If:informativ und feministisch | Sexismus. Die alltägliche Diskriminierung.
„Ich glaube, dass wir Verbündete finden müssen. Und zwar in allen gesellschaftlichen Bereichen. Verbündete, die unserem Bild von Gleichberechtigung und auch Demokratie folgen können.“
Conny Felice
Leider ist er fast immer da und für viele von uns spürbar – Sexismus. Aber wie macht er sich bemerkbar und was können wir tun, damit Gleichbehandlung mehr in unserem Alltag ankommt? Darum geht’s in der Sendung vom Frauenzimmer Spezial.
Zu hören ist diesmal Conny Felice – sie ist Geschäftsführerin der Hosi Salzburg. Die Homosexuellen Initiative setzt sich für Menschenrechte und Vielfalt ein und bietet verschiedene Veranstaltungen, Bildungsprojekte und Beratungen an.
„Diese Entwicklung – egal ob Feminismus oder Queerness – die wird nicht gelingen, ohne die Unterstützung der Männer. Weil es braucht den Dialog, es braucht das Miteinander und nicht ein Gegeneinander.“
Conny Felice
Wo kann ich mich hinwenden, wenn ich Sexismus erlebe?
Reden ist wichtig, um sich weniger allein zu fühlen und um gemeinsam Hilfe zu suchen. Sprecht mit Freund:innen, mit Familienangehörigen oder Bekannten. Unterstüzung am Arbeitsplatz: In Unternehmen kann man sich an den Betriebsrat oder an Frauenbeauftragte wendne und in öffentlichen Einrichtungen an das Frauenreferat. Hotline gegen Diskriminierung & Intoleranz: 0800 222 666 oder antidiskriminierung@bka.gv.at Hass im Netz: Meldestelle gegen Hasskommentare im Internet zara.or.at Außerdem gibt es die Gleichbehandlungsanwaltschaft: gleichbehandlungsanwaltschaft.gv.at
Was ist Sexismus?
Sexismus gibt es schon lange – aber der Begriff selbst wurde erstmals in den 60ern verwendet. Die amerikanische Autorin Caroline Bird war eine der ersten, die dem Phänomen einen Namen gegeben hat. In einer Rede von 1968 sagt sie: „Sexismus heißt, Menschen aufgrund ihres Geschlechts zu beurteilen, wenn ihr Geschlecht keine Rolle spielt“. Inspiriert wurde Bird dabei von der afroamerikanischen Bürgerbewegung, die den Begriff Rassismus eingeführt hat. Sexismus bedeutet: Menschen werden schlechter behandelt, weil sie ein bestimmtes Geschlecht haben. In einer Gesellschaft, in der Männlichkeit als Norm gilt, wird vor allem Weiblichkeit diskriminiert. Sexismus kann alle betreffen: Mädchen und Frauen, Männer und Jungs, Menschen, die sich nicht ausschließlich als Mann oder Frau fühlen, Menschen, die eine andere sexuelle Orientierung haben, zum Beispiel schwule oder lesbische Menschen. Sexismus kann sich unterschiedlich äußern. Struktureller Sexismus zeigt sich beispielsweise im Gender-Pay-Gap, also das Frauen im Durchschnitt weniger Einkommen haben als Männer. Das kommt unter anderem auch daher, dass Frauen den Großteil der Care-Arbeit übernehmen, sich um Kinder, pflegebedürftige Angehörige und Haushalt kümmern und Teilzeit arbeiten. Beispiele für Alltagssexismus: sexistische Werbung, Catcalling (verbale sexuelle Belästigung in der Öffentlichkeit wie Pfeifen, Hinterherrufen und Hupen) oder Aussagen wie „Frauen sind einfach fürsorglicher“, was sich zwar wohlwollend anhört, aber trotzdem sogenannter benevolenter Sexismus ist.Sexismus ist allgegenwärtig: beim Bewerbungsgespräch, beim Ausgehen mit Freund:innen, auf Social Media oder bei der Care-Arbeit. Häufig sind es Frauen, die aufgrund ihres Geschlechts anders behandelt werden. Ein Drittel der Frauen, die in Österreich leben, hat ab dem Alter von 15 Jahren bereits schon mal körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. Etwa 27 Prozent sind am Arbeitsplatz sexuell belästigt worden oder werden es noch. Trotzdem gibt es aktuell einige laute Stimmen, die behaupten, dass Sexismus im westlichen Teil der Welt längst der Vergangenheit angehört und alle Geschlechter gleichberechtigt sind – der sogenannte Neosexismus.
Auch die Politik erkennt, dass es Handlungsbedarf gibt, wenn es um Geschlechtergerechtigkeit geht. 2019 wurde vom Europarat eine Empfehlung über die Prävention und Bekämpfung von Sexismus verabschiedet. Darin wird darauf hingewiesen, wie schädlich Sexismus ist und es werden Maßnahmen empfohlen, wie die Förderung von wissenschaftlicher Forschung zur Gleichstellung und die Stärkung der Burschen und Männer im Kampf gegen Sexismus. „Von Sexismus sind Frauen und Mädchen in überproportionalem Ausmaß betroffen“ wird darin festgehalten.
Gleichbehandlung ist in Österreich seit 1979 gesetzlich verankert. Das Gleichbehandlungsgesetz besagt, dass niemand aufgrund von Geschlecht, Alter, der ethischen Zugehörigkeit, Religion, Weltanschauung, sexuellen Orientierung oder Behinderung benachteiligt werden darf. Trotzdem gibt es viele Personen, die aufgrund ihrer Merkmale sogar Mehrfachdiskriminierungen ausgesetzt sind. Dabei überschneiden sich mehrere unterschiedliche Formen von Diskriminierung. Eine Frau, die lesbisch und schwarz ist, erlebt somit nicht „nur“ Sexismus sondern auch andere Formen der Diskriminierung.
Sexismus – die alltägliche Diskriminierung. Das ist der Titel der aktuellen Ausgabe vom Magazin if – informativ und feministisch. Herausgegeben wird das if-Magazin vierteljährlich von der Abteilung Kultur, Bildung, Gesellschaft und Sport des Amtes der Salzburger Landesregierung.
Gestaltung und Moderation: Rafaela Enzenberg
Link zum Download der Ausgabe: Sexismus – die alltägliche Diskriminierung Link zum Referat für Frauen, Diversität und Chancengleichheit, Land Salzburg: vergangenen Ausgaben des Magazins Musiktitel: Nina Simone – Ain’t got no, I got life Bildcredits: Foto von Foundry auf PixabayÄhnliche Beiträge
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