Feministische Hackerspaces
Reni Hofmüller bringt Ausschnitte aus dem Künstler_innengespräch im Rahmen des Feminist Hackerspace, das am 20. November im ESC medien kunst labor stattgefunden hat.
Beschreibung zum Künstler_innengespräch:
„Donna Harraway stellte fest, dass „der Kampf darum, was als korrekte Darstellung der Welt gelten wird, der Kampf darüber ist, wie wahrgenommen wird“. (Haraway 1988 in: McCann & Kin, S. 375).
Erfahrungen werden durch Praxis, Diskurs und Interpretation geformt (Haraway 1988; Harding 1986; Collin 1990; Skeggs 1997).
„Hackerspaces“ sind als Phänomen vor zirka 15 Jahren zuerst in den Niederlanden, dann in Deutschland und einigen anderen westeuropäischen Ländern aufgetreten; sie breiten sich zunehmend über die Welt aus; sie sind selbstorgansiert und dienen als Treffpunkt für Leute, die sich mit Hard- und Software oder anderen Arten von Technologie beschäftigen wollen. Bislang wurden diese Räume zum großen Teil von Männern aufgebaut und genutzt. Seit einigen Jahren mehren sich allerdings Orte, die sich als feministisch/transfeministische Räume verstehen. Diese Räume bringen ein anderes Verständnis des Konzepts der Offenheit ein, das auf feministischen Prinzipien basiert.
Einer der zentralen Begriffe dabei ist „Intersektionalität“. Intersektionalität bezieht sich auf das Bedürfnis, die Welt aus diversen, vielfältigen Perspektiven zu betrachten. In Bezug auf Feminismus ist der Begriff allerdings zu spezifizieren, da die Betrachtung, Analyse und Praxis nicht von einem einzigen Standpunkt aus erfolgen kann, sondern Fragen nach Kultur, Klasse, Sexualität, Ethnizität oder anderen Machtstrukturen inkludiert werden müssen. Der Begriff Feminismus ist in den letzten Jahren vermehrt unter Druck geraten. Die späten 1990er-Jahre standen im Zeichen der Debatte über Unterschiede, vor allem in Bezug auf den Begriff der Identität. Wie Wendy Brown analysiert, bestätigt die Identitätsdebatte den neoliberalen Diskurs: „Politisierte Identitäten entstehen aus Kontrollgesellschaften“, und entsprechen damit spätkapitalistischen Formen von Gesellschaft. Im Gegensatz dazu ist das Konzept der Intersektionalität ein Ansatz, der sich in der aktuellen Debatte als geeignet herausstellt, um diese Identitätspolitiken zu kritisieren.
Nash (2008): “Intersectionality, the notion that subjectivity is constituted by mutually reinforcing vectors of race, gender, class, and sexuality, has emerged as the primary theoretical tool designed to combat feminist hierarchy, hegemony, and exclusivity.”
Im Kontext der in den letzten zwei bis drei Jahren entstandenen feministischen HackerInnenspaces lässt sich eine Verschiebung feststellen: Es geht nicht mehr um weibliche Hackerinnen, sondern um HackerInnen mit feministischer Grundhaltung, seien das nun Frauen, Transgenderpersonen oder auch Männer. Silvia Lindtner, Sophie Toupin und Stefanie Wuschitz werden verschiedene Formen feministischer Hackspaces vorstellen.
Der Abend wird als vernetztes Interkontinentalessen umgesetzt.
Der Anfang Juni 2014 erschienene Artikel „An Open Letter on Feminism In Tech“ („Being nice doesn’t work. We’ve been nice.”)* zeigt deutlich, dass es dieser Supportstrategien bedarf, um tatsächliche physische Räume zu schaffen, in denen ohne Übergriffe gearbeitet werden kann. Und diese Räume werden wiederum gebraucht, um auch im Bereich zeitgenössischer Medien/Informationskunst neue Projekte entwickeln zu können – sie bilden also einen Teil unserer Arbeitsbasis.“
Mit den Künstler_innen: Stefanie Wuschitz, Sophie Toupin, Silvia Lindtner, Reni Hofmüller
An Open Letter on Feminism In Tech
http://modelviewculture.com/pieces/an-open-letter-on-feminism-in-tech
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