Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne
Die nächsten 4 Folgen ihrer Sendereihe widmet Helga Gutwald der Wiederentdeckung eines der grössten Erzähler, den die Schweiz je besessen hat:
Jeremias Gotthelf, geboren 1797, mit richtigem Namen Albert Bitzius, reformierter Pfarrer, begann erst mit fast vierzig Jahren zu schreiben.
Und es ist sein nachhaltigstes Werk, die Novelle „Die schwarze Spinne“ von 1842, die uns ein seltenes Beispiel für Gothic-Horror aus der Schweiz liefert.
Eingebettet in eine idyllisch angelegte Rahmenerzählung eines Tauffestes wird eine alte Sage zu einer gleichnishaften Erzählung über christlich-humanistische Vorstellungen von Gut und Böse verarbeitet.
Ein alter schwarzer Pfosten im Hause des Großvaters birgt eine schaurige Geschichte. Vor langer Zeit herrscht ein unbarmherziger Ritter über die Gegend und tyrannisiert seine Leibeigenen. Eine Forderung des Ritters entpuppt sich als unmögliches Unterfangen, worauf der Teufel den Untergebenen einen Pakt anbietet. Doch um welchen Preis?
Jeremias Gotthelfs Novelle geht trotz seiner eindeutig christlich verwurzelten Anschauung von Gut und Böse weit darüber hinaus. Soziale Dynamiken in Krisensituationen, wie gegenseitige Schuldzuschreibungen, fehlende Verantwortung für eigene Taten, der Realität entwurzelte Führer und das Schicksal von Außenseitern führen dazu, dass die Erzählung auch heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat.