Jännermixtur (2)
Wegstrecken, Folge 249 – Beschlagwortung wird noch ergänzt, ek
Inhaltsverzeichnis:
ÖBB und Stadt Wels errichten demnächst ein neues Parkdeck beim Welser Hauptbahnhof – für die Redaktion Wegstrecken kein Anlass zur Freude, auch wenn damit anscheinend dem Ansinnen von PendlerInnen und auch AnrainerInnen des Bahnhofareals nachgekommen wird. Vordergründig mag der Baubeschluss sinnvoll erscheinen, bei näherer Betrachtung stellen sich für mich jedoch mehrere Fragen: warum stecken Land OÖ und die Stadt ihren Anteil nicht in eine Attraktivierung des Öffentlichen Verkehrs in und um Wels, um Menschen, die bereit sind, ab Wels Hbf mit der Bahn zu fahren, schon die Anreise ohne eigenes Auto zu ermöglichen? Warum wird nicht zumindest die Haltestelle Wels-Puchberg an der Passauer Bahn wiedereröffnet oder das Angebot auf der Almtalbahn verdichtet? Warum lässt man das Potenzial der Aschacher Bahn im Personenverkehr, als Zubringerstrecke, dermaßen brach liegen?
Einer Aussendung des Landes OÖ zufolge hat der Durchzugsverkehr durch Eferding seit Eröffnung des Umfahrungsnetzwerkes deutlich abgenommen. Bei derartigen Erfolgsmeldungen wird allerdings selten bedacht, dass die Zunahme des hochrangigen Straßengeflechts auch Nachteile für den Öffentlichen Verkehr mit sich bringt. Der Anreiz, auf die LILO oder gar auf Regionalbusse umzusteigen, sinkt. Vom Flächenverbrauch für derartige Bauwerke gar nicht zu reden. Trotz Umfahrung werden die BewohnerInnen von Eferding immer noch „ausreichend“ mit Verkehrslärm, durchziehenden Auto-Horden und Abgasen versorgt, detto die Menschen, die nun nahe der Umfahrung leben. Während die herrschende Autoverkehrslogik von Erfolgen spricht, wage ich ein paar Schritte weiter zu denken: Es muss doch auch andere Lösungen für vom Autoverkehr heimgesuchte Städte, Orte und Landstriche geben, als noch mehr Straßenverkehrsflächen zu errichten. Warum hält man immer noch an einer Mobilitätsform fest, die sich schon längst festgefahren hat in ihrem Ausmaß an Zerstörung und Vergeudung von Ressourcen. Und verknüpft mit dieser „Mobilität“ ist auch die Frage nach Lebens- und Arbeitswelten, die scheinbar oder tatsächlich den Zwang zur Benützung des Autos bedingen.
Dazu passend werde ich mich auch dem Linzer Westring widmen, dessen Baubeginn die Landes-FPÖ in einer Aussendung ihres Klubobmannes Mahr vom 17.1. (nach Redaktionsschluss der letzten Sendung) vehement herbeisehnt.
Ganz andere Sorgen hat die Plattform gegen den Bau dieses „Luxus-Strasserls“ samt „luftigem Brückerl im Donautal“: Die nunmehr vom Bundesverwaltungsgericht in Wien übermittelten Verkehrsdaten sind, wie auch anzunehmen war, dermaßen umfangreich, dass die gutachterliche Bewertung dieser Daten auch zum finanziellen Kraftakt für die GegnerInnen wird. Wer die Möglichkeit hat, dieses Vorhaben zu unterstützen, möge dies bitte tun, unter http://www.westring.info/ ist auch die Kontonummer der Plattform angeführt.
Etwaigem Hohngelächter von BefürworterInnen möchte ich entgegen halten: vielleicht seid ihr in ein paar Jahren auch selbst froh darüber, dass die GegnerInnen des Projektes eine wahrlich große Beharrlichkeit zu entwickeln imstande waren. Es ist auch nie zu spät, seine Meinung zu ändern, womit ich keinesfalls zum Ausdruck bringen will, im Besitz einer absoluten Wahrheit zu sein. Bloß ist mir noch kein Argument für den Bau des Westring untergekommen, das mich überzeugen konnte. Davon überzeugen konnte, dass wir im Jahr 2017 festhalten sollen an einer Verkehrspolitik, die nur einen Schluss zulässt: dass die unmäßige und scheinbar alternativlose Benützung des Automobils im Zeichen einer mehr als fragwürdigen „Mobilität“ ein dermaßen alter Hut ist, dass ich ihn nicht einmal dem Hiesl schenken würde. Und das will etwas heißen.
Was es aus meiner Sicht zur vor allem durch den Straßenverkehr verursachten Feinstaubbelastung während der vergangenen Woche in Linz oder etwa zur (mangelnden) Qualität der Räumung von Radverkehrsflächen und Gehwegen zu sagen gibt, wird ebenfalls Bestandteil dieser Sendung sein.
Und aus der erhofften AnrainerInnenbefragung zur unter dem Andreas Hofer-Park in Linz geplanten Tiefgarage wird wohl fürs Erste nichts. Dazu gleichfalls ein kurzer Kommentar.
Erich Klinger, Redaktion Wegstrecken, 03.02.2017
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