„Diese Personen wollen arbeiten.“- Arbeitslosigkeit und Corona
Beide sind sich einig, es besteht dringender Handlungsbedarf. Trude Hausegger sagt, „Wer rasch hilft, hilft doppelt.“ – Gezielte und frauenspezifische Interventionen sind nötig, um der drohenden Verfestigung von Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken.
55+Mit Juli 2020 sind insgesamt 121.210 Männer und Frauen über 501 (rund 29% mehr als im Juli 2019), arbeitslos gemeldet oder in Schulung. Ein Viertel dieser Gruppe (32.607 Personen) ist dies bereits ein Jahr und länger. Arbeitslose Personen über 50, ganz besonders aber arbeitslose Personen über 55 hatten schon vor Corona ein überdurchschnittlich hohes Risiko, lange arbeitslos zu bleiben. Corona verschärft dies. Aktuelle Beschäftigungsoptionen für ältere Arbeitslose ergeben sich – bei entsprechender Förderung – beispielsweise in den Bereichen Schule, Kinderbetreuung, Pflege aber auch in der Justiz. Für den Schulbereich wurde jüngst ein vielversprechendes Programm präsentiert. Eine Ausweitung ist – umsichtig geplant und implementiert – als klassische Win-Win-Situation zu bezeichnen: Ältere Arbeitslose finden Beschäftigung und erwerben Pensionsversicherungszeiten. Überlastete Strukturen und die in diesen Strukturen – meist weiblichen – Beschäftigten erfahren Entlastung.Personen 50+ sind eine große und wachsende Personengruppe am Arbeitsmarkt – dies in Beschäftigung und Arbeitslosigkeit. Ältere Menschen sind überdurchschnittlich oft stabil beschäftigt – wenn sie jedoch arbeitslos werden, droht ihnen überproportional oft längerfristige Arbeitslosigkeit. Dies betrifft ganz besonders Personen ab 55: Im Jahresdurchschnitt 2019 war fast jede/r dritte Arbeitslose über 55 (30,5%) bereits länger als ein Jahr in Vormerkung.
COVID-19 führte auch bei Älteren zu deutlichen Zugängen in Arbeitslosigkeit. Der Arbeitslosenbestand (inklusive Schulungsteilnehmer*innen) bei über 50-Jährigen erhöhte sich von 117.245 Personen im Februar 2020 auf 154.918 Personen im April und reduzierte sich bis Juli wieder auf insgesamt 121.210 Personen. Während aber das Juliarbeitslosigkeitsniveau bei Männern 50+ unter dem Niveau von Februar lag, ist bei Frauen im gleichen Zeitraum eine Steigerung um fast 10.000 Personen zu verzeichnen. Frauen sind – darauf wurde bereits mehrfach verwiesen – von den aktuellen Entwicklungen in besonderem Maße betroffen, was auch auf die geschlechtsspezifischen Branchenkonzentrationen zurückzuführen ist. Vergleicht man das Sommerniveau nicht mit dem Winterniveau (und schließt damit Saisoneffekte einzelner Branchen aus), so zeigt sich, dass im Juli 2020 15.329 mehr Männer über 50 und 11.718 mehr Frauen über 50 arbeitslos vorgemerkt oder in Schulung sind als im Juli 2019. Dies entspricht einer Zunahme von jeweils rund 29% im Jahresvergleich.
Jugend
Johann Bacher betont:“Rasche, umfassende und nachhaltige Programme sind in der Jugendarbeitslosigkeit erforderlich, die zusätzlich einen Beitrag zu einem Strukturwandel der Wirtschaft leisten.“
Die Jugendarbeitslosigkeit hatte bereits vor Corona-Krise einen hohen Wert. Die Corona- Krise führt zu einem weiteren deutlichen Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit. Im Juli 2020 waren fast 75.000 Jugendliche und junge Erwachsene (15 bis 24 Jahre) von Arbeitslosigkeit betroffen, 41.800 waren arbeitslos gemeldet, 21.600 befanden sich in einer Schulung und weitere 11.600 waren Lehrstellensuchende, die sofort verfügbar wären. Hinzukommen Jugendliche und junge Erwachsene in Kurzarbeit (Zahlen nicht verfügbar). Die Ursachen für die hohe Jugendarbeitslosigkeit sind konjunktureller und struktureller Natur. Neben bereits vor Corona von Arbeitslosigkeit betroffenen Jugendlichen (vor allem frühe Schulabgänger*innen) hat Corona zu neuen arbeitsmarktpolitischen Zielgruppen, wie erfolgreiche Schulabgänger*innen mit einer Lehrstellenzusage, Schul- und Hochschulabsolvent*innen und Studierende, die sich ihr Studium durch einen Job finanzieren, geführt. Entsprechend diesen unterschiedlichen Problemlagen sind umfassende Maßnahmen erforderlich, die den Bedürfnissen und Problemen der jeweiligen Zielgruppe Rechnung tragen. Sie sollten rasch einsetzen und nachhaltig sein, d.h. stabile Beschäftigungsverhältnisse ermöglichen. Darüber hinaus sollten die Programme zu einem Strukturwandel in Richtung einer sozialen und ökologischen Wirtschaftsweise beitragen, indem z.B. öffentliche Ausbildungsplätze in relevanten Bereichen geschaffen werden.
Moderation und Gestaltung: Sigrid Ecker