Georg Danzer
“Wie i so drüber nachdacht hab, dass i jetzt ja bald 60 sein werd, und ob so meine Wunschträume und meine Träume, die ja jeder Mensch im Leben hat, ob des a bissal aufgangen is – und auf a gewisse Art und Weise hab i ma dann dacht, is es ned aufgangen – aber andererseits doch.” Mit diesen weisen Worten kündigte Georg Danzer bei seinem letzten Konzert mit Freunden (am 16. April 2007 in der Wiener Stadthalle) das für ihn geradezu programmatische Lied “Träumer” an, dem er dazu noch eine Betrachtung der verschiedenen Bedeutung des Wortes Träumer im Deutschen und im Englischen sowie eine spezielle Würdigung von John Lennons “Imagine” voranstellte: “You may say that I’m a dreamer …”, halt im Sinne von Menschen, die Utopien haben – wie etwa vom Frieden auf der Welt.
Wir haben uns jedenfalls dazu entschlossen, Georg Danzer nicht durch einen Ausschnitt aus jenem “letzten Konzert” ins Gedächtnis zu rufen, zumal das ja einerseits als Geburtstagsfest mit Freundys (zum 60er) – und andererseits schon als Hommage an einen Todgeweihten konzipiert war. Der hierbei gefeierte Künstler verstarb bekanntermaßen nur gut 2 Monate später. Nein, wir wollen Georg Danzer in der Gestalt aufleben lassen, in der er Anfang der 90er als nach Auslandsreisen weltläufiger Dichter, Musiker und Aktivist die österreichische Geräuschkulisse mit seinen unverwechselbaren Beiträgen zu einem etwas helleren, menschlicheren und ja, utopiefähigeren Gesamtklang erweitert hat. So haben wir einige Musikstücke und Erzählungen aus seiner Solo-Tournee 90/91 ausgewählt, deren Höhepunkte auf dem Album “Echt Danzer!” veröffentlicht sind. Dabei war es uns ein Anliegen, besonders die Vielseitigkeit des unbeugsam engagierten, schonungslos liebenden und stets humorvoll selbst- wie sozialkritischen Dialektdichters zur Geltung zu bringen, der eben auch die Hochsprache bei Bedarf nicht verschmähte. Wir möchten etwas davon in unsere heutige Zeit mitnehmen – als Besinnungsinsel im schwindligen Getreibe einer immer unwirklicher zubereiteten “Realität”, die uns in Wirklichkeit nur verwirrt:
I hoits jetz nimma länga aus
und die Entscheidung foid ned schwer,
da Boch hod Sehnsucht noch am Fluss,
da Fluss hod Sehnsucht noch’m Meer.
Mei Lebn – is mei Lebn.
Mei Lebn – des ghead mir.
Keinem Vater, keinem Lehrer,
keinem Meister, keinem Staat.
Mei Lebn – ghead mir!
Georg Danzer – Mein Lebn (1990 Solo-Version)
Ähnliche Beiträge
- Gedenkkultur ohne Antifaschismus ist zu wenig aus der Sendereihe „Werkspost. Der politische Salzburg-Kommentar....“ 21.08.2024 | Radiofabrik
- Folge 21: Niemals vergessen! aus der Sendereihe „Richtig & Falsch“ 27.05.2024 | Orange 94.0
- 31/03/2024 – Feministische Perspektiven auf Antisemitismus aus der Sendereihe „Anarchistisches Radio“ 31.03.2024 | Orange 94.0
- 17/03/2024 – Antifaschismus im Comeback?! (A-Radio Berlin) aus der Sendereihe „Anarchistisches Radio“ 17.03.2024 | Orange 94.0
- WiderstandsChronologie 4. bis 16. Feber 2024 aus der Sendereihe „WiderstandsChronologie“ 17.02.2024 | Orange 94.0
- WiderstandsChronologie 21. Jänner bis 3. Feber 2024 aus der Sendereihe „WiderstandsChronologie“ 03.02.2024 | Orange 94.0
- #stimmlagen: Kunstkollektiv EXTASIER I Interview KZ-Verband Salzburg I Gehen... aus der Sendereihe „#Stimmlagen – Das Infomagazin der Freien...“ 31.01.2024 | Gemeinschaftsprogramme
- unerhört! Basics der Psychotherapie 1.0 I Kunstkollektiv EXTASIER I Interview... aus der Sendereihe „unerhört! Das Magazin — offen & vielschichtig“ 27.01.2024 | Radiofabrik
- Protest gegen rechtsextremen Burschenbundball aus der Sendereihe „FROzine“ 25.01.2024 | Radio FRO 105,0
- Protest Bündnis Linz gegen Rechts | Online-Streetwork | Diskriminierung am Arbeitsplatz aus der Sendereihe „#Stimmlagen – Das Infomagazin der Freien...“ 25.01.2024 | Gemeinschaftsprogramme