FROzine: Politisch aktiv werden – aber wie?
Am politischen und gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen ist mitunter relativ simpel. Auf die Straße gehen und für die eigenen Überzeugungen demonstrieren zum Beispiel. Oder man geht zumindest wählen. Dennoch: Das Gefühl, als einzelne Person im Kontext von Politik machtlos zu sein, ist in der österreichischen Gesellschaft durchgängig präsent. Selbst der Gang zur Wahlurne wird von vielen verweigert. Als Grund wird oft genannt, dass eine einzelne Stimme ohnehin nichts ändern würde. Bei den aktuellen Europawahlen lag die Wahlbeteiligung in Österreich bei knappen 60%. Das heißt die Partei der Nichtwähler fuhr einen klaren Sieg ein.
Wie wichtig ist es, als einzelne Bürgerin oder Bürger Verantwortung für die politische Landschaft zu übernehmen? Demokratische Prinzipien wie das allgemeine Wahlrecht, Rede- und Meinungsfreiheit oder die Pressefreiheit wurden erarbeitet bzw. erkämpft. Impulse dafür kamen aus der Bevölkerung, nicht von den Regierenden. Aktuelle Beispiele für erfolgreichen Aktivismus gibt es viele: In Taiwan kämpfen Homosexuelle seit Jahren für das Recht auf Ehe. Nun stimmte Taiwans Parlament für die Einführung der Ehe für alle.
Gäste in diesem FROzine:
Teil 1: Den Mächtigen die rote Nase zeigen
„Der neoliberale Schwachsinn hat uns eingetrichtert, dass wir alleine besser leben“
Als Co-Autor des Schwarzbuch:Markenfirmen hat Klaus Werner-Lobo gemeinsam mit Hans Weiss 2001 einen Bestseller geschrieben, der bereits mehrfach aufgelegt wurde. Es wird als Meilenstein der Globalisierungskritik bezeichnet und listet auf, wie multinationale Konzerne gegen Naturschutz und Menschenrechte verstoßen. Sein aktuelles Buch „Frei und Gefährlich – Die Macht der Narren“ dreht sich darum, wie befreiend und wirksam es ist, sein eigenes Scheitern, seine eigene Lächerlichkeit zu akzeptieren und damit unangreifbar für politische Angstmacher zu werden.
habe ihn in vor kurzem für das FROzine zum Gespräch getroffen.
Ein jüngstes Beispiel für die Macht der Narren findet man im Europaparlament: DIE PARTEI des deutschen Satirikers Martin Sonneborn fuhr bei der Europawahl nach 2014 einen weiteren Erfolg ein erreichte 2,4 Prozentpunkte. Sie zieht mit zwei Abgeordneten ins EU-Parlament ein.
Teil 2: Was machen die mit meinem Geld?
„Wenn es ‚Bad Banks‘, gibt muss es auch ‚Good Banks‘ geben“
Das Konzept der Gemeinwohl-Ökonomie ist ein alterntives Wirtschaftsmodell, das das Wohl von Mensch und Umwelt zum obersten Ziel des Wirtschaftens erklärt. Das Buch „Gemeinwohl-Ökonomie“ von Christian Felber hat 2010 ein überwältigendes Echo bei Privatpersonen, PolitikerInnen, Initiativen und Unternehmen ausgelöst. Die Rolle der Banken ist dabei ganz entscheidend und aus diesem Grund wurde auch jahrelang intensiv an der Idee einer Gemeinwohlbank gearbeitet. Nach Rückschlägen kann die Genossenschaft für Gemeinwohl nun einen Erfolg vorweisen:
Seit Mai 2019 wird das erste Gemeinwohlkonto in Österreich angeboten. Ich sprach mit Christian Felber darüber, was ein Gemeinwohlkonto überhaupt ist, wie es dazu kam und wie es sich von Konten bei herkömmlichen Banken unterscheidet. Warum gab es so große Anlaufschwierigkeiten? Warum wurde nach 7 Jahren Planung eine Kooperation mit der Raiffeisenbank eingegangen? Welche Rolle spielt dabei das Umweltcenter Raiffeisenbank Gunskirchen? Wie kann man das Konto nutzen und wie profitieren Politik und Gesellschaft vom Gemeinwohlgedanken?
Redaktionelle Richtigstellung: Im Interview ist die Rede von der „Bank für Gemeinwohl“ – dabei handelt es sich aber um keine Bank per se sondern um ein Projekt der Genossenschaft für Gemeinwohl.
Beide Interviewpartner wurde im Rahmen von Lehrveranstaltungen der Pioneers Of Change getroffen. Pioneers Of Change, also „Pioniere des Wandels“, ist eine Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass ein gutes Leben für alle Menschen möglich ist. In diesem Sinne werden beim Lerngang und bei öffentlichen Veranstaltungen Themen wie Natur- und Klimaschutz und ein gesellschaftliches Miteinander stark thematisiert und vermittelt. Mehr Infos zu den Pioneers Of Change gibt’s im Internet auf www.pioneersofchange.org
Teil 3: Auf einem toten Planeten gibt es keine Zukunft
„Together we are changing the world“
Die Fridays for Future-Bewegung ist ein anderes aktuelles Beispiel. Jugendliche informieren sich, organisieren sich und gehen gemeinsam auf die Straße um von Regierungen und Konzernen Verantwortung einzufordern. Klimaschutz und Naturschutz sollen endlich ganz oben auf die politische Agenda gesetzt werden. Diese Forderungen schlagen sich auch in den Wahlergebnissen der Europawahl Ende Mai nieder. Ausgegangen ist die Fridays for Future-Bewegung bekannterweise von einer einzelnen Person: Greta Thunberg. Am 20. August 2018, gleich nach den Sommerferien, platzierte sie sich mit einem Schild mit der Aufschrift „Schulstreik für das Klima“ vor dem Schwedischen Reichstag in Stockholm. Damit legte sie den erfolgreichen Grundstein für die Fridays for Future-Bewegung. Am 31. Mai 2019 gingen allein in Wien 35.000 Menschen mit Greta Thunberg auf die Straße.
Die Stimme der Jugend wird völlig zurecht immer lauter. Auch in der Redaktion des FROzine wird das Thema Klimakrise und Naturschutz intensiv diskutiert und zusätzliche Beiträge zu mehr Klimaschutz sind in Planung. Die Möglichkeiten eines Freien Mediums liegen in diesem Fall auf der Hand: Sendeplatz widmen, Themen klar ansprechen, kritisch nachfragen, AktivistInnen Gehör verschaffen. Das FROzine bleibt am Ball.
Musikalische Untermalung
Attosphere – Schumann live am Glatt und Verkehrt-Festival 2011
Gesang – Julia Noa Fischer
Gitarre – Michael Bruckner
Violine – Andreas Schreiber
Kontrabass – Matthias Pichler
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Gestaltung und Moderation: Georg Steinfelder
Kapitelüberschriften: Maria Wegenschimmel
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