Es darf gezupft werden
Liebe Weihnachtsochs- und Eselinnen, an diesem 4. Adventsonntag packen wir noch einmal unseren Bastelsack aus und dübeln uns ein Synoptikum zusammen für eine behelfsbessere Welt. Denn nichts hilft gründlicher gegen die vorweihnachtliche Feuchtfröhlichkeit als eine gute Portion selbstkritischen Humors. Von den alsbald dräuenden Bescherungsbrimborien und Familienfestorgien einmal ganz zu schweigen – die übersteht ohnehin nur, wer sich rechtzeitig dagegen immunisiert, unterm Grüßgottbaum zum Christgsindl zu werden. “Schrille Nacht, eilige Nacht”, der Zwerg ruft, schon bald schauen wir alle drein wie Luis Trinker im Schnee. Oder wie Karl Heinrich, der nach Hause waggerlt. “Event, das ist die billigste Zeit im Jahr.” Und wir basteln uns eine Schutzimpfung!
Still, still, still,
weil’s Kindlein schlafen will.
Maria tut es niedersingen,
ihre keusche Brust darbringen.
Still, still, still,
weil’s Kindlein schlafen will.
Schlaf, schlaf, schlaf,
mein liebes Kindlein, schlaf!
Die Englein tun schön musizieren,
vor dem Kripplein jubilieren.
Schon dieses “alte Salzburger Volkslied” offenbart erheblich Widersprüchliches, geradezu himmelschreiend Ungereimtes. Oder wie soll das arme Kindlein endlich einschlafen können, wenn es ringsumher alles andere als still zugeht? “Niedersingen” ist ja an und für sich schon eine Ausdrucksweise, die Helmpflicht für Neugeborene nahelegt. Aber dann die “Englein”, und man weiß doch, dass das Chöre waren, ganze Heerscharen sogar, wie um Himmels willen oder in drei Teufels Namen soll man bei dem ganzen Gedröhn auch nur im entferntesten an Schlaf denken? Hä? Und so sind viele der Bilder und Vorstellungen (und Weihnachtslieder, verdammt!), mit denen wir aufgewachsen wurden, voll von doppelten Böden und hintersinnigen Botschaften. (Siehe das Bild oben). Doch wie können wir nun diese Scheinwelt wieder entzaubern?
Indem wir die Wirklichkeit, die wir vorfinden, bis zu ihrer Kenntlichkeit enstellen. Oder lassen. Zerlegen wir also Weihnachtslieder, Volksmusik, Waldorfkindergärten und die Unkultur des Fernsehens. Und lassen wir uns dabei untermalen von Die Roten Rosen, Jazzkantine, Potentia Animi und vor allem Jochen Malmsheimer, der dem Format im Fernsehen eine Bußpredigt hält, dass es die postmodernen Spritzbeutel verstopft.
“Vorgang, der die Ventilation sexueller Überdruckgefühle in Eigenarbeit zum Inhalt hat.”
Schpritzmajim!
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