Der Nährboden des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU)
Eröffnungsveranstaltung der Vorlesungsreihe „Die Dynamik der gegenwärtigen Rechten“
Referentin: Rechtsanwältin Antonia von der Behrens
Moderation: Univ.-Prof.in Dr.in Lisa Pfahl (Institut für Erziehungswissenschaft/Universität Innsbruck)
Die rassistische Terrororganisation NSU hat in Deutschland zwischen 2000 und 2006 acht türkeistämmige Männer und einen griechischstämmigen Mann und im Jahr 2007 eine deutschstämmige Polizistin umgebracht, außerdem hat sie drei Anschläge und 15 Raubüberfälle verübt. Während der gesamten Zeit lebten die drei mutmaßlichen Mitglieder des NSU unbehelligt im halblegalen Untergrund und die Taten wurden ihnen erst nach der Selbstenttarnung des NSU im Jahr 2011 zugeschrieben.
Der NSU selber hat nur wenig Schriftliches zur seiner Ideologie und seinen Zielen, die er mit der Bekämpfung der „Feinde der deutschen Nation“ beschreibt, hinterlassen. Sein Vorgehen folgt dem Konzept des führer- und bekennerlosen Widerstandes, – Ideen, die in den 1990er und 2000er Jahren in der deutschen Neonaziszene unter anderem mit Hilfe von sogenannten Vertrauensleuten, die für den Verfassungsschutz arbeiteten, Verbreitung fanden.
Der Vortrag nimmt den Nährboden auf dem der NSU entstehen konnte und Bestand hatte in den Blick. Es wird die Wechselwirkung zwischen dem Erstarken einer militanten Neonaziszene, die den Ideen eines Rassenkrieges anhängt, und der Kontrolle dieser Szene durch den deutschen Verfassungsschutz dargestellt werden.
Die Referentin, Rechtsanwältin Antonia von der Behrens aus Berlin, vertritt im Münchener NSU-Prozess die Interessen der Familie Kubaşık. Mehmet Kubaşık wurde am 4. April 2006 in Dortmund vom NSU ermordet. Sie war an fast allen Tagen der bisher mehr als 350 Hauptverhandlungstagen im Verfahren vor dem Oberlandesgericht München anwesend.
Organisation: Ass.-Prof.in Dr.in Claudia Globisch (Institut für Soziologie/Universität Innsbruck) & Manuel Mayrl (Grüne Bildungswerkstatt Tirol)
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