Joaquim Carbó: Der Fluß
„Der Fluß“ („El riu“). Ein seltsamer Titel für eine Erzählung, in der alles stockt. Eine Unzahl müder Arbeiter wollen am Abend so schnell wie möglich die beschwerliche Fahrt nach Hause hinter sich bringen, kommen aber nicht aus der Metrostation. Aus irgendeinem Grund stauen sich die Massen vor dem Ausgang, und das Gedränge reicht immer weiter Richtung Bahnsteig. In der Erzählung von Maria Aurèlia Capmany aus der letzten Sendung ging es um eine Frau, welche die ganze Erzählung über ihr Haus nicht verlässt – obwohl diese Erzählung ihr ganzes Leben umspannt. Selbst nach ihrem Tod liegt sie aufgebahrt vor jener Perspektive, die sie ihr ganzes Leben lang begleitet hat. Sie hatte ihr ganzes Leben nur die Perspektive nach außen, das mit einem Geländer begann (das Gleichzeitig als Grenze daran hinderte dieser Perspektive zu folgen) und führte über einen Zitronenbaum übers Meer, das in der kindlichen Welt noch in die Unendlichkeit führt, was auch immer alle Leute von der Erde als Kugel erzählen.
In Capmanys Erzählung kommt es nie zu einem Drang nach draußen, in der Erzählung von Joaquim Carbó ist er das einzige Ziel. Kein Ziel, das mit hoffnungsvollem Schwung angestrebt wird, weil es irgendwohin führen würde. Sondern ein Ziel, dass auch nur scheinbar ein Ziel ist, denn es führt nur weiter in einem ewigen Kreislauf aus Frustration, Demütigung und Aggression gegenüber denjenigen, die das eigene Schicksal teilen. Hier gibt es keine Familiengeschichten mehr, keine Namen, sondern nur noch den Platz in der Masse, die Relation des Einzelnen zu denen, die vor ihm stehen, und denen die hinter ihm stehen, all das determiniert durch das Interesse in der präkären Situation die eigene möglichst zu verbessern, aber doch wenigstens zu halten.
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