Als Joesi Prokopetz für den Urknall sorgte
In dieser Ausgabe begeben wir uns mit dem Autor, Sänger, Kabarettisten aber vor allem Texter vieler Wolfgang Ambros-Hits, Joesi Prokopetz, auf eine Zeitreise durch die 1970er und 1980er Jahre, in denen Joesi mit verschiedenen Kollegen Meilensteine der deutschsprachigen Pop-Musik gesetzt hat.
Kennenlernen in der graphischen Lehr- und Versuchsanstalt
Ende der 1960er Jahre lernt sich das kommende Kreativ-Duo in der „graphischen Lehr- und Versuchsanstalt“ kennen. Prokopetz und Ambros sind Klassenkollegen. Ab Beginn der 1970er Jahre arbeiten sie dann intensiv zusammen. Der eine textet, der andere komponiert, spielt Gitarre und singt. Das Kreativ-Duo hat sich in jenen Jahren dem Wiener Dialekt als besondere Ausdrucksform verschrieben. „Da Hofa“, Wolfgang Ambros erste Single aus 1971, wird in Österreich auf Anhieb Nummer 1. Prokopetz hat den Text geschrieben und Ambros die Musik dazu komponiert. „Da Hofa“ ist also der erste Höhepunkt in der Zusammenarbeit der damals 19-Jährigen und gleichzeitig der sogenannte Urknall in der Österreichischen Popszene.
Der Durchbruch
Nach weiteren Projekten, wie den Konzeptalben „Fäustling“ sowie „Der Watzmann ruft“ oder der Single „Tagwache“, bahnt sich nach Österreich schön langsam auch in Deutschland für Wolfgang Ambros der Durchbruch an. Doch zuvor, also 1975, wird noch der 100. Geburtstag des Wiener Zentralfriedhofs gefeiert. Joesi Prokopetz nimmt diese, für ihn ungewöhnliche Feier, zum Anlass, darüber zu schreiben. Joesi hat also wieder den Text geliefert und Wolfgang daraus ein Lied komponiert, und zwar ein höchst erfolgreiches, wie sich über die Jahre herausstellt. Doch großen Anteil am Erfolg haben vor allem auch Arrangeur Christian Kolonovits und der damalige Top-Produzent Peter Müller.
Das Rustical „Der Watzmann ruft“, 1974 auf LP herausgebracht, haben Prokopetz und Ambros im Laufe ihrer 50jährigen Karriere immer wieder auf die Bühne gebracht, zuletzt 2016. So es die Corona-Pandemie zulässt, soll das Rustical 2021 wieder aufgeführt werden. Gespielt wird im Vergleich zum Album von 1974 eine modernisierte Version.
Internationaler Hit mit der Gruppe DÖF
Nach der intensiven Zusammenarbeit mit Wolfgang Ambros gründet Joesi Prokopetz zu Beginn der 1980er Jahre gemeinsam mit Manfred Tauchen sowie Inga und Anette Humpe die Gruppe „DÖF“ („Deutsch-Österreichisches Feingefühl“). 1983 entsteht „Codo“. Mit diesem Hit werden Prokopetz-Tauchen und Gesangskollegin Annette Humpe zu Stars der Neuen Deutschen Welle und landen auf Platz 1 der Deutschen Charts, ebenso in Österreich, den Niederlanden und Belgien. Insgesamt werden 1,2 Millionen Singles verkauft.
Vom Interpreten zum Intendanten
Mitte der 80er Jahre steigt Joesi Prokopetz bei DÖF aus und konzentriert sich ganz auf seine Solo-Karriere. Und der Erfolg hält an. „Sind Sie Singel?“, wird Joesis größter Erfolg. In Österreich führt er mit diesem Sommerhit wochenlang die Charts an. Schritt für Schritt verabschiedet sich Prokopetz aber Ende der 1980er Jahre aus den Charts, beendet dann sein Sänger-Dasein endgültig und wird Kabarettist, Buchautor und 2015 auch Intendant der Yppsiade. Außerdem erhält Joesi den Berufstitel „Professor“. Ein kleines Sänger-Comeback gibt Joesi 2006 mit seinem Album „Das gibt es Neues“. Es handelt sich dabei um besondere Interpretationen von Evergreens des Publikumslieblings früherer Jahre, Heinz Conrads.
Weitere Informationen: www.prokopetz.at, www.wolfgangambros.at
(Peter Pohn)
Foto: Gary Milano
„Vordergründig – Hintergründig“ – die Porträtreihe abseits des Mainstreams
Zur Sendereihe StationRadio FRO 105,0
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