Grauen mit Niveau
Rechtzeitig zu den allseits beliebten Allerheiligen-Vorbräuchen wie etwa Samhain oder Halloween versorgen wir euch und uns selbst mit stilbildendem Grauen aus den Konserven der Klassiker dieses Fachs. Ihr müsst euch jedoch, wie beim realen (?) Horrortrip, davon überraschen lassen, was da auf euch zukommt. Denn wenn man schon vorher weiß, wovor man sich fürchten wird, gruselts nicht mal mehr halb so gut. Gepflegtes Grauen verhält sich zu marktüblichem Genredreck in etwa so wie ein schöner Rotwein zu industriellen Alkopops. Apropos Massengeschmack (diese künstliche Gleichgult aus messbarer Vielzucht), unser An- und Zuspruch des Schaurigen ist so schön, dass es uns gehoben grausen wird. Wir verraten aber (verdammt!) nicht um die Burg, in welche Schluchten des Seins wir stürzen.
Nur soviel sei vorab noch gesagt: In Zeiten wie diesen, in denen die selbsternannten Abendlandretter von der suffschwangeren Heimatfront schon die mögliche Verdrängung “unseres” Schokoladeweihnachtsmanns durch religionsneutrale Zipfelmänner als Angriff auf irgendein Christentum abwehren wollen, da werden die Psychopharmaka bald knapp und die Therapeut_innen der Reihe nach verzweifeln. Doch bevor wir alle vor Lachen aus dem Fenster fallen, lasst uns einer wirklichen Kunstgeschichte Gehör verschaffen, die nicht zwecks Kundschaft vom Coca-Cola-Marketing ausgedacht ist.
In diesem Sinn auch unser Hinweis zur sicheren Anwendung: Eine Stunde lang mit offenen Ohren gut zu hören und unbedingt der Phantasie freien Lauf lassen. So kann das Grauen seine heilsame Wirkung voll entfalten. Bei riesigen Nebenwirkungen rauchen sie die Packungsbeilage, schlagen sie ihren Abt – oder werden sie Apotheker!
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