Flora, Fauna, Artefakte | Karin Pliem
Flora, Fauna, Artefakte
Karin Pliem über die symbiotischen Verflechtungen von Biosphäre, Zivilisation und Kunst
Gespräch mit der Künstlerin Karin Pliem anlässlich ihrer raumfüllenden Installation „Vieleinigkeit“ in der Burgkapelle des MMKK (Klagenfurt) und der Ausstellung „Zur Kunst der Fuge“ auf Schloss Ebenau (Galerie Walker im Rosental). Diese von Lucas Gehrmann kuratierte Schau zeigt Arbeiten von Karin Pliem und Thilo Westermann, die das Verhältnis von Biosphäre und Zivilisation reflektieren. Neben der aktuellen Ausstellung gibt es auf Schloss Ebenau auch Werke u.a. von Kiki Kogelnik, Manfred Bockelmann und Bruno Gironcoli aus dem Bestand der Galerie Walker zu besichtigen.
„Die Madonna ist für mich so eine Übermutter. Und da geht es mir gar nicht um irgendwelche Religionen, weil für mich ist die Religion einfach das Universum.“ (Karin Pliem)
Karin Pliem entwirft in ihren opulenten Gemälden einen Kosmos, der die Vielfalt unserer Biosphäre vereint und die universelle Symbiose zwischen Pflanzen, Tierwelt, Menschen und kulturellen Artefakten vor Augen führt. Alles Seiende ist in ihren Arbeiten anschaulich ineinander verflochten, verwurzelt, verwoben: katholische Madonna, asiatischer Buddha, ägyptischer Affen-Gott, römische Venus-Göttin, architektonisches Pantheon und Pflanzen aus verschiedenen Erdteilen wie Sonnenblumen, Mais, Samen… Das Leben schlechthin – das heißt Geburt, Sein und Vergehen – drückt die Künstlerin in dem wiederkehrendem Motiv der Samenkapsel aus. Eine Fülle an floralen Darstellungen gepaart mit religiösen Symbolen aus unterschiedlichsten Kulturen begründen die stimmige Einheit einer mehrstimmigen geradezu musikalischen Vielheit. Natur und Kultur in Harmonie, wobei hier auch die ursprüngliche Bedeutung von „cultura“ als „Ackerbau“, also kultivierte Pflanzen, in der Darstellung von Samen und Blüten mitgedacht ist. Pliems künstlerisches Schaffen entwirft ein Panopticum zahlloser Figuren, Symbole und Naturerscheinungen, die die Betrachtenden in das motivreiche Bild hineinziehen sollen. Der Buddha als Metapher dafür, immer wieder Neues zu entdecken und gleichzeitig Ruhe zu finden im Fluss einer sich ständig verändernden Welt: „Ruhe in der Vielfalt. Auch der Mensch ist Natur. Der Mensch soll spüren, dass er ist ein Teil davon ist.“, so die Künstlerin.
Gestaltung der Sendung, Interview und Begleittext: Dagmar Travner
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