Klimatag
– Wir berichten vom österreichischen Klimatag, der vom 6.-8. April in Graz stattgefunden hat. Veranstalter war das Climate Change Centre Austria.
-Wir hören Worte von der Klimaforscherin Prof. Helga Kromp-Kolb, dem Klimaforscher Prof. Karl Steininger, Karel Mohn, Mag. Andrea Gössinger-Wieser und jungen Klimakünstlern.
– Detaillierte Prognosen für die künftige Landwirtschaft stellt Prof. Herbert Formayer, der Forscher für Klima und Vegetation ist.
-Zuletzt bringen wir noch einige andere News.
Musik: Caravan – Hot Club de Graz mit Manuel Wallner, Michael Leitner, Simon Reithofer, Robert Klammler, und Bernd Kohlhofer
Von 06. bis 08. April versammelten sich mehr als 300 WissenschaftlerInnen, MultiplikatorInnen, Personen aus der Verwaltung sowie am Thema interessierte Österreicherinnen und Österreicher erstmalig in Graz, um beim 17. Österreichischen Klimatag über die Herausforderungen des Klimawandels zu diskutieren und wissenschaftliche Fortschritte zu besprechen.
Die renommierte Klimaforscherin Prof. Helga Kromp-Kolb spricht über den Klimatag.
Sie hebt die hervorragende Forschungstätigkeit der österreichischen Forscher hervor, mahnt aber die Politik Weichen für die Zukunft zu stellen.
Karel Mohn spricht als Medienmann Probleme konkret an.
Die Klimaschutzkoordinatorin des Landes Steiermark Mag. Andrea Gössinger-Wieser hilft tatkräftig mit, die Klimaschutzziele mit der „Ich tu’s“- Kampagne bei uns zu erreichen.
Im Rahmen dieses Klimatages gab es einen Kunstwettbewerb zum Thema Klima mit dem Titel KlimARS. Siegerprojekte des Wettbewerbs waren 3 Projekte:
-Markus Jeschaunig mit dem Projekt „Oase No 8“
Die Gewächshaus-Installation in der Altstadt von Graz, Radetzkystraße 4, nährt sich aus der Abwärme zweier Kühlanlagen vor Ort und schafft ein tropisches Klima zum Anbau exotischer Pflanzen. Es ist ein echter Blickfang: In einer Häusernische am Jakominiplatz mitten in Graz klebt seit vergangenem Herbst eine große, transparente Kunststoffblase. Nachts ist sie von innen erleuchtet, und es stehen tropische Obstpflanzen darin. Eine Ananas und eine Handvoll Papaya wurden kürzlich geerntet – am Ende eines österreichischen Winters.
Das Projekt thematisiert ungenutzte Energiepotenziale der Stadt und wirft Fragen zum Umgang mit globalen Ressourcen auf. Markus Jeschaunig studierte Kunst und Architektur in Linz und erforscht in seiner künstlerischen Arbeit Themen der Wechselbeziehung zwischen Kultur und Natur. Ein bemerkenswertes Projekt, das für den Treibhauseffekt auf künstlerischem Niveau hinweist und zugleich als mahnendes Objekt inmitten der Grazer Altstadt Anlass zum Nachdenken gibt.
-Michael Eisl gewann mit dem Projekt „Acqua Alta“.In der quadrophonischen Klanginstallation überlagern sich „Die vier Jahreszeiten“ von Vivaldi. Keine Differenzierung ist mehr möglich. Was bleibt ist Einheitsbrei und Kakophonie. Das Wasser steht bis zum Hals – der schlimmstmögliche Ausgang der Assoziationsschleife Klima – Wandel – Jahreszeiten – Vivaldi – Venedig – Hochwasser – Klima. Michael Eisl ist seit 2002 Komponist und Produzent für das Musikprojekt „le calmar noir“ in Graz.
-Das dritte Siegerprojekt präsentierte Artemi-Maria Gioti mit dem Titel „Temperatures“. Sie machte Daten zum Klimawandel, die von der Europäischen Umweltagentur zur Verfügung gestellt wurden, über Mehrkanal-Medien sichtbar.
Artemi-Maria Gioti ist Komponistin und Forscherin und arbeitet im interdisziplinären Bereich zwischen Kunst, Technologie und Philosophie.
Außer Konkurrenz wegen des jungen Alters nahmen 3 ambitionierte Jugendliche Jonathan Steininger, Mona Schmelzer-Ziringer und Martha Schnuderl an der Präsentation teil und zeigten ihren selbst gedrehten Film: „Your choice – Klimawandel“. Mit diesem Werk wollen sie zeigen, dass es nicht aufwändig und anstrengend ist, etwas gegen den Klimawandel zu tun, sondern ein solcher Lebensstil glücklicher und lebensfreudiger machen kann.
Der weit über Österreichs Grenzen bekannte Klimaforscher Prof. Karl Steininger moderierte die KlimARS im Mumuth in Graz. Er präsentierte einige andere bemerkenswerte Projekte wie die „Heroes“ von Christina Gillinger und das „Eisbärengeflüster“ von Christoph Steiner. Indem wir Bio-Produkte kaufen und unseren Garten – sofern wir einen haben gesund und frei von chemisch-synthetischen Düngemitteln und Pestiziden halten, tragen wir selbst zur Vermehrung von Regenwürmern bei, wie es Prof. Hülsbergen von der TU München erforschte.
Prof. Karl Steininger spricht zu uns in einem Interview.
Forscher für Klima und Vegetation ist Prof. Herbert Formayer, der detaillierte Prognosen für die künftige Landwirtschaft stellt. Pflanzen müssen sich dem Klimawandel anpassen, die Trockenheit macht vor allem den Fichten zu schaffen. Er gibt ein ausführliches Interview.
News und Tipps:
-Ein Aktionstag gegen TTIP und CETA findet am Samstag, den 4. Juni um 14:00 Uhr auf dem Grazer Mariahilferplatz statt. Die Großdemonstration steht für eine faire Handelspolitik und gegen die Freihandelsabkommen CETA und TTIP. Veranstalter sind Umweltschutzorganisationen wie Südwind, Greenpeace, Attac Graz, Welthaus, ua., sowie fast alle politische Parteien. Noch im Juni sollte CETA, das Freihandelsabkommen mit Kanada beschlossen werden, es werden sogar Eilverfahren angedacht um CETA an den Parlamenten vorbei zu verabschieden. Wir wünschen uns stattdessen den Fortbestand der Umweltrichtlinien, bzw. eine Verbesserung dieser und die Wahrung der europäischen Rechtsprechung.
– Greenpeace ist ein Coup gelungen: Die Umweltschutzorganisation hat geheime TTIP-Dokumente veröffentlicht und „Friends of the Earth“ hat die wahren Ansinnen des Abkommens offen gelegt: Kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe würden auf beiden Seiten des Atlantiks verlieren. Der Exportzuwachs würde sich sowohl in den USA als auch in der EU auf wenige Agrarsektoren beschränken und dort vor allem den großen ProduzentInnen zu Gute kommen. Insgesamt würde die Landwirtschaft in der EU durch TTIP aber verlieren. Der Beitrag der Landwirtschaft zum BIP würde EU-weit um 0,8 Prozent sinken, während er in den USA um 1,9 Prozent steigen würde.
Heidemarie Porstner, TTIP-Sprecherin von GLOBAL 2000 erklärt: „Quer über alle Bereiche zeigt sich dass die großen Konzerne, die heftig für TTIP lobbyieren, die Gewinner sein würden, während vor allem die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Ländern wie Österreich verlieren würde. Das müssen jetzt auch endlich die politischen EntscheidungsträgerInnen einsehen.“
Einige Beispiele europäischer Umweltstandards:
Das EU-Verbot auf mit Hormonen behandeltes Rindfleisch oder das Verbot von Schweinefleisch, das mit Wachstumsförderern behandelt wurde, werden von US-Handelsvertretern als „nicht wissenschaftsbasiert“ abgetan.
Die Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel wird als klares „Handelshemmnis“ betrachtet und würde zudem implizieren, dass Gentechnik nicht sicher sei.
Grenzwerte für Pestizidrückstände auf Obst und Gemüse werden als „unangemessen niedrig“ erachtet.
Das Verbot der chemischen Behandlung von Fleisch nach der Schlachtung (Stichwort Chlorbad) sei nicht „wissenschaftsbasiert“.
-Am VW-Abgasskandal merken wir den Irrsinn des liberalen Systems.
Die Neoliberalen haben die Basis ihres eigenen Niedergangs geschaffen. Auch die Finanzkrise hat spätestens 2008 deutlich gezeigt, dass die Geld-Gesellschaft oder der Finanz-Kapitalismus die Menschheit immer ärmer macht. Geldgier zersetzt Hirn und Herz der Superreichen. „Sie wirkt wie die Pest“, schreibt Norbert Blüm, „und treibt die Menschen weltweit in die Heimatlosigkeit, in Gewalt und Fanatismus.“
– In Graz wurde nun endlich der Abwärmeliefervertrag mit SAPI Austria unterzeichnet. Das bedeutet, dass weniger Wärme in Mellach produziert werden muss, weil sie von der Papierfabrik als Nebenprodukt ins Grazer Fernwärmenetz abgeleitet werden und nachgenutzt werden kann.
– Eine deutsche Studentin half im Rahmen ihrer Masterarbeit an der University of Twente bei der Entwicklung eines neuartigen Solarzeltes. Es verfügt über integrierte Solarmodule und verspricht schnelle Hilfe bei der Stromversorgung von Flüchtlingen oder in Krisenregionen.
– Temperaturen bis zu minus 6 Grad Celsius verursachten in den Morgenstunden des 26. und 28. April 2016 insbesondere in der Steiermark sowie im Burgenland und in Niederösterreich schwere Frostschäden in der Landwirtschaft. An einem Tag fiel mehr Schnee als im gesamten Winter. Vom Frost schwer beschädigt wurden vor allem Wein-, Obst- und Ackerkulturen, wie Kürbis aber auch Spezialkulturen wie Christbäume und Spargel. Betroffen sind insgesamt mehr als 25.000 Hektar. Zusätzlich führte starker Schneefall im Süden Österreichs zu schweren Schäden an Hagelnetzen und Folienhäusern. Faktum ist, dass die Vegetationsperiode durch den Klimawandel immer früher beginnt und die jungen Triebe und Pflanzen für Spätfröste immer empfindlicher werden. So war im heurigen Jahr der Vegetationsbeginn durch den milden Winter um durchschnittlich 14 Tage früher. Die Landwirtschaft wird mit diesem Phänomen aufgrund der Erderwärmung deutlich öfter in der Zukunft rechnen müssen.
-Laut dem Dachverband der erneuerbaren Energien importiert Österreich in den letzten Jahren eine Rekordmenge an Atomstrom. Österreich ist zwar nach der Volksabstimmung 1978 zum Atomkraftwerk Zwentendorf und dem darauffolgenden Atomsperrgesetz, seit 1999 auch in Verfassungsrang, frei von inländischen AKWs, aber der Import von Atomstrom steigt jedes Jahr an.
Stefan Moidl von der IG Windkraft meint: „Schon zu Beginn des nächsten Jahrzehnts könnte Österreich sich wieder zum Stromexporteur wandeln und ab dem Jahr 2030 den gesamten Stromverbrauch bilanziell erneuerbar zur Verfügung stellen. Um dieses Szenario auch Realität werden zu lassen, bedarf es einer Reformierung des Ökostromgesetzes und eines Umbaus des europäischen Strommarktes mit dem Ziel 100 Prozent erneuerbare Stromerzeugung bis 2030.“
-Österreichs größte Photovoltaik-Anlage steht auf der Almwiese am Eibenberg in Flachau auf 1.200 Metern Seehöhe. Das Kraftwerk mit einer Nennleistung von 3,15 Megawatt wurde in idealer südseitiger Hanglage errichtet und kann rund 1.000 Haushalte mit Solarstrom versorgen.
-Das mit Solarenergie gespeiste Flugzeug „Solar Impulse“ von und mit Bertrand Piccard und Andre Broschberg hat die letzte Etappe von Hawaii nach Kalifornien absolviert und ist sicher in Mountain View gelandet. Damit ist die Überquerung des Pazifik nach längerer Zwangspause geschafft.
-Der Bundesverband nachhaltige Mobilität fordert die Bundesregierung auf, die Förderung von Elektromobilität bis 2018 nicht zu kürzen, um die – gerade angelaufene Entwicklung NICHT zu behindern.
-Der Photovoltaik-Förderung Klimafonds hat noch Geld: Die erste Million, aus dem mit 8,5 Millionen Euro dotierten Fördertopf des Klima- und Energiefonds für Kleinanlagen bis 5 Kilowattpeak (kWp), wurde inzwischen abgeholt. Damit liegt der PV-Ausbau gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres deutlich voran.
-Ein Projekttipp für Schulen: „Wir sammeln Klimameilen!“ Auch 2016 sammeln Kindergartenkinder und SchülerInnen umweltfreundlich zurückgelegte Schul- und Kindergartenwege und verzichten dafür auf das „Elterntaxi“. Beteiligen auch Sie sich an der Klimameilenkampage 2016 und bestellen Sie jetzt die kostenlosen Materialien.
-Der CO2-Rechner des FORUM Umweltbildung ist online! Mit dem neu gestalteten CO2-Rechner können Sie in den drei Bereichen – Wohnen, Konsum und Mobilität – testen, wie nachhaltig Ihr persönlicher Lebensstil ist und wo die individuellen und gesamtgesellschaftlichen Einsparungspotenziale liegen. Hintergrundinfos, Tipps und nützliche Links helfen dabei den persönlichen CO2-Ausstoß zu verringern. Sie finden ihn auf folgender Website: http://co2-rechner.at
– Über Heini Staudinger wurde ein Kinofilm gedreht: „Das Leben ist keine Generalprobe“. Der Film läuft bereits in den Kinos. Die Filmemacherin Nicole Scherg begleitet den Unternehmer Heini Staudinger und das Waldviertler/GEA Team, in der Auseinandersetzung mit der Finanzmarktaufsicht, auf eine Reise nach Afrika und im täglichen Versuch, eine andere Vision von Wirtschaft und das gute Leben zu verwirklichen. Der Film veranschaulicht, wie alternatives Unternehmertum aussehen kann und wie viel Mut, Erfüllung und Liebe, aber auch Ärger und Traurigkeit damit einhergehen.
– WissenschaftlerInnen erklären den Klimawandel ab 9. Mai in einem gratis Online-Kurs zum Mitmachen unter: iversity.org/de. Hier erklären führende deutsche KlimawissenschafterInnen Facetten des Klimawandels.
– In ganz Österreich bietet „vielfaltleben“ jedes Jahr rund um den Internationalen Tag der Artenvielfalt am 22. Mai ein buntes Veranstaltungsprogramm: Exkursionen, Wanderungen, Ausstellungen, Erlebnistage uvm. Ob E-Bike Touren, ein Bienenbestimmungskurs, ob Orchideenwanderung, Solarbootfahren oder Wildkatzen-Fütterung, für Groß und Klein, „Naturprofis“ und „Naturanfänger“ es ist für jeden so einiges dabei.
– Neue Geschäftsmodelle, Hybridsysteme aber auch innovative Komponenten- und Systementwicklungen sowie zukunftsweisende Speichertechnologien sind von eminenter Bedeutung für eine erfolgreiche Zukunft der Solarthermie. Vor diesem Hintergrund orientiert sich die Konferenz „Gleisdorf SOLAR 2016“ an neuen und innovativen Lösungen. Sie findet vom 8.-10. Juni in Gleisdorf statt.