JOHN COLTRANE: BOTH DIRECTIONS AT ONCE

31.12.2018

Zum Ende des Jahres und zugleich mit Ausblick auf das Neue widmen wir uns morgen Abend genüsslich sinnlichster Musik, die von manchen 2018 als die Entdeckung des heiligen Grals gefeiert wurde:

Es handelt sich dabei um Aufnahmen der Herren Coltrane, Tyner, Garrison und Jones, also des Quartetts der Giganten von John Coltrane, vom 6.3.1963. Man muss sich Folgendes vorstellen: Wie uns die Liner Notes der LP „John Coltrane, Both Directions at Once – The Lost ALbum“(Impulse) erzählen, erschien das Quartett an diesem Tag zu einer vorverlegten Nachmittagsaufnahmesession bei Rudy van Gelder im Studio in New Jersey. Der Zeitdruck für Van Gelder und Bob Thiele und die Band war groß, denn die Band musste am Abend im Birdland in Manhattan einen Gig spielen. Am nächsten Tag standen Aufnahmen der Band im Studio mit dem von Coltrane ausgewählten Sänger Johnny Hartman am Programm.

Van Gelder seinerseits hatte in dieser Woche bereits am 4.3.1963 die dritte LP von McCoy Tyner („Nights of Ballads & Blues“) aufgenommen, nach der Session mit Coltrane am 6.3. nahm er noch eine Session mit Hank Mobley für die beiden LPs „No room for squares“ und „The Turnaround“ auf. Am 7.3 würden die heute als Klassiker geltenden Aufnahmen von Coltrane & Co. mit Hartman folgen, am 8.3.1963 dann Aufnahmen für Prestige Records für die LP „Lucky Thompson Plays Jerome Kern and No More“. Alle mussten somit besonders fokussiert zu Werke gehen.

Und so entstand am 6.3.1963 eine Session unter vielen, die dann von allen Beteiligten vergessen und unveröffentlicht blieb wurde, die aber in Form einer Bandkopie in der Familie von John Coltrane die Zeit überdauerte und heuer als angebliches „Lost Album“ veröffentlicht wurde.

Man muss diese Aufnahmen, die gleiche mehrere Varianten des Trane Klassikers „Impressions“, aber auch unbetitelte Eigenkompositionen und Franz Lehars „Livia“ umfassen, nicht als das langherbeigesehnte Meisterwerk schlechthin feiern. Aber es ist eine Gnade, diese wundervollen, dichten, leuchtenden Aufnahmen hören zu dürfen und studieren zu können. Wie diese Meister in wenigen Stunden funkelnde Aufnahmen schufen, die uns auch 5 ½ Jahrzehnte später wie Monumente für die Ewigkeit vorkommen! Gott, waren die gut, wie haben die das alle damals nur gemacht …

Und so werden wir Aufnahmen vom 6.3.1963, vom Tag darauf und auch Live-Cuts kredenzen und das Radiojahr von Kraft & Hell puristisch beseelt mit herrlichstem Jazz würdig beenden.

 

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