Medizin: Katheter-Intervention bei stabiler Angina Pectoris fraglich

02.05.2018

Die „PCI“, die „Perkutane Koronarintervention“, ist ein Verfahren mit einem Katheter zur Behandlung von hochgradigen Verkalkungen der Koronargefäße des Herzens. Ein Katheter wird eingeführt. Ein Ballon an dem Katheter wird an der verengten Stelle des Koronargefäßes des Herzens aufgeblasen. Zudem kann ein metallischer Stent an der verengten Stelle gelegt werden. Die perkutane Koronarintervention hat auch einen weiteren Namen, nämlich „Perkutane transluminale Koronarangioplastie“, abgekürzt „PTCA“. Die perkutane Koronarintervention ist ein fester Bestandteil der heutigen Kardiologie.
Eine „Stabile Angina Pectoris“ liegt vor, wenn in Ruhe keine Herz-Beschwerden auftreten aber bei Belastung Herz-Beschwerden auftreten. Die Herz-Beschwerden treten also belastungsinduziert auf, bei emotionaler Belastung, bei körperlicher Belastung, bei Kälte oder nach schweren Mahlzeiten. Eine stabile Angina Pectoris mit keinen Herz-Beschwerden in Ruhe unterscheidet sich also von einer unstabilen Angina pectoris oder einem Herzinfarkt.
Hilft eine perkutane Koronarintervention bei den Patienten/innen mit stabiler Angina Pectoris? Die klinische Studie „Orbita“ aus 2017 war eine randomisierte, verblindete, kontrollierte klinische Studie. Bei 230 Patienten/innen mit stabiler Angina pectoris und einer Ein-Gefäß-Erkrankung (zu 70% oder mehr verkalkt) wurde zuerst die medikamentöse Behandlung optimiert. 6 Wochen nach dieser Optimierung wurden die Patienten/innen auf 2 Gruppen randomisiert. Sie bekamen entweder eine echte perkutane Koronarintervention oder eine Schein-Intervention, d.h. eine Placebo-Intervention. Die Patienten/innen waren in beiden Gruppen herzkrank. In beiden Gruppen konnten sie das Belastungs-EKG vor dem Eingriff im Schnitt für 500 Sekunden aushalten. 6 Wochen nach der Intervention bzw. nach der Schein-Intervention: Nach der echten Intervention konnten die Patienten/innen das Belastungs-EKG für 28 Sekunden länger aushalten. Nach der Schein-Intervention konnten die Patienten/innen das Belastungs-EKG für 12 Sekunden länger aushalten. Dieser Unterschied, 16 Sekunden, ist statistisch nicht signifikant. Auch die Häufigkeit von Angina pectoris war in den beiden Gruppen nicht unterschiedlich. In der Dobutamin-Echokardiografie jedoch verbesserte sich die Herzwand-Bewegung signifikant nach der echten Intervention. Insgesamt gesehen also ist der Vorteil zwar da, aber der Vorteil ist klein, um nicht zu sagen, zu klein.
Eine bekannte Professorin zieht die folgenden Schlussfolgerungen: Zuerst sollte die medikamentöse Therapie bei allen Patienten/innen mit stabiler Angina pectoris wirklich optimiert werden. Danach, falls trotzdem nicht ausreichend, kann man zwar über eine perkutane Koronarintervention nachdenken, aber die Erwartungen über die Wirksamkeit dieser Intervention sollten realistisch bleiben, d.h. man kann nur eine geringe Wirksamkeit erwarten.

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