Das „Wiener Modell“ oder das Ende einer Legende
Das „Wiener Modell“ oder das Ende einer Legende
Christoph Reinprecht über kommunale Strategien für bezahlbaren Wohnraum in Wien
Das Thema der Wohnungsfrage polarisiert und steht im Spannungsfeld der Prämisse von „Wohnraum als existenzielles Grundrecht für alle“ und einer zunehmend marktorientierten Wohnungspolitik, die Wohnraum als Ware betrachtet. An der Bauhaus-Universität Weimar suchte am 12. und 13. Mai dieses Jahres die Konferenz “Wohnen für alle?! Wissenschaftliche Perspektiven auf Architektur, Planung und Politik“ nach Gründen für die Rückkehr der Wohnungsfrage und nach möglichen Strategien für bezahlbaren Wohnraum für alle. Spätestens seit der letzten Finanzkrise steigen insbesondere in prosperierenden Metropolregionen, Großstädten und Universitätsstädten die Mieten und Wohnungspreise, so dass einkommensschwache Haushalte und zunehmend auch die Mittelschicht kaum mehr bezahlbaren Wohnraum in der Stadt finden.
Österreichs Hauptstadt wird im internationalen Vergleich gerne als „Insel der Seeligen“ betrachtet. Im roten Wien wurden in der Zwischenkriegszeit in knapp 10 Jahren etwa 65.000 Gemeindewohnungen errichtet. Und auch heute agiert die Stadt Wien quasi als größte Hausverwaltung – mit dem Resultat, dass rund 60% aller Hauptmietwohnungen sozial gefördert sind. Doch auch das Wiener Modell befindet sich im Wandel. So zeichnet sich eine Schwächung kommunaler bzw. staatlicher Akteure ab; gleichzeitig betreten Vertreter_innen einer neuen, marktorientierten Ausrichtung die Bühne.
Radio dérive sendet einen Mitschnitt des Vortrags „Kommunale Strategien für bezahlbaren Wohnraum“ des Soziologen Christoph Reinprecht, der an der Universität Wien im Bereich der politischen Soziologie, der Soziologie der Migration sowie der Stadtsoziologie forscht und lehrt. Er wirft einen differenzierten Blick auf die Wiener Wohnbaupolitik in Geschichte und Gegenwart und entzaubert den noch immer anhaltenden Mythos um das so vorbildlich empfundene Wiener Modell. Denn paradoxerweise erreicht der sozial geförderte Wohnbau längst nicht alle, die ihn nötig hätten.
Wir bedanken uns bei dem Vortragenden selbst sowie bei Barbara Schönig, Sebastian Schipper und Justin Kadi, die zur Konferenz geladen hatten, für die Möglichkeit zur Ausstrahlung.
Weitere Informationen:
Konferenz: Wohnen für Alle?! Wissenschaftliche Perspektiven auf Architektur, Planung und Politik
Bauhaus Universität Weimar, Institut für Europäische Urbanistik, 12-13. Mai 2016
https://www.uni-weimar.de/de/architektur-und-urbanistik/institute/ifeu/forschungresearch/wohnen-fuer-alle/
Sendungsgestaltung und Moderation: Greta Egle
Sendungsverantwortung: Sandra Voser
Weitere Mitarbeit: Nadja Klement
Musik: Wolfgang Ambros, Die Blume aus dem Gemeindebau
Signation: Bernhard Gal, www.bernhardgal.com
Erstausstrahlung: Dienstag, 6. Dezember 2016, 17:30 auf Radio Orange 94.0 (Wien) oder als Livestream
Sendung unbeschränkt nachhören: http://cba.media/series/deriveradio-fuer-stadtforschung
Sendung abonnieren: http://cba.media/series/derive-radio-fuerstadtforschung/feed
Information und Kontakt: radio(at)derive.at, www.derive.at
Wichtiger Hinweis:
Diese Sendung fällt – wie alle vergangenen und zukünftigen Sendungen von dérive – Radio für Stadtforschung – unter die Creative Commons-Lizenz (Version 3.0). Das bedeutet, dass diese Sendung unter folgenden Bedingungen weiterverwendet werden darf:
– zur nicht-kommerziellen Nutzung / non-commercial
– unter Angaben der Quelle / attribution
– Inhalte dürfen nur mit Absprache der AutorInnen verändert werden / no changes
Wenn Sie Interesse daran haben, diese oder andere Sendungen von dérive – Radio für Stadtforschung in Teilen oder als Ganzes weiterzuverwenden, schreiben Sie bitte ein Mail an folgende Adresse: radio(at)derive.at
Für weitere Informationen zu den Nutzungsbedingungen siehe: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/at
Ähnliche Beiträge
- Schallmooser Gespräche #190: Wiener Verhältnisse aus der Sendereihe „Schallmooser Gespräche“ 03.10.2020 | Radiofabrik
- urbanize! Festivalradio – Ware Wohnen aus der Sendereihe „dérive – Radio für Stadtforschung“ 13.10.2019 | Orange 94.0
- Gemeindebau in Wien-Döbling wurde Hansi Lang Hof aus der Sendereihe „Smiler – Das Magazin“ 14.06.2019 | Orange 94.0
- Josef Cser im Interview mit Pepo Meia aus der Sendereihe „Smiler – Das Magazin“ 26.05.2018 | Orange 94.0
- Stadtspaziergang Sandleiten aus der Sendereihe „Hocknkabinett“ 17.05.2018 | Orange 94.0
- Gemeindebau – Argumente gegen Stammtischparolen aus der Sendereihe „Einzelbeiträge“ 08.01.2016 | Radio FRO 105,0
- Stadtradio mobil: “Gemeindewohl”, Im Sandleitenhof Ottakring mit Dr. Peter Autengruber aus der Sendereihe „Stadtradio mobil“ 30.07.2014 | Orange 94.0
- Stadterneuerung im Fluss der Zeit aus der Sendereihe „OpenUp“ 02.07.2013 | Orange 94.0
- Kinderfest am 8. Mai 2010 in Wien Meidling im Gemeindebau-Ahornhof aus der Sendereihe „trotz allem“ 18.05.2010 | Orange 94.0