Die Erklärung der Vielen in Österreich
Die „Erklärung der Vielen in der Republik Österreich“, vorgetragen am 14. Mai 2019 von Burgschauspielerin Sabine Haupt
183 Kunst- und Kulturinstitutionen, -organisationen, -initiativen, Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen erklärten als Erstunterzeichner*innen der „Erklärung der Vielen in der Republik Österreich“ am 14. Mai 2019:
WIR SIND VIELE
Unsere Gesellschaft ist eine plurale Versammlung, in der viele unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen. Das Miteinander in einer Demokratie muss täglich neu verhandelt werden: Es geht um alle, um jede*n Einzelne*n als Wesen der vielen Möglichkeiten.
Wir begreifen Kunst und Kultur und ihre Einrichtungen als offene Räume – Räume, die Vielfalt und Mehrdeutigkeit erfahrbar machen.
In Österreich wurde schon einmal Kunst als entartet diffamiert. Kunst und Kultur wurden zu menschenverachtenden Propagandazwecken missbraucht. Menschen wurden entwertet, ihrer Existenzgrundlage beraubt, sie wurden verfolgt, vertrieben, ermordet. Als Kunst- und Kulturakteur*innen in Österreich sind wir uns der aus der Geschichte resultierenden Verantwortung bewusst.
In der Republik Österreich steht die europäische Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten im Verfassungsrang. Wer die europäische Menschenrechtskonvention und das rechtsstaatliche Prinzip außer Kraft zu setzen sucht, stellt die Grundpfeiler unseres demokratischen Gemeinwesens in Frage.
DIE VIELEN stehen für Vielfalt und Freiheit der Kunst. Wer dagegen polemisiert, die Vielfalt von Strukturen und Organisationen des Kunst- und Kulturbereiches gefährdet, in künstlerische Programme eingreift, durch die Androhung von Subventionskürzungen oder durch Streichungen inhaltlichen Druck auszuüben sucht, wer Veranstaltungen stört, gegen Kunst- und Kulturakteur*innen hetzt oder an einer Renationalisierung der Kultur arbeitet, widerspricht dieser gesellschaftlichen Vision und dem demokratischen Grundrecht auf Kunstfreiheit.
Wir, die unterzeichnenden Kunst- und Kulturinstitutionen, Kunst- und Kulturakteur*innen
fördern und suchen den Dialog, bieten aber kein Podium für biologistisch-rassistische, völkisch-nationalistische Propaganda und wehren allen Versuchen, Kunst und Kultur zu instrumentalisieren; führen kritische Auseinandersetzungen, um Strategien zu entlarven, die demokratische Grundwerte untergraben; stehen gegen eine Politik der Abwertung und Ausgrenzung; wehren der Verrohung und Entmenschlichung der Sprache; verbinden uns solidarisch mit Menschen, die durch eine rechtsextreme oder rechtspopulistische Politik immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden; verpflichten uns zur Solidarität mit Kunst- und Kulturinstitutionen, Kunst- und Kulturakteur*innen, die durch Hetze und Diffamierung unter Druck gesetzt werden.Solidarität statt Privilegien.
Es geht um alle.
Kunst und Kultur bleiben frei.
Ähnliche Beiträge
- VON UNTEN Gesamtsendung vom 15.5.2019 aus der Sendereihe „VON UNTEN – Das Nachrichtenmagazin...“ 15.05.2019 | Radio Helsinki
- Erklärung der Vielen aus der Sendereihe „VON UNTEN – Das Nachrichtenmagazin...“ 15.05.2019 | Radio Helsinki