Heimat – oder was? Politische Diskurse

13.05.2016

EntscheidungsträgerInnen und Bevölkerung scheinen erstarrt zu sein in Positionen, in denen lebendiger Dialog Not täte. Wie kann Diskursfähigkeit erhöht werden?

 

Einige Stichworte zu den Themen, die in dieser Sendung aufbereiten werden:

Genereller Fokus: wie kann konstruktiver Dialog geführt werden in Bevölkerung u. Politik Strategien zum „unfreezing“ starrer Positionen Dekonstruktion von Feindbildern und Vorurteilen Umgang mit Populismus: „Schönsprech“ und Euphemismen Transformation von Machtverhältnissen (insb. konservativer) Eröffnung alternativer Denk- und Handlungsmöglichkeiten (in populistischem Umfeld) Furcht vor Komplexität nehmen: was tun oder unterlassen?

 

Thema ist die politische Sprache, nicht die Alltagssprache

 

Macht in politischen Diskursen

Kampf um Hegemonie treibende Kraft im Hintergrund

Vorgeschobene Argumentation, „Fahnenbegriffe“

Sprachlicher Habitus à Aufrechterhaltung des status quo, Ausgrenzung durch Sprache

Deutungshoheit, Verwendungshoheit von Begriffen

Deutungskonflikte; Produktion öffentlicher Meinung

Normative und emotionale Elemente

Funktionsweise politischer Mythen (sinn- und handlungsstiftend)

Wahrnehmung politischer Sprache als Herrschaftsinstrument oder Kommunikationsangebot

Akteure (soziales, politisches, ideologisches Milieu).

 

Prägung von Vorstellungen von Wirklichkeit über Sprache

Implizite (automatisch, schnell, Filter) und explizite Sprache (erst wenn implizite versagt)

Stabilisierung bestehender Meinungen, „lock-in“

Anschlussfähigkeit an Lebenswelten von BürgerInnen

Differenzierungsfähigkeit (Bildung…)

 

Konstruktiver Dialog

Diskursebenen – Versuch der Legitimation oder Chance auf Aufbrechen

Policy (konkrete Problemlösung)

Paradigmen (steuernde Denkschemata)

Narrative (historische, soziale, kulturelle, konstruierte Erfahrungshintergrüne)

Werte (Ebene Menschenrechte…)

Je radikaler die Veränderung, desto tiefer die Diskursebene

Stellenwert von Verstand und Emotionen (Kognition)

Programmatik wirkungslos?

 

Selektive Wahrnehmung

Antagonistische Positionen werden notwendigerweise immer mitkonstruiert – Zugriff wie? Leitbegriffe rufen Gegenspieler auf den Plan

Einengung politischer Akteure, die nur in bestimmten Gedankenschienen operieren dürfen

Informationskanäle/Medien

Glaubwürdigkeit/Legitimität.

 


Veränderung von Kommunikation

Schaffen von Räumen (Ideen, Kreativität, Experimente)

Entzauberung traditioneller Werte („Geiz ist geil“)

Soziale Partizipation

Graswurzelbewegung

Vertrauensverlust, Glaubwürdigkeit, Charisma

Verlust von Grundwerten à Verlust normativer Orientierung

Face-to-face

Rolle von persönlichen Netzwerken; Entgrenzung von klassischen Gruppen („Kernwählerschaft“)

Rolle von Web2.0, Facebook, Twitter

Massenmedien mit Aktualitätskriterien u. Unterhaltsamkeit“ – keine öffentlichen Aushandlungen

Entsachlichung der Politik, Entpolitisierung in scheinbar politischen Formaten

Medien unterstützen progressives („unfertiges“, „dialogisches“) Gedankengut zu wenig

Aufmerksamkeitskonkurrenz

Strategien (Analyse, Innovation, Dialog, Strategie, Kommunikation)

Best practive-Beispiele.

 

Erfolg von (Rechts-)Populisten

Dramatisierung von Problemfeldern

Klar, überschaubar, einfache Lösungen, Kürze

Wir-Ihr-Dichotomie

Schaffung von Angst und Gefühl von Machtlosigkeit

Selbstdefinition als „Retter“ des „Wir“

Wecken von Emotionen

Hörbarkeit vs. Relevanz

Schlüsselelemente

Wirkungsvolle Sprache die von Zielgruppen verstanden wird

Progressive haben keine eigene Sprache und Gegenkonzepte.

 

Interviewpartner_innen dieser Sendung:

Em. Univ. Professorin Dr.Ruth Wodak, FAcSS, Distinguished Professor and Chair in Discourse Studies Lancaster University/University Vienna, http://www.lancaster.ac.uk/linguistics/about-us/people/ruth-wodak; http://lancaster.academia.edu/RuthWodak; http://www.wittgenstein-club.at

 

Interessante Literatur

Denkwerk Demokratie (Hrg.): Sprache.Macht.Denken – Politische Diskurse verstehen und führen, Campus, Frankfurt/New York, 2014 Ruth Wodak, Politik mit der Angst: Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse. Konturen 2016 (vor kurzem erschienen); http://www.konturen.cc/ruth-wodak-politik-mit-der-angst.html; Adaptierte Übersetzung von: The Politics of Fear: What Right-wing Populist Discourses Mean. Sage 2015 (https://uk.sagepub.com/en-gb/eur/the-politics-of-fear/book237802) Ruth Wodak, Politische Kommunikation auf der EU-Backstage – Ergebnisse aus der Diskursforschung, Vorträge der philologisch-kulturwissenschaftlichen Fak. Der Univ. Wien, Heft 13, 2016. Auch als open access verfügbar:
http://www.v-r.de/_uploads_media/files/9783847105770_wodak_kommunikation_wz_023640.pdf Ruth Wodak, The Politics of Fear, SAGE, Sept. 2015 (sagepub.co.uk; discount code valid until 31/08/2016: UK15AUTHOR). In Englischer Sprache. Ruth Wodak & Michael Meyer, Methods of Critical Discourse Studies, SAGE, Oct.. 2015 (sagepub.co.uk; discount code valid until 31/08/2016: UK15AUTHOR). In Englischer Sprache.

 

Gestalter dieser Sendung

Dr. Bernd Schweeger/bernd.schweeger (at) inode.at

Diese Sendung ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz (CC-BY-NC-ND).

 

Anmerkung

Das Interview zu dieser Sendung wurde vor dem Bekanntwerden des Rücktritts des Österreichischen Bundeskanzlers geführt.

 

Unsere Signation bzw. kurze musikalische Begleitung ist unter CC-Lizenz folgendem Titel entnommen:

„Coolman“ aus dem Album „Kogani“ der Formation Suerte
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Sprache: Deutsch
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