Johan Galtung: Kriege, Trauma, Versöhnung und Projekte.
Johan Galtung spricht einen Tag nach der Ermordung von Muammar al-Gaddafi am Elevate Festival. Galtung warnt vor einem fortsetzenden Krieg in Afrika, um eigenständige Entwicklungen zu verhindern. Galtung erwähnt die westliche Intervention in Libyen – just zu einem Zeitpunkt als Gaddafi eine afrikanische Zentralbank gefordert hatte; er spricht auch Alternative an, die in Teilen der EU, Rußlands oder Chinas angedacht sind. „Demokratie“ ist hier nur eine medial vermittelte Botschaft die verdecken soll, dass ökonomische Hegemonie des Westens über Afrika durchgesetzt werden soll. Die strukturelle Gewalt nimmt zu; die afrikanischen Staaten bleiben abhängig vom Westen (Vehikel ist Wirtschaftspolitik)! Im folgenden spricht Galtung zur Idee von Konflikt- und Friedenspolitik als Wege mit rechtsstaatlichen Mitteln Interessens- und Machtkonflikte zu lösen. Ein Plädoyer für selbstständige Entwickung beginnend an der Grassroots-Ebene.
Kritik an Galtung: Problematisch an Galtungs Ansätzen sind demnach die „Essentialismen von Kulturen„, kosmologische Ableitungen (z.b. Religionen, Ideologien), die eine Durchdringung im Denken von Menschen, Kulturen und Räumen ausmacht (Strukturalismus). Die Gefahr besteht in der Übernahme von konfliktauslösenden Denkmustern in die eigene Kritik. Wobei Galtung gleichzeitig fordert, dass Gespräche mit allen Konflikt-Beteiligten unabhängig von Bewertungen zu führen sind (Konstruktion einer neutralen Verhandlungsposition). Gemeinsame Projekte sollen die Konflikte überwinden. Die Kritik scheint vor allem darauf zu beruhen, dass Galtung auf Mikro-, Meso- und Makroebene der Analyse arbeitet und zwischen „Weltsystemen und Lokalem eine Vermittelung“ sucht und daher freilich theoretische Kompromisse eingeht; bzw. Strukturalismen zunächst übernimmt, aber strategisch einsetzt, um beides Auslöser und Strukturen zu überwinden (transzendiert).
Vortrag im Rahmen Elevate 2011
Text: Walther Moser.
Ähnliche Beiträge
- Kenako Afrika Berlin – Wenn Landwirtschaft arm macht aus der Sendereihe „ANDI – der andere Nachrichtendienst...“ 06.07.2018 | Orange 94.0
- Rote Erde (Kritische Literaturtage 2018) aus der Sendereihe „Radio AUGUSTIN“ 24.06.2018 | Orange 94.0
- Wir sind alle von wo anders her. Das Afro-Asiatische Institut Graz im Porträt aus der Sendereihe „Radio AGEZ“ 20.06.2018 | Radio Helsinki
- Kolonialismus und Imperialismus: Äquatorialguinea und Burkina Faso im Fokus aus der Sendereihe „Radio AugartenStadt. Die Sendung des Aktionsradius...“ 04.06.2018 | Orange 94.0
- Golden Times For Local Bands – Mali 1970 – 1984 aus der Sendereihe „pura vida sounds“ 01.05.2018 | Orange 94.0
- Das wird ein neues Standard-Werk! aus der Sendereihe „Bücher-Wahl“ 09.04.2018 | Radio FRO 105,0
- Bevor ich in der anderen Sprache schreibe, stelle ich mir Bilder vor –... aus der Sendereihe „Literaturfenster Österreich“ 06.04.2018 | Orange 94.0
- Facette Kult Magazin4-Veranstaltung Feber aus der Sendereihe „Facette Kult – die Kultursendung von...“ 20.03.2018 | Proton – das freie Radio
- Die Rosen der Ishraga Mustafa Hamid aus der Sendereihe „Globale Dialoge – Women on Air“ 09.03.2018 | Orange 94.0
- Alternativer Nachrichtendienst 021, 2. März 2018 aus der Sendereihe „ANDI – der andere Nachrichtendienst...“ 02.03.2018 | Orange 94.0