Erbsenzähler und eine schweigende Königin
Neuerscheinungen aus dem Literaturverlag Droschl
Gertraud Klemm, geb. 1971 in Wien, erzählt in ihren Büchern scharfzüngig, zuweilen bitterböse, aber immer auch humorvoll von den Zuständen unserer Gesellschaft. Mit dem Roman „Aberland“ sorgte sie schon vor dessen Erscheinen für Aufsehen, als sie mit einem Ausschnitt aus dem Manuskript beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb den Publikumspreis gewann. Das Buch wurde im gesamten deutschsprachigen Feulleton besprochen, die Autorin interviewt und in Talkshows eingeladen. – Im jüngsten Roman „Erbsenzählen“ stellt sich die 30-jährige Ich-Erzählerin die Frage, wie man in einer von Regeln und Normen bestimmten Welt frei leben könnte. Annika weiß genau, wie sie nicht leben will, aber wie ein gutes Leben für sie aussehen könnte, weiß sie nicht. Ihr Freund, ein bekannter Radiomoderator, ist doppelt so alt wie sie, und Annika sieht sich in einer Falle ökonomischer und emotionaler Abhängigkeit, die sie sich selbst gestellt hat. – Dass „Erbsenzählen“ trotz des ernsten Hintergrundes eine vergnügliche Lektüre ist, wissen Leserinnen und Kritiker zu schätzen.
„Erbsenzählen glänzt mit satirischen und selbstironischen Elementen, verbindet Humor mit Formulierungskunst….“ (Salzburger Nachrichten) – „Klemm nimmt sich kein Blatt vor den Mund, zerlegt unbarmherzig alle Beziehungsformen, und manchmal tut es schon weh, wie genau die Autorin hinschaut. Aber es macht riesigen Spaß.“ (Hartliebs Büchermagazin)
Laura Freudenthaler, geb. 1984 in Salzburg, lebt als Übersetzerin und Autorin in Wien. Nach einem Erzählband ist nun ihr erster Roman erschienen: „Die Königin schweigt“. – Die Königin ist Fanny, eine Frau, die im Laufe ihres langen Lebens viel Schlimmes erfahren hat: Der geliebte Bruder ist nicht aus dem Krieg heimgekommen, der Ehemann jung gestorben und zuletzt hat Fanny auch den Sohn verloren. Alle Verluste hat Fanny mit Haltung ertragen, sich aber geweigert darüber zu sprechen. – Es ist eine traurige Geschichte, die Laura Freudenthaler mit viel Fingerspitzengefühl für den richtigen Ton schildert. Von der Kritik erntete sie dafür großes Lob.
„Das erwartet man nicht unbedingt von einer jungen Autorin: die Geschichte einer alten Frau, die auf ihr Leben zurückblickt, nicht erinnerungsselig, sondern widerstrebend, weil sie mit den Toten nichts zu tun haben will. Und erst recht erwartet man von einer jungen Autorin nicht, dass sie von diesem Leben auf eine Art erzählt, die man nicht anders als weise nennen kann“. (Daniela Strigl /O-Töne)
Sendungsinhalt: Gertraud Klemm und Laura Freudenthaler haben ihre Bücher im Literaturhaus Graz vorgestellt. Ausschnitte aus den Lesungen sind in der Sendung zu hören.
Musik: Studio Percussion „Braca“, Extraplatte 1997 + Arnottodrom, nanomusic france 2007 + Lukas Lauermann „How I remember…“ col legno 2017 + Arnotto „The Cyklop And I“, cristal rec./harmonia mundi 2011
Ähnliche Beiträge
- Was wir nicht über Vögel wissen aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Literatur“ 04.11.2024 | Radio Helsinki
- Zur Erinnerung an Bodo Hell: Portrait, Teil 2 aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Literatur“ 23.09.2024 | Radio Helsinki
- Zur Erinnerung an Bodo Hell: Portrait, Teil 1 aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Literatur“ 23.09.2024 | Radio Helsinki
- Utopische Prosa von Colin Fournier aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Literatur“ 15.07.2024 | Radio Helsinki
- Vladimir Vertlib: Die Heimreise aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Literatur“ 17.06.2024 | Radio Helsinki
- Werwolf mal zwei: loop garou & Loup Garou aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Literatur“ 03.06.2024 | Radio Helsinki
- Druckfrische Literatur aus Graz aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Literatur“ 08.04.2024 | Radio Helsinki
- Volha Hapeyeva und ihr Roman „Samota“ aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Literatur“ 11.03.2024 | Radio Helsinki
- 10 Jahre Aufblattlt, Bibliotheken lassen von sich hören aus der Sendereihe „Aufblattlt“ 19.02.2024 | Freies Radio Salzkammergut
- Das junge Literaturhaus aus der Sendereihe „Das rote Mikro: Literatur“ 29.01.2024 | Radio Helsinki