Der Umgang mit Leerstand – Probleme und Potentiale einer Zwischennutzungsagentur
Die November-Sendung von dérive – Radio für Stadtforschung steht ganz im Zeichen der aktuellen Leerstands-Debatte der IG Kultur Wien. Ökonomische Transformationsprozesse bringen umfangreichen Leerstand in Form von Industriebrachen, Erdgeschosslokalen und Bürobauten hervor. Wie solche Räume genutzt und verfügbar gemacht werden können, stellt ein brisantes Kritikfeld in der Wiener Stadtpolitik dar. Einerseits stehen zehntausende Wohnungen leer, die sich sowohl in Händen von privaten EigentümerInnen als auch der Stadt befinden. Andererseits suchen kulturelle, künstlerische und politische Initiativen permanent nach geeigneten Räumen, um Projekte realisieren zu können.
Auf politischer Ebene wurde die Leerstandnutzung als Werkzeug der Stadtentwicklung erkannt. Nach dem Vorbild vieler anderen Städte, sieht das rot-grüne Wiener Regierungsabkommen von 2010 eine „Agentur für Zwischennutzung“ vor, die aktiv Meldungen über Leerstände sammelt und diese auf Anfrage anbietet. Um den Themenkomplex Leerstandnutzung, Zwischennutzungen und Freiräume wissenschaftlich zu erfassen und konkrete Modelle zu erarbeiten, die in die Umsetzung der Zwischennutzungsagentur implementiert werden könnten, lancierte die IG Kultur Wien in Zusammenarbeit mit der TU Wien eine dreiteilige Studie mit dem Titel „Perspektive Leerstand“. Der zweite Teil, dessen wissenschaftliche Leitung die Universitätsassistentinnen DI Wencke Hertzsch und MA Mara Verlic am Department für Raumentwicklung, Infrastruktur- und Umweltplanung der TU Wien innehaben, befindet sich gerade in der Abschlussphase.
Was muss im Sinne einer sinnvollen Umsetzung des Projektes beachtet werden? Was kann das Konzept nachhaltig leisten und wo liegen Risiken? Wofür und für wen ist Zwischennutzung überhaupt gut? Welche Erfahrungen existieren bereits und was gibt es für Alternativen? dérive – Radio für Stadtforschung bringt Ausschnitte aus der Diskussion zur Leerstandstudie, die am 21. Oktober 2012 im Rahmen der Innovationspreistage der freien und autonomen Kulturszene Wiens stattgefunden hat. Gastgeber war heuer erstmals der Kunstverein mo.ë, der im 17. Wiener Gemeindebezirk eine ehemalige Metallwarenfabrik bespielt und sich aus der NutzerInnenperspektive in die Diskussion einbrachte.
Im Wörterbuch Stadt erläutert Theresa Schütz, Universitätsassistentin am Institut für Örtliche Raumplanung der TU Wien und Mitbegründerin des urbanistischen Vereins Gehsteig-Guerrilleros, das Prinzip der Nachnutzung von alten Industriearealen anhand dem leerstehendem Gaswerk Leopoldau.
Redaktion und Sendungsgestaltung: Vera Aichhorn, Teresa Schwind, Sandra Voser
Signations: Bernhard Gal
Sendungsverantwortung: Sandra Voser
Erstaustrahlung: Dienstag, 6. November 2012, 17.30 Uhr auf Radio Orange 94.0 (Wien) oder als Livestream.
Podcast: Cultural Broadcasting Archive
Weiterführende Informationen:
Studie der IG Kultur Wien: Perspektive Leerstand
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