Der Fall des Karl Horvath
Der Wiener Journalist, Autor, Fotograf sowie Theater- und Filmemacher Wolfgang Freitag hat im Mandelbaumverlag ein bemerkenswertes Buch vorgelegt. Es handelt vom Lebensweg des 1916 im heutigen Burgenland geborenen Karl Horvath. Horvath wurde 1939 als „Zigeuner“ aus rassischen Gründen in das Konzentrationslager Dachau verbracht. Über Buchenwald kam er dann ins Doppellager Mauthausen-Gusen und erlebt dort, 1945, die Befreiung. Ein Jahr darauf, wird er als vermeintlicher Kriegsverbrecher in Haft genommen und 1948 tatsächlich vom Linz Volksgericht zu 15 Jahren Haft verurteilt. Horvath gelingt es aber, aus der Haft heraus, eine Wiederaufnahme seines Verfahrens zu erwirken. Und tatsächlich wird er 1952 freigesprochen und ist – wie Wolfgang Freitag schreibt – „zum zweiten Mal, ein freier Mann“. Danach versucht er sich – gezeichnet von Konzentrationslager und Haft – ein Leben in Linz aufzubauen. 1971 stirbt er, noch keine 55 Jahre alt, an einem Herzinfarkt und wird in Linz begraben.
Wolfgang Freitag verflicht die Erzählung des Lebenswegs von Karl Horvath mit Aspekten der österreichischen Zeitgeschichte die lange Zeit (auch von der professionellen Geschichtsschreibung) unterbelichtet blieben. Die beiden Konzentrationslager Gusen I und Gusen II, die Diskriminierung sog. „Zigeuner“ bis in die 1980er-Jahre, das Leben in randständigen (Glasscherben)Vierteln in Linz usw.
Beim der Lektüre des Buches merkt man, dass Wolfgang Freitag Journalist ist. Fakten werden als solche präsentiert und auch klar benannt was nicht gesichert ist. Aber vor allem gewinnt das Buch durch Freitags journalistischen Zugang an Lesbarkeit. Er weiß wie man Leser_innen auch emotional packt und bei der Stange hält. Das Buch geht runter wie Öl. Auch wenn dieses Öl, auf Grund der behandelten Thematik, bitter schmeckt.
Am 21. Februar 19 hat Wolfgang Freitag sein Buch in Linz vorgestellt. Diese Gelegenheit habe ich natürlich genutzt um mit Freitag ein Gespräch über sein Buch zu führen. Und einen kleinen Ausschnitt aus der Lesung gibt es außerdem zu hören.