Der Nationalsozialismus und seine nachträgliche Verdichtung (Teil 2)
Der Nationalsozialismus und seine nachträgliche Verdichtung (Teil 2)
Bemerkungen zur nationalsozialistischen Herrschaft – und den ideologischen Verrenkungen nachher
Das ist der zweite Teil einer Reihe zu diesem Thema. Die Rede von der „nachträglichen Verdichtung“ ist natürlich absichtlich doppeldeutig gemeint, einmal im Sinne der nachträglichen Verballhornung und Verfremdung des Dritten Reichs durch viel Dichtkunst, und dann die Zuspitzung auf den Völkermord; Erinnerung an Moishe Postone im ersten Teil der Reihe:
„Andere Gesichtspunkte, die für den Nazismus zentral waren, sind dabei vernachlässigt worden. … Mit anderen Worten, was den Juden geschah ist instrumentalisiert und in eine Ideologie zur Legitimation des gegenwärtigen Systems verwandelt worden. Diese Instrumentalisierung [hat] die innere Beziehung zwischen Antisemitismus und anderen Aspekten des Nationalsozialismus verdeckt.“ (Postone ebd.)
Nachdem ich das Projekt in vier bis fünf bis sechs Teilen einigermaßen zügig abhandeln möchte, gibt es eventuell Probleme mit den Sendeterminen bei den freien Radios, d.h. es werden eventuell nicht alle Teile auf allen Sendern zeitnah gebracht werden. Auf cba.media oder auf freie-radios.net (dort auch die Mitschrift) oder bei spotify finden sich alle Beiträge, Podcast Kein Kommentar.
Das nationalsozialistische Programm, zusammengefasst in drei Stichpunkten:
– „Deutschland wird entweder Weltmacht oder überhaupt nicht sein“
– „Lebensraum im Osten“
– „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“
Das nationalsozialistische Programm:
Deutschland wird Weltmacht durch die Eroberung von Lebensraum
Der Nationalsozialismus ist ein politisches Projekt, eine Variante von Politik im Dienst der Nation: In Gestalt der Weimarer Republik nach dem Ersten Weltkrieg war Deutschland auf dem besten Weg zum „failed state“, wie man heute sagt; war nach damaligen und heutigen Maßstäben in der Dauerkrise, völlig desolat. Einige Erinnerungen an den Vertrag von Versailles:
Deutschland verlor in Europa ca. 10% Volk und 13% Raum, an Dänemark, Frankreich, Belgien und die neuen Staaten Polen und Tschechoslowakei. Die bisherigen Kolonien wurden vom Völkerbund als „Mandatsgebiete“ an Siegermächte vergeben. Reparationen als „Wiedergutmachung“ der Kriegsschäden waren zu zahlen – Reichtum fließt daher einseitig ab, die neue Republik muss diese ihre Enteignung teilweise durch Kredite finanzieren, für die Enteignung auch noch Zinsen berappen. In weiser Voraussicht wurden dem Militär einige Schranken auferlegt:
„Die Stärke der Militärmacht … wurde durch Artikel 160 des Versailler Vertrages geregelt. Die Größe des Landheeres wurde auf 100.000 und die der Marine auf 15.000 Berufssoldaten begrenzt. Der Unterhalt von Luftstreitkräften, Panzern, schwerer Artillerie, U-Booten und Großkampfschiffen war dem Reich untersagt.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Weimarer_Republik)
„Die Revision des Versailler Vertrages war ein Ziel, auf das sich … alle Parteien der Weimarer Republik einigen konnten. … Stresemann strebte diese Revision mit ausschließlich friedlichen Mitteln (an) … Anders als gegenüber den Westmächten betrieb die Weimarer Republik gegenüber Polen und der Tschechoslowakei keine Verständigungspolitik. … In einem Brief … bekannte sich Stresemann zum Ziel einer ‘Wiedergewinnung von Danzig, vom polnischen Korridor und eine Korrektur der Grenze in Oberschlesien’“. (ebd.)
Gegen die Folgen der Niederlage – „Versailles“ – gab es also einen breiten politischen Konsens, auch die Ansprüche gegen Polen und die Tschechoslowakei waren allgemein anerkannt; die Vorstellung, diese Ziele mit friedlichen Mitteln erreichen zu können, das war die Trennlinie zur NSDAP.
„Teile der Arbeiterschaft beließen es im Zuge des Kapp-Putsches nicht bei passivem Widerstand … Im sogenannten Ruhraufstand kam es zu bürgerkriegsähnlichen Kämpfen zwischen der ‘Roten Ruhrarmee’ und Einheiten der Putschisten … Die Spaltung in Sozialdemokraten, die auf Erhaltung der Republik setzten, und Kommunisten, die ihre Zerschlagung betrieben, gehört zu den von Anbeginn wirksamen schweren Belastungsfaktoren des Weimarer Staatswesens.“ (ebd.)
Auch eine z.T. dezidiert staatsfeindliche, kämpferische Arbeiterbewegung war damals unterwegs; Hitler hat den Unterschied zwischen staatstragenden Sozialdemokraten und Kommunisten übrigens nie gelten gelassen.
„Der die Weltwirtschaftskrise einleitende Kurssturz … der New Yorker Börse im Oktober 1929 hatte in Deutschland besonders gravierende Auswirkungen. … Im Sommer 1931 kulminierten Kredit- und Staatsfinanzkrise in der deutschen Bankenkrise … die deutsche Währung wurde für die nächsten Jahrzehnte eine Binnenwährung.“ (ebd.)
Wirtschaft kaputt, Währung kaputt.
„Die Aufteilung“ – der politischen Parteien – „nach Interessengruppen und Sozialmilieus wie Arbeiterbewegung oder Katholiken wurde als Partikularismus gescholten. Im Reichstag, dem Parlament, waren zeitweise bis zu 17 und selten weniger als 11 verschiedene Parteien vertreten. In 14 Jahren gab es 20 Kabinettswechsel. Elf Minderheitskabinette waren von der Duldung durch Parteien abhängig, die nicht zur Regierungskoalition gehörten. … Seit dem Sommer 1932 verfügten die republik- und demokratiefeindlichen Parteien, neben der NSDAP die rechtskonservative Deutschnationale Volkspartei (DNVP) und die linksradikale Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), zusammen über eine negative Mehrheit im Reichstag.“ (ebd.)
Mit einem Wort, Deutschland war unregierbar, und zwar durch die demokratischen Mechanismen. Diese waren und sind eben keine Verfahren, die einen Konsens aller politischen und ökonomischen Strömungen und Interessen herstellen könnten. Der berühmte „Konsens der Demokraten“, eine von allen Parteien geteilte und anerkannte Staatsräson muss schon gegeben sein, wie nach 1945, damals war alles wichtige vor-entschieden: Kapitalismus als Wirtschaftsweise, Demokratie als Staatsform, Souveränität beschränkt, nationale Perspektive nur als Frontstaat gegen den Ostblock. Ein universell anwendbares, unschlagbares Mittel zur Herstellung einer nationalen Einheit sind Wahlen, Parteien und Parlamente jedenfalls nicht.
Soweit die Lage im „failed state“. Wie geht es weiter? Wie wird wieder was aus Deutschland? Was tun, „to make Deutschland great again“? Vorschläge, Strategiepapiere und „Denkschriften“ zirkulieren. Die nationalsozialistische Bewegung formiert sich und formuliert einen nicht kompromissfähigen Vorwurf: Auf Basis der europäischen Nachkriegsordnung, unter Anerkennung der Folgen der Niederlage ist da nichts zu machen. Deren friedliche Revision ist unrealistisch; der nächste Waffengang muss leisten, was der vorige vergeigt hat. Der Vorwurf an die anderen Parteien lautet, dass die den deutschen Wiederaufstieg mit untauglichen Mitteln anstreben, oder überhaupt resigniert hätten. In den damaligen Auseinandersetzungen profiliert sich Hitler als Realpolitiker, indem er den Projekten der anderen Parteien Absagen erteilt, z.B. der „wirtschaftsfriedlichen Eroberung“:
„Da alle großen Völker heute Industrievölker sind, ist die sogenannte wirtschaftsfriedliche Eroberung der Welt nichts anderes als der Kampf mit Mitteln, die solange friedlich sein werden, solange die stärkeren Völker mit ihnen siegen zu können glauben, d.h. aber in Wirklichkeit mit friedlicher Wirtschaft die anderen töten zu können. Denn das ist das wirkliche Resultat eines Sieges eines Volkes mit wirtschaftlichen Mitteln über ein anderes Volk. Das eine Volk erhält durch sie die Möglichkeit zum Leben, und dem anderen werden sie dadurch entzogen.“ (Hitlers zweites Buch, zit. nach Konrad Hecker: Der Faschismus und seine demokratische Bewältigung, München 1996, S. 196)
Offenbar ein Visionär – der Mann hat damals schon die Globalisierung sehr skeptisch betrachtet; der Weltmarkt ist keine Veranstaltung zum Nutzen aller Beteiligter. Daher ist auch eine deutsche Zukunft als Billiglohnland mit Überbevölkerung – heute: als Schwellenland – nicht akzeptabel:
„So würde eine Konkurrenzfähigmachung der deutschen Exportwaren durch Senkung der Erzeugungskosten etwa infolge eines Abbaus unserer sozialen Gesetzgebung … uns nur dorthin bringen, wo wir am 4. August 1914 gelandet waren.“ (Hitlers zweites Buch, nach Hecker S. 122) „Das Brachliegenlassen von Millionen menschlicher Arbeitsstunden ist ein Wahnsinn und ein Verbrechen, das zur Verarmung aller führen muß.“ (Reichstagsrede, nach Hecker S. 83)
„Deutschland kann mehr“, war sich Hitler sicher. Der erwähnte „Abbau unserer sozialen Gesetzgebung“ ist heute übrigens unter dem Titel „Senkung der Lohnnebenkosten“ bekannt. Der „wirtschaftsfriedlichen“ Konkurrenz muss man gewachsen sein, was Deutschland nicht war. Wenn etwas Hitlers Einschätzung bestätigt, dann der deutsche Aufstieg nach 1945 durch die „wirtschaftsfriedlichen Eroberungen“ einer Exportnation, die ein Wirtschaftswunder hinkriegt: Auf Basis einer „Anschubfinanzierung“, einer üppigen Kreditierung durch den Marshall-Plan – statt des einseitigen Abflusses von Reichtum in Form der Reparationen; auf Basis der von den USA erteilten Erlaubnis zur Teilnahme am gerade gegründeten Weltmarkt mit offenen Märkten; auf Basis von Währungskrediten und einer fixen Parität zum Dollar als Kalkulationsgrundlage der Exportwirtschaft – so geht „wirtschaftsfriedliche Eroberung“!
Der damals schon grassierenden Paneuropa-Idee, um der aufstrebenden Weltmacht USA eine europäische Union entgegenzustellen, stand Hitler ebenfalls skeptisch gegenüber, warum sollten auch die Siegermächte und Konkurrenten ausgerechnet ein vereintes Europa als Vehikel eines deutschen Wiederaufstiegs zulassen? Abgesehen davon, dass sich der Führer das berechnende Aufgeben von Souveränität in einem Bündnis, um diese Souveränität zu stärken, nicht vorstellen konnte:
„Der Versuch aber, durch einen rein formalen Zusammenschluß europäischer Völker den paneuropäischen Gedanken zu verwirklichen, ohne in jahrhundertelangen Kämpfen von einer europäischen Vormacht erzwungen zu werden, würde zu einem Gebilde führen, dessen gesamte Kraft und Energie genauso durch die inneren Rivalitäten und Streitigkeiten absorbiert würde, wie einst die Kraft der deutschen Stämme im deutschen Bund. Erst als durch die Übermacht Preußens die innere deutsche Frage endgültig gelöst war, konnte ein vereinter Krafteinsatz nach außen erfolgen.“ (Hitlers zweites Buch, nach Hecker S. 198)
Hitler wäre also EU-Skeptiker gewesen; nach herrschender Meinung laboriert Europa schon immer genau daran, und wegen „Trump“ heute erst recht, der Mann ist bekanntlich ein „Weckruf“. Die damals auch propagierte Revision des Kriegsergebnisses allein war dem Realpolitiker Hitler wieder viel zu wenig, der Status quo ante reichte doch nicht, für Deutschland, bewiesen durch die Niederlage im Weltkrieg; dieses Projekt bringt nur wieder den Krieg mit den Westmächten:
„Die Grenzen des Jahres 1914 bedeuten für die Zukunft der deutschen Nation gar nichts … Der Abstand von England wird nicht verkürzt, die Größe der Union wird nicht erreicht; ja, nicht einmal Frankreich würde eine wesentliche Schmälerung seiner weltpolitischen Bedeutung erfahren.“ (Mein Kampf, nach Hecker S. 185) „Sie bringt uns zwangsläufig in Konflikt mit allen Staaten, die am Weltkrieg teilgenommen haben.“ (Hitlers zweites Buch, nach Hecker S. 185)
„Lebensraum im Osten“
Die durchschlagende „Lösung“ Hitlers ist unter dem Titel „Bodenpolitik“, besser als „Lebensraum im Osten“ bekannt. Wenn Deutschland zu klein ist, die wirtschaftsfriedliche Eroberung nicht geht, dann muss es eben die kriegerische Eroberung bringen:
„Das sind die Räume, die nach der militärischen Entwicklung bis weit nach Russland hinein, bis weit in den Ural, einmal als Rohstoffbasis mit Arbeitern für große, auch Kulturaufgaben (zur Verfügung stehen), die als Heloten … für uns eingesetzt werden müssen.“ (Reinhard Heydrich, nach Hecker S. 107 f.)
So sollte die deutsche Macht entscheidend zulegen, und auf dieser Basis perspektivisch wieder wirtschaftsfriedlich konkurrenzfähig werden, um mit Großbritannien und den USA „auf Augenhöhe“ verkehren zu können.
Die Art und Weise der Einverleibung des Ostens bis zum Ural, die war nach heutigen Maßstäben einer „Osterweiterung“ von NATO und Europäischer Union nicht korrekt; heute bemühen sich diese Länder ja selbst um die wirtschaftsfriedliche Eroberung durch den Westen und seine Konzerne. Damals allerdings galt der Kolonialismus als Goldstandard des Imperialismus; Eroberung, Ausrottung mindestens der dortigen Eliten, Sicherung des deutschen Nutzens dieser Territorien durch Deutsche vor Ort, nämlich durch die Gründung von Siedlungen in den eroberten Gebieten; pure Erweiterung des deutschen Herrschaftsgebietes: Vorbild Großbritannien!
„Der russische Raum ist unser Indien, und wie die Engländer es mit einer Handvoll Menschen beherrschen, so werden wir diesen unseren Kolonialraum regieren.“ (Hitler, Monologe im Führerhauptquartier, nach Hecker S. 108)
Der Führer war bekanntlich ein großer Bewunderer britischer Staatskunst. Warum ausgerechnet nach Osten? Im Osten haust die Sowjetunion, die hat sich zwar konsolidiert, die Interventionen nach der Revolution überstanden; die wird aber als Paria-Staat von allen relevanten Mächten angefeindet, und steht allein und ohne Verbündete da. Diese Option war übrigens ein Grund, aus dem die Antikommunisten in den Westmächten dem Aufstieg des Dritten Reiches sympathisierend gegenüberstanden; indem sich Deutschland und Russland perspektivisch wechselseitig militärisch aufreiben. Dass Demokraten prinzipiell etwas gegen Faschisten hätten, war damals so gelogen wie heute; die gehen alle berechnend miteinander um. Dieses Programm nach Osten
„setzt ebenfalls große militärische Machtmittel zur Durchführung voraus, bringt aber Deutschland nicht unbedingt in Konflikt mit sämtlichen europäischen Großmächten.“ (Hitlers zweites Buch, nach Hecker S. 198) Mit der Eroberung dieses „Lebensraums“ hat Hitler jedenfalls ein Ziel anvisiert, das dem imperialistischen Kräfteverhältnis und der Schwäche Deutschlands Rechnung tragen sollte. Der Zweifrontenkrieg hätte „nicht unbedingt“ sein müssen – soweit seine Lehre aus der Niederlage. Diese Konfliktvermeidung hat im Resultat dann doch nicht geklappt. Warum?
Zur ersten Phase der Wiederherstellung von Deutschlands Größe gehörte bekanntlich die Heimholung aller Deutschen ins Reich. Die Handhabung speziell von Südtirol dabei weist Hitler wieder als Realpolitiker aus: Italien unter Mussolini war die verbündete „Achsenmacht“, die Südtiroler erhielten daher das Angebot, durch Auswanderung „heim ins Reich“ zu kommen. Nicht wenige haben dieses Angebot angenommen, deswegen gibt es heute nicht nur in Nordtiroler Städten Stadtteile, die „Südtiroler-Siedlung“ heißen. Den schon vorher erledigten territorialen Anschluss Österreichs hatten die Siegermächte akzeptiert, die Abtrennung des Sudetenlandes im Münchner Abkommen selbst unterschrieben, den Einmarsch in die Rest-Tschechei hingenommen – wir erinnern uns: Über diese Projekte der Wiedervereinigung bestand Konsens im demokratischen Weimarer Deutschland, ebenso darüber, dass Danzig eine urdeutsche Stadt ist.
Angesichts dieser Erfolge haben sich manche Deutsche während des und nach dem Krieg den Kopf über der Frage zerbrochen: „Warum Polen?“ Warum wurde ausgerechnet die Heimholung polnischer Gebiete zum casus belli? Nun, dem Einmarsch in die Rest-Tschechei hatten die Westmächte entnommen, dass Deutschland seine Neuordnung ohne Rücksicht auf ihre Interessen vorantrieb. Frankreich und Großbritannien hatten eine „Garantieerklärung“ für Polen abgegeben – heute würde man von einer „Beistandspflicht“ sprechen, und nach dem Angriff auf Polen erklärten diese Staaten dem Deutschen Reich den Krieg. Warum? Warum „mourir“, „sterben für Danzig“? Natürlich starb und stirbt kein Franzose je „für“ Danzig. Er stirbt ausschließlich für das Recht Frankreichs, die Ordnung Europas mit zu bestimmen. So eine Garantieerklärung muss im Fall des Falles nicht viel bedeuten, welcher „Beistand“ dann jeweils fällig ist, entscheiden Staaten in der Regel ad hoc, anlassbezogen. Allerdings hatten kurz vor dem deutschen Angriff auf Polen die Herren Ribbentrop und Molotow den sogenannten „Hitler-Stalin-Pakt“ unterzeichnet. Der beinhaltete eine sowjetische Neutralitätserklärung bezüglich des deutschen Angriffs auf Polen – die Sowjetunion würde den Krieg gegen Polen (noch) nicht als Angriff auf sich interpretieren, als Start für das deutsche Projekt „Lebensraum“. Das deutsche Bedürfnis war klar: Hitler war der Meinung, Deutschland sei noch nicht so weit, in Sachen Aufrüstung. Das geheime Zusatzprotokoll in diesem Abkommen über die Aufteilung Osteuropas in Einflusssphären war, wie die Bezeichnung nahelegt, geheim – die Sowjetunion hat sich auf dieser Basis Estland und Lettland einverleibt, bald darauf auch Litauen –, aber das Resultat dieses Paktes war auch ohne Zusatzprotokoll unmissverständlich: Die Westmächte hatten in Europa nichts mehr zu melden, im Grunde war dieser Pakt das Ende der Nachkriegsordnung von „Versailles“, der Erste Weltkrieg war vergeblich gewonnen worden. Die Perspektive des Krieges zwischen Deutschland und der Sowjetunion war durch den Pakt obendrein hinfällig, auch wenn Hitler nur Zeit gewinnen wollte, aber wer konnte das wissen …
Folgt: Die innere Herrichtung Deutschlands für die großen Aufgaben!