Buchhändler unseres Vertrauens
“Er hat meinen Einband geknickt! Er hat meinen Einband geknickt!“ So lamentiert ein aus dem Regal gefallenes Bändchen von Alfred Döblin eines Nachts laut und vernehmlich in Jochen Malmsheimers Bibliothek. Was sich dortselbst des weiteren abspielt, sobald seine Bücher (die ja ihrer Natur nach von Leben erfüllt sind), auch noch zu sprechen und miteinander zu streiten beginnen, das ist hier und heute im titelgebenden Auszug aus dem Programm “Flieg, Fisch, lies und gesunde…” gut zu hören. Was jedoch einen Buchhändler unseres Vertrauens genau ausmacht, das wird sich dem geneigten Ohre erst in der Zusammenschau eröffnen! Denn wie beim Lesen können auch beim Hören hirneigene Bilder und Assoziationen entstehen – sofern der dazu nötige Freiraum nicht vom dichten Gedudel verstopft wird.
Oder vom klebrigen Werbebrei in eigener Absicht, der uns im penetranten Befehlston und mit immer noch supereren Superlativen so derart das Aufmerken zuscheißt, dass gar kein Platz mehr fürs eigene Empfinden bleibt, nur noch fürs Befolgen der Denkanweisung. Diesem Dummtum der digitalen Demagogie setzen wir schön geschichtete Sendungen zuwider, in denen der lyrische Kosmos unserer Mitreisenden aufblühen und wuchern kann… Schön geschraubt! Man könnte jetzt einfach auch nur “Scheißkommerz” schreien, jedoch war mir dieser reaktive Flachsprech einer sogenannten alternativen Rebellen- oder Punkszene von Anfang an verdächtig, und im höchsten Maße unsympathisch. Bäh! Sehr sympathisch ist mir im Gegenzug jenes Selbstverständnis, mit dem etwa Klaus Seufer-Wasserthal die Vorstellung “wirklich Buchhändler zu sein” zum Leben bringt. Dass nämlich im persönlichen Gespräch mit den Kund_innen (und das sind ja stets auch Leseinteressierte) die Empfehlungen der von ihm selbst gelesenen Bücher eine ganz wesentliche Rolle spielen. Dieser tröstliche Gedanke erinnert mich an meinen Lehrlings-Ausbildner in der ehemaligen “Buchzentrale”, den nachtaktiven und somit auch legendenumwobenen Herrn Huber, der bei jeder Gelegenheit zu sagen pflegte: “Sie wollen Buchhändler werden, also müssen sie lesen, lesen, lesen.” Deshalb kam er selbst wohl erst spätnachmittags in die Firma – um nächtelang ungestört zu lesen…
Um Ideen und Inhalte zu vermitteln! Auch mein selbstgewählter Bildungsauftrag: PeterLicht am Samstag, 30. 9. in der ARGEkultur – Worte wollen, Worte können. Kunnst?
Ähnliche Beiträge
- Lieblingsbücher – Leselust aus der Sendereihe „Sammelsurium“ 12.10.2016 | Radio Helsinki
- Dienstag, 20. Sept. 2016: Volksmusik und Mundart mit Hildegard Schreibelmayr aus der Sendereihe „Radio fuer Senioren“ 27.09.2016 | Radio FRO 105,0
- Die schönsten Bücher 2015 ab heute in Innsbruck aus der Sendereihe „Hörlabor“ 19.05.2016 | FREIRAD
- 024 – Schwarmintelligenz könnte uns retten! aus der Sendereihe „Du hast immer die Wahl“ 29.03.2016 | Freies Radio B138
- Über kollektives Bücherschreiben und den Hunger in der Welt aus der Sendereihe „Radio Stimme“ 16.03.2016 | Orange 94.0
- Was ich lese – Albert Camus aus der Sendereihe „Freequenns Literatouren“ 16.03.2016 | Radio Freequenns, das Freie Radio im Ennstal
- 023 – Mit Heiterkeit die Seiten zum Klingen bringen aus der Sendereihe „Du hast immer die Wahl“ 24.02.2016 | Freies Radio B138
- „Teufelstrillersonate“, Zum 80. Geburtstag von Georgina Szeless aus der Sendereihe „Radio fuer Senioren“ 21.01.2016 | Radio FRO 105,0
- Widerhall aus der Sendereihe „Radio Freequenns div. Sendungen“ 16.12.2015 | Radio Freequenns, das Freie Radio im Ennstal
- Ein Buch kann mehr aus der Sendereihe „spacefemfm“ 07.12.2015 | Radio FRO 105,0