Heimat – oder was? Politische Diskurse
EntscheidungsträgerInnen und Bevölkerung scheinen erstarrt zu sein in Positionen, in denen lebendiger Dialog Not täte. Wie kann Diskursfähigkeit erhöht werden?
Einige Stichworte zu den Themen, die in dieser Sendung aufbereiten werden:
Genereller Fokus: wie kann konstruktiver Dialog geführt werden in Bevölkerung u. Politik Strategien zum „unfreezing“ starrer Positionen Dekonstruktion von Feindbildern und Vorurteilen Umgang mit Populismus: „Schönsprech“ und Euphemismen Transformation von Machtverhältnissen (insb. konservativer) Eröffnung alternativer Denk- und Handlungsmöglichkeiten (in populistischem Umfeld) Furcht vor Komplexität nehmen: was tun oder unterlassen?
Thema ist die politische Sprache, nicht die Alltagssprache
Macht in politischen Diskursen
Kampf um Hegemonie treibende Kraft im Hintergrund
Vorgeschobene Argumentation, „Fahnenbegriffe“
Sprachlicher Habitus à Aufrechterhaltung des status quo, Ausgrenzung durch Sprache
Deutungshoheit, Verwendungshoheit von Begriffen
Deutungskonflikte; Produktion öffentlicher Meinung
Normative und emotionale Elemente
Funktionsweise politischer Mythen (sinn- und handlungsstiftend)
Wahrnehmung politischer Sprache als Herrschaftsinstrument oder Kommunikationsangebot
Akteure (soziales, politisches, ideologisches Milieu).
Prägung von Vorstellungen von Wirklichkeit über Sprache
Implizite (automatisch, schnell, Filter) und explizite Sprache (erst wenn implizite versagt)
Stabilisierung bestehender Meinungen, „lock-in“
Anschlussfähigkeit an Lebenswelten von BürgerInnen
Differenzierungsfähigkeit (Bildung…)
Konstruktiver Dialog
Diskursebenen – Versuch der Legitimation oder Chance auf Aufbrechen
Policy (konkrete Problemlösung)
Paradigmen (steuernde Denkschemata)
Narrative (historische, soziale, kulturelle, konstruierte Erfahrungshintergrüne)
Werte (Ebene Menschenrechte…)
Je radikaler die Veränderung, desto tiefer die Diskursebene
Stellenwert von Verstand und Emotionen (Kognition)
Programmatik wirkungslos?
Selektive Wahrnehmung
Antagonistische Positionen werden notwendigerweise immer mitkonstruiert – Zugriff wie? Leitbegriffe rufen Gegenspieler auf den Plan
Einengung politischer Akteure, die nur in bestimmten Gedankenschienen operieren dürfen
Informationskanäle/Medien
Glaubwürdigkeit/Legitimität.
Veränderung von Kommunikation
Schaffen von Räumen (Ideen, Kreativität, Experimente)
Entzauberung traditioneller Werte („Geiz ist geil“)
Soziale Partizipation
Graswurzelbewegung
Vertrauensverlust, Glaubwürdigkeit, Charisma
Verlust von Grundwerten à Verlust normativer Orientierung
Face-to-face
Rolle von persönlichen Netzwerken; Entgrenzung von klassischen Gruppen („Kernwählerschaft“)
Rolle von Web2.0, Facebook, Twitter
Massenmedien mit Aktualitätskriterien u. Unterhaltsamkeit“ – keine öffentlichen Aushandlungen
Entsachlichung der Politik, Entpolitisierung in scheinbar politischen Formaten
Medien unterstützen progressives („unfertiges“, „dialogisches“) Gedankengut zu wenig
Aufmerksamkeitskonkurrenz
Strategien (Analyse, Innovation, Dialog, Strategie, Kommunikation)
Best practive-Beispiele.
Erfolg von (Rechts-)Populisten
Dramatisierung von Problemfeldern
Klar, überschaubar, einfache Lösungen, Kürze
Wir-Ihr-Dichotomie
Schaffung von Angst und Gefühl von Machtlosigkeit
Selbstdefinition als „Retter“ des „Wir“
Wecken von Emotionen
Hörbarkeit vs. Relevanz
Schlüsselelemente
Wirkungsvolle Sprache die von Zielgruppen verstanden wird
Progressive haben keine eigene Sprache und Gegenkonzepte.
Interviewpartner_innen dieser Sendung:
Em. Univ. Professorin Dr.Ruth Wodak, FAcSS, Distinguished Professor and Chair in Discourse Studies Lancaster University/University Vienna, http://www.lancaster.ac.uk/linguistics/about-us/people/ruth-wodak; http://lancaster.academia.edu/RuthWodak; http://www.wittgenstein-club.at
Interessante Literatur
Denkwerk Demokratie (Hrg.): Sprache.Macht.Denken – Politische Diskurse verstehen und führen, Campus, Frankfurt/New York, 2014 Ruth Wodak, Politik mit der Angst: Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse. Konturen 2016 (vor kurzem erschienen); http://www.konturen.cc/ruth-wodak-politik-mit-der-angst.html; Adaptierte Übersetzung von: The Politics of Fear: What Right-wing Populist Discourses Mean. Sage 2015 (https://uk.sagepub.com/en-gb/eur/the-politics-of-fear/book237802) Ruth Wodak, Politische Kommunikation auf der EU-Backstage – Ergebnisse aus der Diskursforschung, Vorträge der philologisch-kulturwissenschaftlichen Fak. Der Univ. Wien, Heft 13, 2016. Auch als open access verfügbar:http://www.v-r.de/_uploads_media/files/9783847105770_wodak_kommunikation_wz_023640.pdf Ruth Wodak, The Politics of Fear, SAGE, Sept. 2015 (sagepub.co.uk; discount code valid until 31/08/2016: UK15AUTHOR). In Englischer Sprache. Ruth Wodak & Michael Meyer, Methods of Critical Discourse Studies, SAGE, Oct.. 2015 (sagepub.co.uk; discount code valid until 31/08/2016: UK15AUTHOR). In Englischer Sprache.
Gestalter dieser Sendung
Dr. Bernd Schweeger/bernd.schweeger (at) inode.at
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Anmerkung
Das Interview zu dieser Sendung wurde vor dem Bekanntwerden des Rücktritts des Österreichischen Bundeskanzlers geführt.
Unsere Signation bzw. kurze musikalische Begleitung ist unter CC-Lizenz folgendem Titel entnommen:
„Coolman“ aus dem Album „Kogani“ der Formation Suerte