Contrast 115, 06.02.2018
Auszug aus meiner 115. Sendung Contrast …
Rückblickend scheint es so, als würde das zweite und letzte Album von „Joy Division“ „Closer“ deutlich auf den Suizid des Sängers Ian Curtis hinweisen, der ein paar Monate vor der Veröffentlichung des Albums stattfand. Die Band spannte dabei ein nachhallendes Netz aus Melodien in Moll, welches mit Curtis‘ zittrige Bass-Stimme veredelt wurde und das klang schon düster genug.
Wenn man dan noch auf die Texte achtet, wird der Bezug zu ultra-finsteren Geschichten deutlich. Die Leere mit all ihrem Schrecken zerriß Curtis förmlich von innen heraus. „I Put My Trust In You“ sang er, aber wie er es tat und der Klang seiner Stimme ließen keinen Zweifel daran, sein Vertauen war bereits nicht mehr vorhanden. Aber die Musik, so grimmig und kraftvoll wie sie ist, zeigt die Richtung, die die hinterbliebenen Bandmitglieder als „New Order“ einschlugen und dabei noch die mechanische Power der Club-Rhythmen in ihre Musik mit einbrachten.
Erst als es „Joy Division“ nicht mehr gab, zogen die Plattenverkäufe plötzlich an. Im Juli 1980 erschien „Closer“ im Großbritannien und schoss in die Charts, als die Nachfolger New Order gerade ihr erstes Konzert gaben. „Love Will Tear Us Apart“, die Single, chartete ebenfalls, und das erste Album „Unknown Pleasures“ zog im Jahr eins nach Veröffentlichung ebenfalls nach. So makaber funktioniert das Showbiz: Erst Ian Curtis‘ Freitod in der Nacht zum 18. Mai 1980 und ihre daraus resultierende Auflösung verschaffte der toten Band Ruhm und Ehre. Ein absolut toller Titel, der mich immer noch in den Bann zieht: Isolation – ich habe ihn ein wenig im Schneideprogramm bearbeitet, in dieser Form gibt es ihn offiziell nicht!
Ich habe vor Jahren das Buch „Aus der Ferne …“ von Ian’s Frau Deborah Curtis gelesen, in dem auch sämtliche Joy Division Texte abgedruckt sind. Eine kurze Buchrezension:
„Verehrt von seines Gleichen, Bono beschrieb seine Stimme als ‚heilig‘ – vergöttert von seinen Fans, hinterließ Ian Curtis ein Vermächtnis künstlerischer Genialität. Er war ebenso ein hypnotisierender Akteur auf der Bühne wie introvertiert und zu Gemütsschwankungen neigend. Rätselhaft bis zum Ende, starb er durch eigene Hand am 18. Mai 1980 im Alter von noch nicht ganz 24 Jahren. Dies Buch beschreibt sein Leben bis zu seinem vorzeitigen Tod am Vorabend seiner ersten Amerika-Tournee. Es wird erklärt, wie er mit Frau, einem Kind und bevorstehendem internationalen Durchbruch von dem Ruhm eines frühen Todes verführt wurde. Was waren die Gründe für seine Faszination am Tod? Waren seine düsteren, brodelnden Texte künstlerischer Exorzismus? In „Aus der Ferne…“ erklärt Curtis‘ Witwe Deborah das Drama seines Lebens und die Tragödie seines Todes.“
Sodann sind noch weitere 9 Nummern in Contrast 115 zu hören …
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