Moderatorin Daria gibt offen zu, dass sie kein Mensch ist
Es gibt sie auch in Europa: Entlegene und infrastrukturell schwache Regionen, wo die Anbindung an moderne Kommunikationsnetze zu wünschen übrig lässt. Das Projekt Grassrootsradio versucht nun freie Radiosender gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung an solchen Orten aufzubauen. Zum einen um Demokratische Prozesse und das kulturelle Schaffen zu stärken, zum anderen um wichtige Informationen zu verbreiten – dieser Aspekt bekommt gerade jetzt in der Coronakrise besondere Bedeutung. Das Grassrootsradio-Projekt verbindet dabei modernste Technologie mit sozialem Feingefühl, Kreativität und natürlich auch viel Einsatz. So wurden bereits 3 Radioprojekte in Rumänien, Irland und Portugal gestartet und befinden sich momentan in der Aufbauphase.
Barrierefreie Low-High-Tech-Radiosender ohne Studios?
Das Projekt zielt darauf ab, den Start und die Aufrechterhaltung vom lebendigen Community-Radiosendern zu vereinfachen. Es wird durch Mittel der Europäischen Kommission finanziert. Den Rahmen dafür bildet das Forschungs-Förderprogramm Horizon 2020. Grassroots movement bedeutet auf deutsch wörtlich übersetzt „Graswurzelbewegung“ und bezeichnet politische und gesellschaftliche Initiativen, die aus der Basis der Bevölkerung entstehen. Das Grassrootsradio-Projekt verfolgt dabei interessanterweise nicht eine Bottom-Up, sondern eine Top-Down-Strategie. Die Initiative für dieses Projekt ging eben nicht von den lokalen Bevölkerungsgruppen aus, sondern von einem Zusammenschluss aus Ingenieuren, Sozialwissenschaftlerinnen, Künstler und Designerinnen, die mit dem Projekt an die Gemeinschaften herangetreten sind, um es mit diesen gemeinsam aufzubauen. Das Ziel dabei ist, dass die Bevölkerung diese Möglichkeit nutzt, den jeweiligen Sender Schritt für Schritt übernimmt und unabhängig von den Initiatoren weiterführt.
Zwei Radios für zwei rumänische Dorfgemeinschaften
Gleich zwei Radiosender werden im Rahmen von Grassrootsradio in Rumänien aufgebaut. Radio Civic sendet auf 89,9 MHz in Sfantu Gheorghe im Süden des Donaudeltas und in Vârvoru de Jos im Landesinneren auf 106 MHz. Natürlich funktioniert die Umsetzung eines solchen Projekts nicht reibungsfrei und politische Hürden und praktische Herausforderungen sind vorprogrammiert. Allerdings trägt die Arbeit am Grassrootsradio bereits erste Früchte. Nicht zuletzt in Form von Radiosendungen der lokalen Bevölkerung.
Moderatorin Daria gibt offen zu, dass sie kein Mensch ist
Um den durchgehenden Sendebetrieb eines solchen Radios zu gewährleisten, benötigt es technische Unterstützung in Form von automatisch generierten Inhalten und Programmen, die die Umsetzung von Sendungen erleichertern. Der Aufbau eines Grassrootsradio-Senders ist eine Mischung aus altbewährten und hochmodernen Technologielösungen und das System RootIO spielt dabei eine zentrale Rolle.
Ein anderer wichtiger Faktor sind Text-To-Speech-Systeme, die automatisch gesammelte Daten oder SMS-Nachrichten vorlesen können. Aktuell besonders nützlich ist es, die laufenden Updates zur Coronavirus-Pandemie über die Radios zu verbreiten.
In den rumänischen Radiosendern wird die synthetische Stimme „Daria“ eingesetzt. Sie liest nicht nur Nachrichten vor, sondern ruft die Hörerinnen und Hörer auf, sie als „Moderatorin“ zu ersetzen. Brauchen wir also keine Angst haben, dass Computerprogramme die echten Menschen aus dem Radio verdrängen?
Hören Sie Ausschnitte aus Interviews mit:
Liana Ganea, Aktivistin der NGO Active Watch, die sich um den Aufbau von zwei Grassroots-Radiosendern im Donaudelta kümmert. Das ganze Interview hören Sie hier. Matthew Aylett, Chief Scientific Officer und Mitgründer von CereProc, einer Technologiefirma aus Edinburgh (Schottland), die hochmoderne Lösungen für Sprachtechnologie entwickelt. Das ganze Interview hören Sie hier.—
Musik: Ausschnitte aus Radiosendungen von Radio Civic – Schwarzmeer-Chor (Black Sea Choir), Volkslieder ukrainischer Kosaken
Gestaltung und Moderation:
Georg Steinfelder
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