Der Staat und die Gewalt gegen Frauen
In Österreich werden durchschnittlich 2-3 Frauen monatlich ermordet. Der Femizid, also die Ermordung einer Frau, weil sie eine Frau ist (oder generell einem benachteiligtem Gender angehört) ist die Spitze der Pyramide misogyner Gewalt. Das Fundament bilden strukturelle Ungleichheit, gesellschaftlich akzeptierte Unterdrückung aller nicht cis-männlichen Personen und normalisierte Formen von Gewalt. Findet diese Gewalt im öffentlichen Raum statt, wird sie zurecht meistens skandalisiert. Sobald sich diese Gewalt aber innerhalb der eigenen vier Wände oder generell in der Familie oder Partnerschaft abspielt, gilt sie in unserer Gesellschaft als sog. Privatsache. Und selbst wenn darüber gesprochen wird, findet oft eine Individualisierung statt: Sie hätte sich doch trennen könne. Sie hätte doch wegziehen können. Sie wird schon ihren Teil dazu beigetragen haben.
Es wird davon ausgegangen, dass Familie und Partnerschaft “Privatsache” sei und falls es doch zu Straftaten kommen sollte, könne sich die FLINTA-Person (FLINTA = Frauen, Lesben, Intergeschlechtliche, Non-binary, Transgender und Agenderpersonen) ja an den Staat wenden. Denn dieser ist objektiv und legitimer Träger des Gewaltmonopols. Aber ist das so?
Die Rechtsanwältin und Autorin Asha Hedayati sieht das anders. In ihrem kürzlich erschienenen Buch “Die Stille Gewalt – Wie der Staat die Frauen alleinlässt” setzt sie sich damit auseinander, welche Rolle der Staat bei der pandemischen Gewalt des Patriarchats spielt. Ist er der schützende Garant der Menschenrechte? Oder doch eher Ausdruck einer heteronormativen sexistischen Herrschaft, die sich durch alle Lebensbereiche zieht?
Die Antworten auf darauf und weitere Denkanstöße erfahrt ihr in der heutigen Ausgabe von “Stimmen gegen Stille”. Wir haben mit Asha Hedayati darüber gesprochen, was die Vorbedingungen der alltäglichen Gewalt gegen Frauen in Beziehungen sind, welche Rolle der Staat dabei spielt und welche Folgen die fortwährende Unterdrückung und Gewalt für die Gesellschaft als Ganzes hat.
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