„Ich dachte erst, das sind Nazis“ – Augenzeugin berichtet von der Festnahme eines Refugee-Aktivisten bei der Votivkirche am 28. Feber.
Eine Augenzeugin berichtet von der Festnahme eines Refugee-Aktivisten am 28. Feber bei der Votivkirche in Wien.
[Zusatzinformationen aus nochrichten.net – nicht im Audiofile enthalten:]
Neuerlich wurde am 28. Feber ein Refugee-Aktivist außerhalb der Votivkirche festgenommen. Betroffen ist Shahjahan Khan, ein Aktivist, der seit Beginn der Proteste mehrmals als ein Sprecher der Refugees öffentlich aufgetreten ist. Er wurde ins Polizeianhaltezentrum Hernalser Gürtel gebracht.
Eine Augenzeugin berichtete, dass Shahjahan Khan ohne Vorwarnung von hinten auf den Rücken geschlagen und zu Boden geworfen sowie mit dem Schal gewürgt worden sei. Sie habe zuerst an einen Naziüberfall gedacht und habe zu schreien begonnen. Erst als rasch viele uniformierte Polizist_innen dazugekommen sind, stellte sich heraus, dass der Überfall durch die Polizei erfolgt war.
Polizeisprecher Hahslinger stellte die Amtshandlung als normale fremdenpolizeiliche Festnahme im Rahmen einer normalen fremdenpolizeilichen Personenkontrolle dar.
Unterstützer_innen der Schutzsuchenden sprachen von einem Großeinsatz von zivilen und uniformierten Polizist_innen. Zu diesem sei es nach Aussagen von Hahslinger aber erst gekommen, nachdem einzelne der zu kontrollierenden Personen in das Gebäude der Sozialwissenschaftlichen Fakultät am Rooseveltplatz gleich neben der Votivkirche geflohen seien.
Tatsächlich versuchte die Polizei in das Fakultätsgebäude zu stürmen, wurde aber zumindest großteils von Aktivist_innen, die alarmiert durch den großen Polizeieinsatz bereits vor Ort waren, daran gehindert. Eine Zeit lang riegelte die Polizei die Fakultät ab, ließ keine_n rein oder raus. Dabei sei es zu einer Anzeige einer weiteren Person gekommen, so Hahslinger.
Die beabsichtigte Festnahme weiterer Refugees konnte durch den Einsatz solidarischer Unterstützer_innen offenbar verhindert werden – zumindest vorerst.
Bereits in der vergangenen Woche berichteten die Refugees in der Votivkirche, dass in letzter Zeit wiederholt zivile Polizist_innen in und rund um die Kirche gesehen worden seien.
Ein Eindringen von Polizist_innen in die Kirche stritt Hahslinger ab. Es werde auch künftig keinen Polizeieinsatz in der Kirche geben. Der designierte Caritas-Wien-Geschäftsführer Schwertner beteuerte über Twitter, dass der Schutz der Kirche für die Geflüchteten weiter aufrecht sei.
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