Die Banalität des Bösen
Mord an der Grenze – so der Titel des besprochenen Kriminalromans – erzählt von einem österreichischen Grenzpolizisten der an der österreichisch-tschechischen Grenze Dienst macht und immer wieder Geflüchtete aufgreift die illegal über die Grenze kommen. Bei einem dieser von Schleppern organisierten Grenzübertritte kommt es zu einem Zwischenfall. Der Grenzpolizist hat sich krank gemeldet ohne krank zu sein. Aber er ist dennoch in einem Waldstück nahe der Grenze Schwammerl suchen. Als nun Geflüchtete auftauchen und bald darauf auch seine Kollegen, hat er Angst entdeckt zu werden und verbirgt sich im Wald. Während die Geflüchteten von seinen Kollegen festgenommen werden taucht aber noch eine Nachzüglerin auf. Der Grenzpolizist befürchtet nun von seinen Kollegen doch noch entdeckt zu werden und hält die junge Frau daher auf dem Boden fest. Die Situation nutzend vergewaltigt er die Frau. Als im klar wird was er getan hat bekommt er noch viel größere Angst entdeckt zu werden und hält die Frau noch brutaler fest, drückt auch seine Hand auf ihren Mund. Dadurch erstickt er die Frau und wird plötzlich vom Gesetzeshüter zum Mörder.
Der Autor, Ernest Zederbauer, pensionierter Spenglermeister aus Weitra, erzählt nun im seinem Kriminalroman wie der Mörder mit seiner Schuld umzugehen versucht und gleichzeitig alles daran setzt, dass die Leiche der Toten nicht gefunden wird. Sehr eindrücklich schildert Zederbauer die Versuche des Mörders die Tat vor sich selbst zu rechtfertigen, sie zu leugnen oder anderen – seiner Frau, seiner Mutter, – für seine Tat verantwortlich zu machen. Dabei eröffnet sich auch die ganze Banalität seines Seins und die Feigheit des Polizisten für seine Tat Verantwortung zu übernehmen. Beim lesen ist mir immer wieder der von Hannah Arendt geprägte Begriff der „Banalität des Bösen“ in den Sinn gekommen. Ähnlich wie Adolf Eichmann vor dem Gericht in Jerusalem jeder Verantwortung für die Deportation und Ermordung von 6 Millionen Juden zurückwies will sich auch der Polizist in Zederbauers Roman jeglicher Schuld entledigen. Ich war beeindruckt von dieser Charakterzeichnung. Und habe daher dieses Buch für eine Besprechung in dieser Sendung ausgewählt. Im Gespräch mit dem Autor Ernest Zederbauer zeigte dieser aber viel mehr Verständnis für das Handeln seines Protagonisten als ich es als Leser aufbringen konnte. Auch eine interessante Erfahrung, dass ich als Leser eine zentrale Figur eines Romans ganz anders erfahre als sie vom Autor gemeint war.
In der Sendung hören Sie eine Telefoninterview mit dem Autor Ernest Zederbauer, dass ich Mitte August 2020 mit ihm geführt habe. Darin gibt er Auskunft über seine Motivation diesen Kriminalroman 2007 zu schreiben, aber auch über seine laufenden Projekte.
Das war ein Telefoninterview mit dem Autor des Kriminalromans „Mord an der Grenze“, Ernest Zederbauer.
Das Buch Mord an der Grenze von Ernest Zederbauer ist im Molden-Verlag erschienen, hat 164 Seiten und ist – obwohl man schon auf Seite 17 erfährt der der Mörder ist – bis zur letzten Seite fesselnd.