Das Archiv als Simulakrum, Gerhard Baumgartner (Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands)
Das Archiv als Simulakrum. Original und Kopie im Archiv
Anhand der Bestände des DÖW – Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes wird das problematische Verhältnis zwischen Original und Kopie als historische Quelle illustriert. Neben dem klassischen Originaldokument breiten sich im Laufe des 20. Jahrhunderts in den Archiven zunehmend analoge und digitale Kopien aus, welche einerseits die Arbeit in und am Archiv vor völlig neuartige Probleme stellen und bei denen andererseits die herkömmlichen Kategorien von Kopie und Original – insbesondere im Bereich so genannter historischer Dokumente – versagen. Zunehmend finden sich Forscher mit Archivbeständen konfrontiert, die als Simulakren im Sinne Jean Baudrillards funktionieren, für die Trennung zwischen Original und Imitation, zwischen Wirklichkeit und Simulation verschwimmen.
Mag. Dr. Gerhard Baumgartner, geb 1957, wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW), Historiker und Journalist; Lehrbeauftragter der FH-Joanneum in Graz, CEU – Central European Uiversity in Budapest und Donauuniversität Krems, wissenschaftlicher Projektleiter des Forschungsvereins „Kanzlei“ in Wien, Gründungsmitglied der Burgenländischen Forschungsgesellschaft, Mitarbeiter der Österreichischen Historikerkommission, Projektleiter des Forschungsprojektes „Holocaustopfer unter den österreichischen Roma und Sinti“, sendungsverantwortlicher Redakteur für Fernsehsendungen des ORF Burgenland.
Er war Lektor an den Universitäten Salzburg, Klagenfurt, Wien, Budapest, Research Fellow an der Universität Tel Aviv und Senior Fellow 2012-2013 am Wiener Wiesenthal Institut für Holocaustforschung. Dauerndes Mitglied der österreichischen Delegation zur IHRA International Holocaust Remembrance Alliance. Ausgezeichnet mit dem Burgenländischen Kulturpreis für Wissenschaft und Forschung 1993, dem Comenius Preis für Europäische Unterrichtsmedien 2003 und dem Goldenen Ehrenzeichen des Landes Burgenland 2008.
Internationaler Bildungsexperte und Projektevaluator der ETF – European Training Foundation Turin und der DG XII in Brüssel 1995 – 2006. Seit 1990 Mitherausgeber der ÖZG – Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften. Forschungsschwerpunkte: Ethnische und religiöse Minderheiten in Mittel und Osteuropa im 19. und 20. Jahrhundert, Europäische Sozial- und Kulturgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert; Nationalitätenprobleme der Habsburgermonarchie, Österreichische Minderheitenpolitik nach 1945, Nationalismustheorie, burgenländische und westungarische Regionalgeschichte