Buchrezension: Gary Shapiro _ Archaeologies of Vision. Foucault and Nietzsche on Seeing and Saying. – The University of Chicago Press: Chicago, 2003.
„Stets wird man vielleicht auf eine Antwort warten auf die Frage: „Wer spricht?“ oder sich, wenn man das hohle Geplänkel der Wörter im Spiegel des Zeitgeistes letztlich als eine Illusion durchschauen wird müssen, zugleich sagen müssen, daß Niemand spricht, weil das All des Diskurses in einem fortwährenden Gemurmel darüber gefangen ist, was der Diskurs aus sich ausgeschieden hat. Wird man also, wenn das Denken sich fortwährend dem Außen zuwenden muß, es nicht endgültig aufgeben müssen, das Denken als etwas Verinnerlichtes zu betrachten, das sich in bloßer Kontemplation dieses Außens bescheiden könnte? Und wird man schließlich, in der plänkelnden Travestie des Diskurses zu dem Schluß gekommen sein, dass sich nicht nur jeder Diskurs verdoppelt, sich die Diskurse vervielfachen, sondern dass auch die Sprechenden selbst sich wie in einem Spiegelkabinett verdoppeln und vervielfachen, wodurch das Schweigen, von dem sich die Sprache nährt, stetig an den Rand seiner eigenen Unmöglichkeit verbannt wird? Wie der Freud’sche Traumdiskurs Anreiz ist vielleicht zu noch mehr Träumen, zu einer Vervielfältigung der Imagination, gibt es im Bereich der Sprache ein weites Feld des Symbolhaften, das erst in der Abgründigkeit einer Nacht der Reflexion, nämlich dort, wo das Ich sich im Anonymen auszulöschen beginnt, aus sich selbst heraus spricht. Mit Blanchot sagt man, die Sprache spreche sich selbst, sie gehört niemandem, „weder der Fiktion, noch der Reflexion, weder dem schon Gesagten noch dem niemals Gesagten“21.“