Ingeborgs Flachmann
Wir basteln uns schnell auch noch ein Wettlesen. Und widersprechen der weit verbreiteten Vorstellung, man könne sich Sprache einfach so aufsetzen wie einen Hut. Oder sich von den Fachoberuhus der Literaturverwaltung das Gute, Wahre und Schöne vorsortieren lassen, damit man dann eine Bildung haben tut. Die Richtige natürlich. Kennst dich aus? Einbildung ist auch eine. Ätsch! Denn Sprache ist nicht bloß eine ganze Welt, auf die man sich Hals über Kopf einlassen muss, sie ist zudem noch weitgehend unerforscht und ob ihres ständigen Wandels schlechterdings nicht kartographierbar. Die Sprachwissenschaft kann nur beschreiben, was bereits entdeckt ist, jedoch nicht, was darüber hinaus neu entsteht. Diese Welt erschafft sich ständig selbst – durch ihre Beschreibung.
So lassen wir diesmal zwischen Bachmannpreis und Bücherflohmarkt ein paar auserwählte Kandidierte gegeneinander aufmarschieren – und um einen Preis wetteifern, den es genauso gewiss gibt wie den finalen Schluck aus Ingeborgs Flachmann. Na, dann Prost!
Wenn jetzt noch wer daherkommt und meint, dass es bei sowas Veränderlichem wie Sprache objektive Kriterien zur sportlichen Beurteilung oder Leistungsmessung geben könnte, dann gehen wir zwei zwischenzeitlich in aller Höflichkeit laut lachen. Ob nämlich ein Text oder sein Vortrag irgendwie beliebt, erfogreich, populär ist, das hängt vom Zusammenwirken so vieler verschiedener Faktoren ab, dass es sich genausogut erwürfeln ließe.
Folgende Interpreten und ihre Beiträge wurden auf geheime Weise für das Finale nominiert (in der Reihenfolge ihres Auftretens). Es singen, spielen und ergehen sich in Collagen (weil wir finden, das gehört sich längst – bloß keine fade Buchstabensuppe):
Loriot (als Lothar Frohwein) – Melusine (Krawehl, Krawehl)
Josef Hader (als er selbst) – Atonales Lied
Ernst Jandl (auch als er selbst) – Kunstvaterland (aus “Die Humanisten”)
Angela Merkel (sie selbst) – Nein (Yung Hurn remixed by DJ Karl the Dog)
Loriot (als Der große Diktator) – Almduludl (Rede)
Bagher Ahmadi (als Ernst Jandl) – schtzngrrrmm
Christian Brückner (als er selbst) – Hitlers Hitler
Die musikalische Umrahmung besorgen uns im Sinne niveauvoller Textverbratung Käpt’n Peng und die Tentakel von Delphi (Signation), Catharina Boutari (covert Das Bo), Rainald Grebe (Guido Knopp) sowie PeterLicht (Fluchtstück). Und wenn wir hier schon in der Jury sitzen, dann würdigen wir gleich auch noch die Wettrapper und Lyrizisten von Battle & Hum, Gewinner des heurigen Radioschorsch, mit einer eigenen Laudatio.
Gluckglucksus, Schwuppdiwuppsus – oder einfach nur Flachmann!
PS. Hochprozentige Buchstabensuppe im Anhang.
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