ausstellung Von Symbionten und Monaden im Künstlerhaus Klagenfurt lotet die Gratwanderung zwischen Teamwork und Individuum aus, indem sie einzelgängerisches Kunstschaffen neben kollektiv geschaffene Kunstwerke stellt. Stefanie Gerstmayr, Nina Annabelle Märkl und Rolf-Maria Krückels sind kein Künstlerkollektiv im engeren Sinn, sondern die Kooperation findet jeweils auf Werkebene statt; die Ausstellungsstücke entstanden sowohl in künstlerischer Zusammenarbeit als auch individuell, was im Titel Von Symbionten und Monaden zum Ausdruck kommt. Durch dialogische Interaktionen und kreative Verschmelzungen werden einerseits Gemeinsamkeiten erforscht und anderseits Grenzen zum/zur Anderen ausgelotet. In jedem Fall muss das eigene Ego einen Schritt zurücktreten und kann dadurch neue Perspektiven und überraschende Aspekte der Kreativität entdecken. Doch nicht nur den Schaffensprozess selbst spiegelt die Ausstellung wider, auch in den Motiven und Figuren der Werke sind monadische Gestalten, symbiontische Mischwesen und Anspielungen an Mythologie, Film, Fantasy und Science-Fiction erkennbar – beispielsweise Mensch-Tier-Mischwesen wie eine anthropomorphe Eule oder außerirdisch anmutende Landschaften sowie Filmzitate aus Kill Bill und Angel Heart. Und unvermutet taucht auch eine Wandkollage auf, wo u.a. das winzige Jugendstiltheaters JUST von nebenan abgebildet ist und somit auf die direkte Klagenfurter Umgebung Bezug nimmt. Die von den Kunstschaffenden selbst kuratierte Schau wurde spezifisch auf den Innen- und Außenraum des Künstlerhauses zugeschnitten und kann als eine einzige riesige begehbare, aus vielen Einzelwerken bestehende Installation gesehen werden.
Der Monismus geht auf die Schule der Pythagoreer und auf Platon zurück, wobei monás auf Griechisch „Einheit“ bedeutete. Zur Zeit der frühen Aufklärung wurde der Begriff „Monade“ vom deutschen Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz weiterentwickelt, um eine einfache, unteilbare, unzerstörbare und undurchdringliche Substanz zu bezeichnen. Die Monade ist demzufolge eine einzelne geschlossene Form, die Geist und Körper in sich vereint. Im Gegensatz dazu stehen Symbionten für Zweiheit und Mehrheit beziehungsweise deren Wechselbeziehung. Etymologisch wird „Symbiose“ vom Altgriechischen sýn und bíos hergeleitet, was mit „zusammen“ und „Leben“ übersetzt werden kann. In der Biologie wird die Symbiose als das enge Zusammenspiel von artverschiedenen Organismen definiert, wie beispielsweise die Darmflora im Menschen. Symbionten finden sich häufig auch in der Science-Fiction als parasitäre außerirdische Lebensformen – man denke da an Bodysnatchers, The Puppet Masters oder Stargate.
In diesem artist talk sprechen Nina Annabelle Märkl und Rolf-Maria Krückels mit Dagmar Travner über die Ausstellung Von Symbionten und Monaden, die von 26. April bis 7. Juni 2024 im Künstlerhaus Klagenfurt, Goethepark 1, zu sehen ist.
Gestaltung der Sendung und Begleittext: Dagmar Travner
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