Hörstolperstein Josef Reischenböck – Salzburg

13.07.2015

Josef Peter REISCHENBÖCK, geboren am 23. März 1890 in Salzburg, war zeitlebens ein gläubiger Katholik, österreichischer Patriot und Idealist, der unter dem NS-Regime seinen Weg in den Widerstand fand.

Er war das jüngste Kind des Ehepaares Therese und Josef REISCHENBÖCK, aus ärmlichen Verhältnissen stammend1, und seit 1913 mit Franziska (Fanny) Esser aus Berndorf, der Tochter eines Lehrers, verheiratet, die drei Kinder bekam, Arno, Raimund und Erentrudis. Die Familie wohnte auf dem Areal des Schlosses Hellbrunn, das der Stadtgemeinde Salzburg gehört.

Hörstolperstein Josef Reischenböck

REISCHENBÖCK absolvierte die Lehrerbildungsanstalt, war Pädagoge, Volks- und Bürgerschullehrer, schließlich Direktor der Hauptschule Haydnstraße im Andrä-Viertel und außerdem im Katholischen Lehrerverein führend tätig. Unter der österreichischen Diktatur von 1933 bis 1938 war er als Beamter Mitglied und Dienststellenleiter der »Vaterländischen Front«, jener unter dem Kanzler Engelbert Dollfuß nach faschistischem Vorbild gegründeten Einheitspartei mit dem Kruckenkreuz als Symbol.

Im März 1938, nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Österreich, wurde REISCHENBÖCK als Direktor abgesetzt. Er blieb jedoch Hauptschullehrer, wurde Mitglied des NS-Lehrerbundes, was verpflichtend war, und behielt seine Kontakte zu Bekannten aufrecht, die als Gegner des NS-Regimes galten. Gewiss ist außerdem, dass der gläubige Katholik REISCHENBÖCK sich im Frühjahr 1941 von Anton Schubert für die illegale Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) anwerben ließ, allerdings erst, als ihm Schubert, der selbst Lehrer und Katholik war, beteuerte, dass die KPÖ, die den Kampf gegen den Nationalsozialismus gewinnen würde, Glaubensfreiheit garantiere. REISCHENBÖCK zahlte fortan Mitgliedsbeiträge an Schubert und schrieb einige Abhandlungen wie »An Dich, Österreicher in der deutschen Wehrmacht« und »Der gläubige Katholik und die Kommunisten«, die er dem kommunistischen Schlüsselfunktionär Anton Schubert aushändigte, mit dem er allein in Verbindung stand.2

Josef REISCHENBÖCK wurde am 14. März 1942 in seiner Schule verhaftet, am 30. Oktober 1942 vom »Volksgerichtshof« wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« zum Tode verurteilt. Das von seiner Familie eingereichte Gnadengesuch blieb unbeantwortet. Am 7. Mai 1943 schrieb er an seine Frau und an jedes seiner drei Kinder einen Abschiedsbrief. Um 18 Uhr dieses Tages wurde REISCHENBÖCK 53-jährig in München-Stadelheim hingerichtet.

Der Vorschlag des antifaschistischen Personenkomitees im Jahr 1988, nach Josef REISCHENBÖCK in Salzburg einen öffentlichen Verkehrsweg zu benennen, geriet in Vergessenheit. Auf Initiative des Christlichen Landeslehrervereins und der ÖVP-Kameradschaft politisch Verfolgter wurde im Jahr 1999 an der Fassade der Hauptschule St. Andrä eine Tafel zum Gedenken an Josef REISCHENBÖCK angebracht.

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1 Sein Vater Josef Reischenböck war ein Bauernsohn aus Schärding am Inn, der in Salzburg als Hausknecht und Kutscher arbeitete. Die Familie war in Salzburg nach altösterreichischem Recht heimatberechtigt.
2 Der KPÖ-Funktionär Anton Schubert wurde am 22. Juli 1943 in München-Stadelheim hingerichtet (siehe Standort Stadlhofstraße 8).

 

Quellen: Stadt- und Landesarchiv Salzburg, Widerstand und Verfolgung in Salzburg, Band 1, S. 332f., 344ff.
Recherche: Gert Kerschbaumer
Gestaltung & Produktion: Georg Wimmer

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