Ergo #5: Ungeliebte Kulturfolgerinnen
In dieser Ausgabe geht es um die Straßentaube, die in den meisten Städten der Welt heimisch und meist unbeachteter Teil des Straßenbildes ist. Was immer den Arten der Familie Columbidae aus der Ordnung Columbiformes zugeschrieben wird, eines sind sie bestimmt: Erfolgreich. Sie begleiten die Menschen seit Jahrtausenden und bevölkern – Arktis und Antarktis ausgenommen – die gesamte Erde. Egal ob die weniger als 20 Zentimeter großen Diamanttäubchen in Australien, die bis zu zwei Kilogramm schweren Fächertauben auf Neu-Guinea, Kragentauben in Südostasien, Karolinertauben in Nord- und Mittelamerika oder Schneetauben im Himalaya. Manche lassen sich zurückführen auf die Felsentaube „Columba livia“ (was übersetzt soviel wie bleifarbene Taube bedeutet), die in ihrer Wildform nur noch an den Küsten Großbritanniens und Irlands, sowie an Felsen in Südosteuropa vorkommt. Dort brütet sie an steilen Felswänden und fliegt täglich hunderte Kilometer, um Nahrung zu suchen. Oft ist ihr Bestand auch durchsetzt mit verwilderten Haustauben.
Der menschliche Zugang zu Tauben changiert zwischen den Polen Faszination und Verehrung einerseits, sowie Abscheu und Angst andererseits. Im Englischen ist die Janusköpfigkeit von Alltags- und Symboltier tendenziell noch bewahrt: „Pigeons“ sind diejenigen, die gezüchtet werden, Briefe übermitteln oder Krankheiten übertragen, während den „doves“ die nobleren Aufgaben als Friedenszeichen, Ölzweigüberbringerinnen oder gar Inkarnation des heiligen Geistes vorbehalten sind.
Dieser Ambivalenz folgt auch diese Ausgabe: Während es im ersten Teil einiges über das Leben der Tauben und die Geschichte ihrer Ausbreitung zu hören gibt, geht es im zweiten um Abwehr und Kontrolle von Tauben und speziell darum, wie das in Linz gehandhabt wird.
Im Begriff der Woche wird „Adaptive Radiation“ erläutert und die historischen Wissenschafts-Kontroverse findet in Ring Frei! zwischen Georges Cuvier und Etienne Geoffroy St. Hilaire statt.