Hörstolperstein Max Cohn, Erfurt

14.07.2015

Deutschland im Jahre 1943: Der Erfurter Max Cohn wird von seinen Kindern Rosemarie, Helmut und Alfred Cohn getrennt, denn er wird  in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Viele jüdische Familien fürchten in dieser Zeit um ihr Leben, denn das nationalsozialistische Regime hat vor zehn Jahren in Deutschland die Macht übernommen. Jeder  fürchtet um seine Freiheit, was zu Zwietracht innerhalb der Bevölkerung führt. Denunzierungen sind an der Tagesordnung. Das hat auch Folgen für Familie Cohn. Als Vorwand für die Deportation nahmen die Machthaber die Beschuldigung, Max Cohn hätte Zigaretten gegen Nahrungsmittel getauscht. Aber eigentlich war es ihnen ein Dorn im Auge, dass Cohn jüdischer Herkunft und Mitglied der Sozialdemokratische Partei Deutschlands war.

Noch im November des Jahres 1943 wurde Max Cohn  von Auschwitz nach Buchenwald überstellt. Dort starb er im April 1945, kurz bevor die Befreiung durch die Truppen der Alliierten. Aber er soll nicht in Vergessenheit geraten. Deshalb wurde am 27. Januar 2012 in der Johannesstraße 98 in Erfurt eine Gedenknadel zu Ehren der Familie Cohn eingeweiht. Sein einziger überlebender Sohn Alfred bezog wie folgt Stellung:

„Zunächst möchte ich diesen Dank erwidern. Für mich ist es natürlich sehr kompliziert, hier   (in der Johannesstraße in Erfurt)  sehr viel zu sagen, bezüglich unserer Erlebnisse während dieser Zeit. Doch wenn sie zum Beispiel  über diese Brücke sehen, ungefähr hundert Meter   weiter nach rechts, hier hielt der Bus, der uns vom Konzentrationslager Theresienstadt  hier  zunächst erst nach Erfurt geführt hatte. Ich kann mich noch sehr gut erinnern als ich  ausgestiegen bin, habe ich zunächst erstmal geguckt ob Uniformierte  irgendeiner Ecke gestanden haben, die mir in irgendwie gefährlich werden konnten. Das waren damals die Gedanken eines 13-Jährigen, der nichts anderes kennen gelernt hat, als den Faschismus.“

(Alfred Cohn anlässlich der Denknadelsetzung am 27. Januar 2012)

Außerdem wurde Alfred Cohn noch zu den Schicksalen seiner Familienangehörigen befragt:

„Mein Vater (Max Cohn) war zunächst in Buchenwald und den haben sie dort umgebracht. Meine Schwester (Rosemarie Cohn) ist erst nach Auschwitz-Birkenau gekommen, von Birkenau hat man sie weiter überführt nach Bergen-Belsen und in Bergen-Belsen  hat man sie dort umgebracht. Mein Bruder, der war in Auschwitz, er ist von Block 19, das war der  Krankenblock, ist er zu Block 20 und im Block 20 haben sie ihn durch eine Giftspritze ins  Herz umgebracht. Ich war in Theresienstadt, das heißt ich bin Anfang 1945 nach Theresienstadt gekommen und habe noch überlebt. Ich bin ´45 zurückgekommen, wie schon gesagt, da hat der Bus gehalten dort in der Ecke und dann bin ich nach Hause, hab meine Mutter dort angetroffen und das wars dann. Meine Angehörigen waren ermordet  worden.“

(Alfred Cohn anlässlich der Denknadelsetzung am 27. Januar 2012)

Diese Zeit darf nicht in Vergessenheit geraten und hoffentlich konnten wir mit diesem Hörstolperstein unseren Teil dazu beitragen.

Christian Luck 16 Jahre, Domenik Kästner 16 Jahre, David Göslinghoff 15 Jahre

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