Gentrifizierung: Unfair, aber normal?

06.08.2013

Gentrifizierung: Unfair, aber normal? 
Int. Diskurse, Widerständigkeiten, politische Verantwortung

Gentrifizierung ist als Schlagwort im Zusammenhang mit städtischen Entwicklungen in aller Munde. Der wissenschaftliche Begriff zur Beschreibung von Aufwertung und Verdrängung ist in Folge der Etablierung der unternehmerischen Stadt wie auch im Zuge der Finanzkrise im allgemeinen Diskurs angekommen: Kein Artikel zu Wohnungsmarkt und Immobilienkrise ohne Gentrifizierungsbegriff.

Dabei herrscht international nach wie vor ein Ringen um die Bedeutungshoheit: Von der kritischen Stadtforschung eindeutig  als unerwünschtes und für die Entwicklung der Städte und ihre BewohnerInnen negatives Phänomen eingestuft, wird speziell im anglo-amerikanischen Raum versucht, Gentrifizierung positiv zu besetzen: Aufwertung als Glücksversprechen an die Stadt und ihre BewohnerInnen – oder zumindest an jene, die es sich leisten können.

Grundsätzlich befindet sich die kritische Gentrifizierungsforschung in einem Dauerdilemma: Sobald nachweisbar, ist es für die Stadtviertel bereits zu spät. Auch in Wien, wo von offizieller Seite beharrlich darauf verwiesen wird, dass die Uhren aufgrund der großen Wohnbautradition grundsätzlich anders ticken, fehlt es an substanziellem Datenmaterial, um wissenschaftlich fundierte Aussagen zu treffen. Doch die Zeichen häufen sich, dass sich auch in Wien immer weniger Menschen zentrale Wohnungslagen leisten können und Verdrängung schleichend stattfindet.

Radio dérive im Gespräch mit den StadtforscherInnen Mara Verlic und Justin Kadi von der TU Wien über internationale Gentrifizierungsdiskurse, Wiener Besonderheiten, neoliberale Wohnpolitik, Widerstand und politische Verantwortlichkeiten.

Justin Kadi  ist Stadtforscher, arbeitet als Universitätsassistent am Department für Raumplanung der TU Wien und schreibt seinen PhD an der Universität Amsterdam in vergleichender Stadtforschung zum Themenfeld Neoliberalisierung von Wohnungsmärkten und Gentrifizierung.

Mara Verlic  ist Stadtsoziologin, arbeitet als Universitätsassistentin am Department für Raumplanung und beschäftigt sich in ihrer Forschung mit Frage von Neoliberalisierung und Widerständen in der Stadt.

Die Audio-Zuspielungen im Beitrag stammen von Studierenden der LVA “Gentrification – Key Concepts and Current Debates” im Sommersemester 2013 an der TU Wien Department für Raumplanung. Herzlichen Dank an Maximilian Grafinger, Dominik Hölzl, Helena Jungreithmair, Fatma Karakas, Veronika Karoly, Peter Laner, Thomas Leimer, Franziska Lind, Sepideh Mostofi, Eray Mustafa, Reza Nadianmehr, Nia Nedyalkova, Olga Proskurnina, Stefanie Simic, Soroush Sobhi, Elia Stefan und Viktoria Weissenburger, sowie an alle InterviewpartnerInnen.

Redaktion und Sendungsverantwortung: Elke Rauth
Mitarbeit: Christoph Laimer
Signation: Bernhard Gal, http://www.bernhardgal.com
Erstausstrahlung: Dienstag, 6. August 2013, 17:30 auf Radio Orange 94.0 (Wien) oder als Livestream
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Thema:Society policy Radiomacher_in:Christoph Laimer, Elke Rauth
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