Biomasse-e-mobility-NOEST-Wind
Heute bringen wir den 2.Teil der 3. Mitteleuropäischen Biomassekonferenz, die Ende Januar in Graz stattfand.Weiters berichten wir über die e-mobility-conference 2011, über Neuigkeiten vom Netzwerk Ökoenergie Steiermark und kündigen den Tag des Windes an.
Die Musik stammt wieder von Vokal Total, der alljährlich im Grazer Dom im Berg stattfindenden internationalen A Cappella Competition für Pop, Jazz und Comedy Ensembles.
Die 3. Mitteleuropäische Biomassekonferenz fand vom 26.-29. Januar in Graz statt. Biomasse hat eine wichtige Funktion als Lebens- und Futtermittel und gilt als umstrittener Rohstoff, wenn Pflanzen als Treibstoffe herangezogen werden. Hauptsächlich wird Biomasse jedoch in Form von Holz als Heizstoff verwendet. In Österreich stellt die Bioenergie die größte Bedeutung in der Bereitstellung der erneuerbaren Energie dar, noch vor der Wasserkraft.Prof. Georg Kaser von der Universität in Innsbruck ist einer der führenden Autoren des nächsten Sachstandreports des IPCC. Dieser wird im Herbst 2013 veröffentlicht. Als Geowissenschaftler und Gletscherforscher untersucht er die globale Temperaturerhöhung, die stets zunimmt. Herr DI Kasimir Nemestothy von der Landwirtschaftskammer Österreich spricht von der guten Verfügbarkeit von Holz in Europa im Gegensatz zu den Erdölvorkommen. Deutschland verfügt über ein Potenzial von 5000 Biogasanlagen. Regional eingebunden sind jedoch vermehrt Bio-Heizkraftwerke und Ölmühlen und diese schaffen Arbeitsplätze. Den Ausbau der Bioenergie in Polen schätzt Herr Prof. Adam Gula bis 2030 als sehr, sehr hoch ein. Für die Nutzung von Wasserkraft ist Polen zu flach. Auch für Windenergie ist wenig Potential, Polen hat nicht viel Wind.Derzeit nutzt Polen sehr viel Energie aus Kohlekraftwerken. Laut Aussagen von Herrn Prof. Adam Gula ist die Nutzung von Biomasse hingegen dreimal günstiger. Die Situation in Ungarn ist bei der Nutzung von Windenergie und Wasserkraft ähnlich. Etwas höher liegt hier die Nutzung von Erdwärme. Seit dem Zusammenbruch der Planwirtschaft und des kommunistischen Systems sind die CO2 Emissionen drastisch gesunken, wie auch in allen anderen Ostblockstaaten. Daher können Zertifikate verkauft werden. Ungarn liegt an der Weltspitze beim Anbau von Pappeln. Die Potentiale von Biomasse auf Österreichs Ackerflächen liegen laut Herrn DI Bernhard Stürmer von der BOKU Wien in der Biodiesel und Methanol-Produktion, in der Nutzung von Biogas und der Lignocellulose. Lignocellulose entsteht durch Vergasung mit Synthese von Holzabfällen oder Stroh und dient als künftiger Bio-Kraftstoff. DI Dr. Gerfried Jungmeier vom Joanneum Research hat darüber eine interessante Studie veröffentlicht. Die in der Steiermark an 2 Standorten anfallende Laugenmenge in der Papier- und Zellstoffindustrie von insgesamt 1,4 Mio t liefert den Grundstoff für jährlich 50.000 t Biodiesel. Mit dem Verkauf könnte damit ein Erlös von 25- 38 Mio Euro erzielt werden. Außerdem würde die Produktion die derzeit in der Steiermark hergestellte Menge an Biodiesel aus Pflanzenölen und Altspeisefetten verdoppeln. Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass die Treibhausgas- Emissionen von Bioethanol aus Lauge um bis zu 90 % geringer sind als von Benzin. Die Energie Steiermark bietet eine Zusammenarbeit mit Bauern an, indem sie 100 Euro/t für Kurzumtriebspflanzen zahlen. Gewinner bei der feierlichen Verleihung der goldenen Pappel für die am besten wachsenden Pappeln war die Familie Gsell aus Lipsch mit einer Höhe von 10, 3m in 2 Jahren. Mit Hilfe der frei laufenden Hühner wurden die Pflanzen stets mit dem gutem Dünger versorgt. Dr. Arthur Wellinger ist Präsident der europäischen Biogas- Vereinigung. Wir hören ihn bei einem Interview. Wie sieht es aus mit der Feinstaub – Belastung von Biomasse-Heizungen? Darüber berichten Prof. Obernberger von der TU Graz und Frau Prof. Hirvonen aus Finnland. Bei den untersuchten Feuerungssystemen gab es wiederum, wie bereits Prof. Obernberger feststellte, gravierende Unterschiede. Als führender Hozkesselbauer nimmt Erwin Stubenschrott von KWB dazu Stellung. KWB verfügt mittlerweile weltweit über den abgasärmsten Pelletsofen. Um die Ziele 2020 zu erreichen, fordert Fanny Langue, von der Europäischen Union, den Ausbau aller erneuerbaren Energieformen. Eine stärkere Nutzung von Biomasse sieht sie im Bereich von Wärme und Strom. Dr. John Gililand ist Vorsitzender der Rural Generation Limited, eines ländlichen Forums im Norden Irlands. Er ist Berater der britischen Regierung zur Bekämpfung und zur Vorbereitung auf den Klimawandel. Die Emissionen aus Lachgas sind in Großbritannien sehr hoch. Dies ist vielen Bauern nicht bewusst. Letztendlich, wenn in diesem Sektor wirklich die Vermeidung von Treibhausgasemissionen gelingen soll, dann haben wir keine andere Wahl, als mehr Gemüse und weniger Fleisch zu essen. Die Produktion von tierischen Erzeugnissen ist viel Kohlenstoff- intensiver. Der Sektor könnte drastisch seine Treibhausgasemissionen reduzieren durch eine dramatische Verringerung der nationalen Herde. Kartoffeln haben den geringsten Fußabdruck und sind daher die beste Alternative zum Energie- intensiven Fleisch. Dr. John Gililand startete auch ein Forschungsprojekt mit 1.500 Hektar Weiden, die er in Irland, Schottland und in New York State pflanzte. Weiters ist die Errichtung von Klein- Windkraftanlagen auf Bauernhöfen geplant. Laut Dr. Heinz Kopetz ist und bleibt Biomasse das Rückgrat der Erneuerbaren Energiestrategie und der Politik gegen den Klimawandel. Er fordert daher eine Ausweitung der Nutzung aus der Forstwirtschaft, von den landwirtschaftlichen Flächen und aus der Abfallwirtschaft. Ein besonderes Anliegen sei daher die Ausweitung der Waldflächen. Die Produktion muss nachhaltig erfolgen, d.h. die Nutzung muss kleiner oder höchstens gleich groß sein wie an Holz nachwächst. Biomasse muss effizient genutzt werden, der Wirkungsgrad ist zu erhöhen. Außerdem sind öffentliche Mittel nötig, um die Umstellung von fossiler Energie hin zum Einsatz von Biomasse zu forcieren. Priorität sollte immer die regionale Nutzung der Biomasse haben.Die Erreichung der Klimaziele fasst er auf 3 Punkte zusammen: Energieverbrauch reduzieren,Energie effizient umwandeln und nutzen, Erneuerbare Energien ausbauen.
Ein weiterer Beitragsteil widmet sich der e-mobility-conference 2011.
Graz positioniert sich hier als zukunftsweisende Elektro-Mobilitätsregion.
Elektroautos, Elektro-Zweiräder, E-Bikes, Stromtankstellen, Forschung und Entwicklung und mehr liefern ein Gesamtkonzept zur Forcierung der Elektromobilität.
Graz baut derzeit seine Position im Bereich der E- Mobilität stark aus. Bis 2020 sollen 15 Prozent aller PKW- Neuzulassungen E-Autos sein. Für die umweltfreundlichen Fahrzeuge wurden von der Holding Graz allein im Vorjahr Photovoltaikprojekte um 1 Million Euro investiert.
Als Modellregion unter Mitwirkung der Grazer Energieagentur erhält Graz vom Klima- und Energiefonds zusätzlich 1,6 Millionen Euro. Bis 2013 soll das gesamte regionale Verkehrskonzept optimiert werden und insgesamt 500 Elektroautos und mehr als 2000 einspurige Elektrofahrzeuge sollen zum Einsatz kommen. Für den Klimaschutz interessant ist der sehr geringe Verbrauch der E-Fahrzeuge und die Möglichkeit, einen Ersatz für Treibstoffe aus Erdöl oder Erdgas mittels erneuerbarer Energien zu erhalten. „Der Markt wird sich rasch entwickeln, ähnlich wie es bei den Handys der Fall war“, ist Bürgermeister Nagl überzeugt.
Graz bietet mit der Gebührenbefreiung bei Parkplätzen bereits jetzt schon Anreize für elektrisch betriebene Fahrzeuge. Neben den bereits bestehenden Stromtankstellen bei der „Auster“ (dem Eggenberger Bad), erfolgt demnächst eine Installation am Andreas Hofer Platz. Ein umfangreiches Tankstellennetz bei allen öffentlich zugänglichen Plätzen der Holding Graz ist geplant.
Holding Graz-Vorstand DI Wolfgang Malik gibt eine Vorschau: „20 Fahrzeuge sollen unseren Fuhrpark ergänzen, ein Hybridbus fährt bereits. Bis Jahresende soll ein echter Elektrobus den Öffentlichen Verkehr unserer Stadt bereichern.“
„Es muss uns gelingen, Fahrzeuge anzubieten, die die C02-Ziele erfüllen und gleichzeitig Spaß machen“, erklärt AVL Geschäftsführer Dr. Robert Fischer.
Graz verfügt mit einem ausgeklügelten Lease-Plan, mit den Firmen Magna E-Car Systems, AVL List (Forschung und Entwicklung) und Hans Roth (Saubermacher), der für ein Recycling der verbrauchten Batterien sorgt, über ein perfektes Rundum- Konzept, das die Zukunft der E-Mobilität entscheidend prägen wird.
In einem weiteren Themenblock berichten wir vom letzten Energy Lunch der NOEST, dem Netzwerk Öko-Energie Steiermark, das die Wissensdrehscheibe für Energieinnovationen ist. Diese zu fördern, zu bündeln und wirtschaftlich verwertbar zu machen ist die Aufgabe des Netzwerkes Öko-Energie Steiermark. Bis 6. Juni läuft wieder die Einreichfrist für den Energy Globe 2011. In den Open News stellt Frau DI Mariam Djalili von der BOKU Wien ein interessantes Haustechniksystem für Plusenergiegebäude vor. Der Chef der Grazer Energieagentur, Herr DI Boris Papousek spricht über nachhaltige Mobilität und dann über die Modernisierung, bzw. Umstellung der Straßenbeleuchtung von Graz. Frau DI Heidrun Stückler stellt eine Energieberatung für einkommensschwache Haushalte vor. Mit Gedanken über Bewertungskriterien für soziale Nachhaltigkeit von Frau Dr. Gudrun Lettmayer und Herrn Mag. Suschek-Berger beschließen wir diesen Nachrichtenblock.
Auch heuer möchten wir wieder den Tag des Windes ankündigen. Österreich feiert ihn rund um den 15. Juni (den internationalen Tag des Windes) wieder mit zahlreichen Veranstaltungen. Insgesamt werden wieder tausende BesucherInnen bei 15 Events in Niederösterreich, der Steiermark, dem Burgenland, Oberösterreich und Kärnten erwartet. Das reichhaltige Angebot reicht von Wind-Festen bis zu Wander-Touren und Baustellen-Besichtigungen. An mehreren Standorten wird es Windradbesichtigungen und die Möglichkeit, Elektrofahrzeuge zu testen, geben. Warum Elektrofahrzeuge auf den Wind-Festen so gefragt sind, ist leicht erklärt: Nur die Betankung mit erneuerbarer Energie macht ein E-Fahrzeug zu einem Null-Emissions-Fahrzeug. Erstmals gibt es auch die „kleine Windkraft zum Anfassen“: kleine Windkraftanlagen für die Montage an Haus oder Hof können vor Ort besichtigt werden. Bei den größeren Events wird das bewährte Wilder-Wind-Kinderprogramm angeboten, bei welchem für Spiel und Spaß rund um die Windkraft gesorgt wird.
Detaillierte Infos (samt Routenplaner) finden Sie auf: www.tagdeswindes.at
Wissenswertes zur Windenergie
1 Windkraftanlage produziert jährlich sauberen Strom für 1250 Haushalte.625 Windkraftanlagen mit einer Leistung von 1.011 Megawatt produzieren Strom für über eine halbe Million österreichischer Haushalte. Die Windkraft liefert als heimische und saubere Energieform einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit. Windkraftanlagen reduzieren den Atomstrom. In Japan stabilisieren Windräder das Stromnetz. Jede japanische Anlage hat den Tsunami und das Erdbeben überstanden. In Dänemark wird bereits ein Viertel des Stroms durch die Windenergie abgedeckt. In Österreich sind es 3 Prozent. Unsere Klimanews sind jederzeit gratis als Podcast im Internet unter cba.media oder in den oekonews abrufbar.